Kurz vor dem Release der HD-Neuauflage der drei Metal Gear Solid Games Sons of Liberty, Snake Eater und Peace Walker habe ich mir meine PSP geschnappt und die jüngste Episode der Kojima Cash Cow gespielt. Metal Gear Solid: Peace Walker spielt wenige Jahre nach den Ereignissen von Snake Eater und erzählt die Geschichte von Big Boss, wie er seine Privatarmee und die Basis Outer Heaven aufbaut, während er einen seiner ersten großen Einsätze auf eigene Rechnung besteitet. Snake verschlägt es in die Grenzregion von Costa Rica, wo Guerillas gegen vermeintliche CIA-Truppen kämpfen. Schon bald kommt es zum Kontakt mit einer unbemannten Kampfeinheit mit einer künstlichen Intelligenz, deren Existenz einige Fragen aufwirft.
Alt Bewährtes und neue Pfade
Ab der ersten Minute stellt sich das typische Metal Gear Feeling ein. Bereits die Sounds im Menü sind Metal Gear typisch und auch die Grafik und Erzählstruktur reihen sich gut in die Serie ein. Da der Platz auf einer UMD wohl doch etwas beschränkter ist, laufen die Zwischensequenzen hauptsächlich im Stil der Grafic Novels ab, was aber dank vollständiger Sprachausgabe der Atmosphäre nicht schadet. Die Missionseinleitungen und natürlich das eigentliche Spiel sind im gewohnten 3D-Stil. Aber irgendwie ist Peace Walker dann doch anders.
Das Spiel wurde nicht nur technisch an den Handheld angepasst. Um den Straßenbahn- und Mittagspausen-Spielern einen höheren Komfort zu bieten, wurde der gesamte Ablauf in Missionen von 20 bis 60 Minuten unterteilt. Im Einzelnen müssen ein paar Schleichmissionen absolviert zu werden, um ein Zielareal zu erreichen, um in der folgenden Mission einen Bosskampf gegen ein Fahrzeug bestreiten zu können. Im Grunde unterscheidet sich dies nicht maßgeblich von den „großen“ MGS-Teilen, aber durch die Teilung in Missionen wird das Spiel noch linearer, als es ohnehin schon ist. Streifzüge durch große Gebiete auf der Suche nach Schlüsseln oder Ausrüstungsgegenständen entfallen dadurch fast komplett. Letztere sind ohnehin nebensächlich geworden, da Snake nur noch ein stark begrenztes Inventar besitzt. Man muss vor jeder Mission entscheiden, welche Waffen und welche Items man mitnimmt. Je nach Outfit kann man zwei bis drei Schusswaffen, weitere 3-4 Wurfwaffen oder positionierbare Waffen und bis zu acht Gesundheitsitems und unterstützende Ausrüstung mit sich führen. Für jede Mission werden die Magazine und Bestände auf das Maximum befüllt und man kann weitestgehend sorgenfrei in den nächsten Abschnitt gehen. „Gehen“ ist dabei wörtlich zu verstehen, denn kriechen oder „robben“, wie der Wehrdienstleistende sagen würde, ist nicht möglich. „Sorgenfrei“ ist dagegen leider nicht ganz richtig, denn die Steuerung ist extrem gewöhnungsbedürftig, vor allem wenn man zwei Analogsticks gewohnt ist. Es gibt zwar verschiedene Tastenbelegungen, die man sich zusätzlich individuell konfigurieren kann, aber das vollgestopfte Layout führt schon mal zu unglücklichen Kameraperspektiven und falschen Eingaben in hektischen Situationen.
Neben den Kampfmissionen gibt es einen für Metal Gear Spiele völlig neuen Abschnitt: Die Basis Outer Heaven – in jedem Kojima-Game erwähnt – wird aufgebaut, damit die Privatarmee endlich ein Zuhause hat. Naja, man schaut viel mehr zu wie die Anlage entsteht, denn für die Entwicklung ist das Team zuständig, welches man in Laufe der Zeit zusammenstellt. Die talentiertesten Soldaten, die man während der Missionen aus dem Kampfgebiet evakuiert, werden in die Abteilungen Kampf, Entwicklung, Ernährung, Medizin und Aufklärung eingeteilt, wo sie dann die Anlage weiterentwickeln und ausbauen können. Je besser die jeweiligen Teams sind, desto größer wird Outer Heaven. Zusätzlich verdient die Kampfeinheit Geld mit verschiedenen Aufträgen, was wiederum den übrigen Teams zu Gute kommt, da sie so neue Waffen und Items, die während der Missionen eingesetzt werden können, entwickeln. Dieser Part des Spiels kann nach jeder Mission gepflegt werden und lockert den Ablauf etwas auf. Dummerweise verliert die Haupthandlung dadurch auch ihren Drive und büßt einiges an Spannung ein.
Hinter’m Horizont geht’s weiter
Eine weitere Neuerung stellen die Spezial Ops Missionen dar. Es gab zwar schon immer Bonusmissionen, aber diese Optionalen Herausforderungen sind teilweise in die Haupthandlung integriert und werden erst nach und nach freigeschaltet. So muss man in einer Mission den Rückzugsweg für Snake freihalten, indem man einen seiner Untergebenen steuert und die alamierten Feinde niedermäht. Die Mehrheit der Missionen sind jedoch auch mit Snake bestreitbar. Fahrzeugkämpfe, Evakuierungsmissionen, Basisverteidigung, Fotomissionen und ein Date mit der jungen Paz stehen auf dem Programm. Alles in allem bringt es Peace Walker auf ca. 200 Missionen, mit denen man 60 Stunden und mehr beschäftigt sein kann. Gehört man zu den Highscorejägern erhöht sich die Spielzeit um ein Vielfaches, denn um für jede Missionen die Top-Bewertung zu erhalten, braucht man ein paar Anläufe. Konzentriert man sich jedoch nur auf die Hauptmissionen, sieht man nach spätestens 20 Stunden den Abspann. Interessanterweise markiert der Abspann aber nicht das Ende des Spiels, denn erst jetzt werden viele neue Missionen aktiviert und sogar noch ein weiteres Kapitel der Hauptgeschichte aufgeschlagen.
Strunzdumme Gegner
Auch wenn man während des Spiels auf der Jagd nach Maschinen mit KI ist, lässt die Intelligenz der Gegner sehr zu wünschen übrig. Die Soldaten schlagen erst Alarm, wenn man bis auf wenige Meter an sie herankommt und sie umkreisen Snake oft ohne auch nur einen Schuss abzugeben. Schleichen und tarnen, wie man es aus den anderen Spielen kennt, kann man sich hier fast komplett schenken, denn ein langsames Gehen reicht vollkommen aus, um unbemerkt zu bleiben, solange man niemanden in die Arme läuft. Des weiteren ist Peace Walker sehr auf passive Gewalt ausgerichtet. Um die eigene Armee auszubauen muss man soviele Soldaten wie möglich betäuben und „entführen“, um sie später in das eigene Team zu integrieren. Getötete Gegner geben dagegen Minuspunkte in der Missionsbewertung.
So dumm die Fußsoldaten, so eintönig sind dann auch die Bosskämpfe. Die Zeiten, in denen man die Schwachstellen finden musste oder nur mit einer bestimmten Waffe zum Ziel kam, scheinen vorbei zu sein. Mittlerweile reicht es vollkommen aus mit Maschinen- und Sturmgewehr auf den Gegner zu ballern, bis der Energiebalken minimiert ist. Man kann sich zwar auf verschiedene Teile der Mechs konzentrieren, um entsprechende Bauteile für die eigene Werkstatt zu erbeuten, aber im Großen und Ganzen heißt es „Laufen – Schießen – Regenerieren“. Die Herausforderung besteht eigentlich nur noch darin lange genug zu überleben, denn Dank Nachschubanforderungen steht Munition immer in großen Mengen zur Verfügung.
Alles in allem ist Metal Gear Solid – Peace Walker ein solides Stück Software, dass trotz aller Kritikpunkte viel Spaß macht. Gerade die Spezial Ops warten mit ein paar witzigen Ideen auf und irgendwie packt einen doch der Ehrgeiz alle Missionen freizuschalten und zumindest einmal zu spielen. Peace Walker ist ganz sicher der schwächste Teil der Serie, aber dank des riesigen Umfangs, der Möglichkeit fast alle Missionen auch im Multiplayer-COOP zu spielen, und der grandiosen Synchronisation, kommt man als PSP-Besitzer nicht um diesen Pflichtkauf herum. Ob das Spiel allerdings auch auf der PS3 funktioniert, wage ich zu bezweifeln.
GenesisAUT sagt:
28. November 2011
coole Sache. Peace Walker ist vor allem im Coop-Modus sehr geil. Besonders die „Monster Hunter“-Missionen sind mal ne coole Abwechslung. Auch die Tatsache, dass man „Mr. Kojima“ in sein Team rekrutieren kann ist wieder typisch Metal Gear. Anspielungen und Wortwitze stehen an der Tagesordnung. Irre ich mich oder gabs da nicht einen Charakter mit dem Namen „Cécile Cosima Caminades“? Kann man als „Kojima Kaminandesu“ lesen und bedeutet soviel wie Kojima ist Gott xD
Einfach nur geil^^
spontanadmin sagt:
28. November 2011
Im Vergleich zu den „großen“ Teilen 1-4 halten sich die Anspielungen aber sehr in Grenzen. Als Singleplayer fand ich es ohnehin blöd, dass man sich während einer Mission nicht mal ne halbe Stunde in eine Codec-Diskussion verlieren konnte. Die Tapes, die man sich vor jeder Mission anhören kann, sind nur ein schwacher Ersatz… siehste, hab ich vergessen oben reinzuschreiben 😉 Kojima hab ich zufällig gefunden – das war sehr geil… „Mr. Kojima!?“
GenesisAUT sagt:
29. November 2011
Habs zuvor im Netz gelesen. Da musste man doch in nem Truck suchen oder? Mr. Kojima?! Musste dabei ziemlich grinsen.
Ist der nicht super in Medizin und Wissenschaft? Aber dafür total mies in Kochen?^^
spontanadmin sagt:
29. November 2011
Medizin und Spionage (Intel) sind Top, Forschung war eher Durchschnitt und Kampf sowie Kochen NULL 😉
PSP - Retromaschine, Schnäppchenlieferant und Reisebegleiter | Spontanbesorger sagt:
14. Juni 2012
[…] da die Discs gedreht werden müssen und der Motor ein echter Akkufresser ist. Ein Spiel wie Metal Gear Solid – Peacewalker beansprucht nicht nur den Grafikchip, sondern lässt auch der UMD kaum eine ruhige Sekunde. Hält […]