Als ich Anno 1999 Lunar: The Silver Star für das Sega-CD für nur 8 DM ergattern konnte, war das einer meiner größten Tage als Sega- und JRPG-Fan. Das Spiel von 1992 war eines der bestverkauften Spiele für die CD-Erweiterung überhaupt, kam aber in dieser Form nie auf das europäische Mega-CD und war normalerweise nie unter 100 DM zu bekommen. So konnte ich mich also für wenig Geld besser spät als nie in ein für 16-Bit-Verhältnisse tolles RPG stürzen. 12 Jahre später liegt die Disk Lunar: Silver Star Harmony in meiner PSP und ich freue mich auf eine Neuauflage, die bereits für andere Systeme adaptiert und erweitert wurde.
Von einem der auszog…
Der Rahmen der Geschichte ist schnell erzählt. Lunar und Alex wachsen gemeinsam fast wie Geschwister auf. Während Alex, durch die Geschichten seiner Eltern inspiriert, dem großen Helden Dyne nacheifern will und große Abenteuer bestehen will, ist Lunar eher bescheiden und nicht besonders auf große Reisen aus. Als sie eines Tages einen großen, weißen Drachen entdecken und dieser Alex prophezeit er könne der nächste Dragonmaster werden, wenn er nur die übrigen drei Drachen findet und deren Aufgaben erfüllt, ist das große Abenteuer so gut wie gebucht. Sie wissen nicht, dass sie sich auf dem Weg machen, um die Welt vor ihrer Zerstörung zu retten. 15 Jahre zuvor haben vier Helden die alles beschützende Göttin Althena und damit die gesamte Welt gerettet. Dragonmaster Dyne – einer der vier Helden – kam bei diesem Kampf unter mysteriösen Umständen ums Leben und ohne neuen Dragonmaster ist die Welt der Gegenwart dem Untergang geweiht.
Aufpoliertes Old School
Soweit die ersten von vielen Stereotypen, die 1992 noch für ein vernünftiges Rollenspiel gereicht haben. Auf der einen Seite ist es zwar löblich einen solchen Klassiker inhaltlich weitestgehend unberührt zu lassen und lediglich um ein paar Storyelemente zu erweitern, aber heutzutage wirkt die Geschichte schon sehr angestaubt. Glücklicherweise sind die Charaktere Luna und Alex mit ihrem Sidekick Nash – eine kleine, fliegende, katzenartige Quasselstrippe – und auch spätere Partymitglieder durchweg sympathisch, wenn auch weitestgehend ohne Tiefe.
Das Spielgeschehen wird aus einer isometrischen Ansicht dargestellt. Städte und Dungeons sind wunderschön gezeichnet und für jedes Areal individuell gestaltet. Die Charaktere fügen sich nahtlos in dieses Bild ein. Dialoge werden in den meisten Fällen über die üblichen Textboxen kommuniziert und nur in Schlüsselszenen bekommen die Figuren eine Stimme. Dafür werden einige Szenen in kleinen Anime-Sequenzen gezeigt, die vor allem gegen Ende eine erstaunliche Qualität erreichen. Da diese Filme nur im 4:3 Format gezeigt werden, gehe ich davon aus, dass sie einem der Remakes für Saturn oder Playstation entnommen wurden. Das Gameplay entspricht widerum der alten Schule. Man reist von Stadt zu Stadt und durchstreift auf dem Weg monsterverseuchte Wälder, Canyons und Wüsten. Die Gegner sind jederzeit sichtbar und können mit etwas Glück und Geschick umgangen werden, wodurch der klassischen Nervfaktor „Zufallskampf“ eleminiert wird. Kommt es doch zum Feindkontakt wechselt man in den Kampfscreen, auf dem der Schlagabtausch ausgetragen wird. Die rundenbasierten Kämpfe sind dabei sehr simpel und ohne besondere Taktik leicht zu bewältigen. Selbst Bosskämpfe zeichnen sich nur durch widerstandsfähigere Gegner ohne besondere Stärken und Schwächen aus. So kann man mit den Basiseigenschaften der Partymitglieder, unter denen zwei Nahkämpfer, ein Heiler und zwei Magier gehören, bequem jedes Hindernis aus dem Weg räumen. So schafft man das Spiel innerhalb von 35 Stunden ohne einmal zu sterben.
Nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit
Lunar: Silver Star Harmony ist aus heutiger Sicht ein solides und streng lineares Rollenspiel. Die Geschichte ist wenig überraschend und die Charaktere erfüllen die üblichen Klischees, ohne diese zu vertiefen. Trotzdem gehört Lunar in jede Sammlung eines JRPG-Fans, denn inhaltlich steckt es Spiele wie Final Fantasy III locker in die Tasche. Herausragend ist die musikalische Untermalung, die immer zur Umgebung und der Situation passt. Wenn man vom ewig wiederholten Battle Theme absieht, freut man sich auf jede Melodie, die das Spiel bereit hält. Auch die Grafik ist erstaunlich frisch und wird sowohl der PSP als auch dem Original gerecht, ohne sich zu weit von beiden Systemen zu entfernen. Da Lunar nur in Japan und den USA auf UMD erschienen ist, muss man sich entweder an den Importeur seines Vertrauens wenden oder den Gebrauchtmarkt abklappern. Beide Versionen laufen problemlos auf jedem euorpäischen PSP-System. Wer aber auf eine Verpackung und eine Disk verzichten kann, darf sich im PSN umsehen. Dort ist Lunar in der englischen Version für wenig Geld als Download verfügbar.
Spiritogre sagt:
29. Oktober 2011
Hach ja, das waren noch Zeiten! Ich genieße solche alten Titel heute gerne noch mal auf einem Handheld und insbesondere auf der PSP. Das Problem dabei ist, ich spiele kaum Handheld sondern eher am PC bzw. mit den großen Konsolen und gerade meine geliebten RPGs schlucken ja auch viel Zeit. Und auf der PSP gibt es eine Menge toller (J)RPGs! Gerade ist noch Persona 2 erschienen (hoffentlich auch bald hier), die Gelegenheit den letzten noch nicht hier erhältlichen Teil der Serie endlich auch mal zu zocken. Aber auch die Final Fantasys der PS1 bzw. sowieso die Rollenspiele der PS1, die es für die PSP gibt sind auf dem kleinen Schirm noch richtig ansehnlich und machen da mehr Spaß.
PSP - Retromaschine, Schnäppchenlieferant und Reisebegleiter | Spontanbesorger sagt:
2. Mai 2016
[…] die Downloads sowohl auf der PSP, als auch auf der PS3 laufen. Weitere Klassiker wie Arc the Lad 2, Lunar Silverstar oder Impossible Mission bekommt man geradezu hintergeworfen und mit jedem Kauf erhält man ungleich […]