Wenn man mir schon die Ehre gibt und einen so ausführlichen Kommentar hinterlässt, antworte ich natürlich auch. Da das hier mein Wohnzimmer ist, mache ich sogar einen neuen Beitrag dafür 😉 Hier also die Antwort zu Chris‘ Kommentar zu XBox One – XBox? None!.
Die Präsentation hat mir als Gamer vor allem eines klar gemacht: Ich bin Microsoft vollkommen egal! Der Fokus der PK und demnach auch der XBox One liegt bei allem anderen, nur nicht bei Spielen. Die haben immerhin über 30 (!) Minuten gebraucht, um überhaupt mal auf das Thema zu kommen, und dann sieht man ein paar wenig beeindruckende Trailer, quasi null Gameplay und keinerlei namentliche Neuankündigungen. Ein paar Zahlen und die Kooperation mit EA sind nicht gerade das, was man als Gamer sehen oder hören will, vor allem weil gerade EA nicht ganz unberechtigt zum zweiten Mal in Folge zur unbeliebtesten Firma der USA gewählt wurde. Ich für meinen Teil brauche die XBox One wegen all der Multimedia-Features nicht. Ich habe einen guten Sat-Receiver, einen vernünftigen Blu Ray Player, einen NAS im Keller, diverse Abspielgeräte im Haus verteilt und – man höre und staune – eine (!) Fernbedienung „to rule ‚em all“. Davon mal abgesehen sind mir in den vergangenen 30 Jahren schon genug Geräte kaputtgegangen (inkl. 1x XBox und 3x XBox 360 ;)), um zu wissen, dass man sich nie auf ein einziges System verlassen darf.
Was deinen Vergleich mit dem Smartphone angeht: Dieses Gerät funktioniert auch ohne aktiviertes GPS, WLAN oder mobiles Netz und ich kann diese Dienste nach Bedarf aktivieren und deaktivieren. Ich muss und ich will nicht ständig mit sozialen Netzwerken verbunden sein, permanent meinen Standort übermitteln oder sonst irgendwie Daten abgleichen. Ich habe einfach die Möglichkeit alles nach meinen Vorstellungen einzurichten, aber andere Nutzer können es genau anders herum machen. Das macht ein gutes Gerät aus: Nichts muss, alles kann! Ein Gerät, das ein bislang wenig genutztes und nicht sehr beliebtes Feature zu einer erzwungenen Kernkompetenz erhebt und damit zumindest fragwürdig bleibt, kommt mir in dieser Form nicht ins Haus. Genres abseits von Rennsimulationen haben es bislang nicht geschafft ein halbwegs vernünftiges Spiel mit diesem Feature zu präsentieren. Am Ende war es das gleiche Gehampel wie bei PS3-Move oder Wii, nur eben ohne Knochen in der Hand oder ging einfach in die Hoses – Steel Battalion lässt grüßen.
Was meine „Paranoia“ angeht ist es nicht von der Hand zu weisen, dass Microsoft im vergangenen Jahr bereits ein Patent angemeldet hat, mit dem es möglich ist die Anzahl der Personen vor dem Gerät auszumachen, um so die Höhe der fälligen Lizenzgebühr zu ermitteln. Zudem wurde schon bei der Einführung von Kinect auf die Marketing-Möglichkeiten hingewiesen, die durch das Erfassen und Ermitteln diverse Firmenlogos, die auf Chipstüten, Colaflaschen oder anderen sichtbaren Gegenständen, entsteht. Ich finde das durchaus bedenklich und da ich zu der Fraktion gehöre, die allzu neugierige Webseiten so gut wie möglich blockiert, gefällt mir diese neue Möglichkeit der Marketingerfassung gar nicht. Wenn das Ding ständig online und im Standby sein muss besteht zudem immer die Möglichkeit des Missbrauchs, und sei es „nur“ durch Dritte. Mal abgesehen davon würde das System bei mir ohnehin nicht funktionieren, da ich meine Technik an verschiedenen Stromsteckerleisten habe und wenn ich mal ein paar Wochen nicht spiele, sind die Konsolen zu 100% offline. Nach bisherigen Angaben wäre das der „Tod“ für eine XBox One, da angeblich ja mindestens alle 24h ein Serverabgleich erfolgen muss. Letzteres kann ich mir zwar nicht wirklich vorstellen, aber zutrauen würde ich es jedem Konzern, der scharf auf Userdaten ist oder dessen Existenz davon abhängt…
Was war noch? Ach ja, Ausfallsicherheit. Solange ich in Deutschland lebe und mit dem Damoklesschwert der anbieterübergreifenden Drosselung konfrontiert bin, funktioniert da gar nichts. Wie Toppi es schon ausgeführt hat ist „die letzte Meile“ zumindest in Deutschland ein KO-Kriterium. Wieviele Eifelkäffer haben bis heute kein DSL, das diesen Namen auch verdient? Und egal wieviele Server zur Verfügung stehen, die Userdaten sind wie bei jedem System ein Angriffsziel. Wenn die Lücke gefunden wird muss das Loch gestopft werden und je nach Loch werden auch 300000 Server nicht erreichbar, solange die Accounts eingefroren sind, womit wir dann wieder beim PSN-Ausfall wären. Das grundsätzliche Problem des „Outsourcing“ ist nun mal die damit einhergehende Abhängigkeit. Ich bin schon angepisst, weil eines meiner alten Web-Radios nicht mehr supported wird und ich keine Möglichkeit habe am Gerät eine URL einzugeben. Das ging nur online und jetzt tropfen nach und nach alle Sender weg, weil entweder das Format oder die Adresse wechselt.
Am Rande bemerkt finde ich es übrigens interessant, dass unmittelbar nach der PK zu XBox One der Sony Kurs spürbar nach oben ging, während bei Microsoft eher Stagnation zu beobachten war. Der Markt scheint zumindest im Vorfeld der PS4 den Vorzug zu geben. Ich habe immer den Standpunkt vertreten, dass Spiele über den Erfolg einer Konsole entscheiden (sollten), aber Microsoft sieht das wohl anders und will auch keine Spielkonsole mehr verkaufen. Man sieht ja schon seit langem auf dem Dashboard der XBox 360 welchen Stellenwert das Spiel hat: in der linken oberen Ecke ist mein Spiel verbannt, während der Rest fast ausschließlich aus Werbung für Filme, Werbung für Features und Werbung für andere Spiele besteht.
Chris sagt:
24. Mai 2013
Eieiei… wieder so ein langer Artikel 😉
Ich fange mal oben an, wo Du schreibst:
„Die Präsentation hat mir als Gamer vor allem eines klar gemacht: Ich bin Microsoft vollkommen egal! Der Fokus der PK und demnach auch der XBox One liegt bei allem anderen, nur nicht bei Spielen.“
Ich glaube nicht, dass Du Microsoft als Gamer egal bist. Jedoch glaube Ich, das Microsoft den Trend bemerkt hat, dass die XBOX 360 eben nicht mehr nur zum reinen spielen eingesetzt wird, sondern sich verstärkt auch in anderen Entertainment Bereichen bewiesen hat. Ich nehme unseren Haushalt mal als Beispiel:
Meine Freundin nutzt die XBOX samt Kinect wöchentlich ca. 2-3 Stunden um vor Ihr zwecks Fitnesstraining mit „Couch-Tisch Zerstörerischer“ Gewalt herumzutoben. Am Wochenende nutze Ich sie dann zum gelegentlichen Halo oder NFS, oder ….. daddeln. Aber hauptsächlich läuft das Teil bei uns um allabendlich via XBOX-Live Videos zu gucken (TV-Werbung und Harz4-TV sei dank brauch Ich meinen SAT-Receiver so kaum noch).
Zur Kinect: Soweit Ich gelesen, oder eben nicht gelesen habe gibt es bislang keinen Zwang die Kinect auch tatsächlich anschließen / nutzen zu müssen. Auch den viel zitierten „Onlinezwang“ wurde bislang weder bestätigt noch dementiert. Daher würde Ich hier erst mal empfehlen abwarten und „Apfelkuchen essen“ (Tee mag ich nicht!). Seitens Microsoft habe Ich bislang nur gehört, dass es den Game-Entwicklern die Möglichkeit offen lassen wird verschiedene Cloud Dienste In-Game nutzen zu können. Was bis hier her ja erst einmal nicht schlimm ist. Wie sich das nachher in der Praxis äußert sei einmal dahin gestellt. Gelernt habe Ich allerdings, dass auch hier alle nur mit Wasser kochen und es sich die Entwickler sicherlich 2-mal überlegen werden diese Möglichkeiten in Anspruch zu nehmen. Immerhin müssten sie sich zumindest über einen gewissen Zeitraum verpflichten diese Dienste auch zu pflegen und zu zahlen. Als Analogie sei hier den damals so gehypten Online-Content von Blurays genannt. Manche Discs verweisen hier lediglich noch auf einen Wiki Artikel, neuere verzichten gar auf die Möglichkeit weitere Inhalte bereit zu stellen.
Der Onlinezang?? Wenn es sich bewahrheitet dass die Box alle 24h, bzw. innerhalb der letzten 24h mind. einmal (oder einmal kurz nach dem einschalten???) mit dem Server ausgetauscht haben muss, würde Ich nicht unbedingt behaupten, dass das prinzipiell alles schlecht sein muss. Wie oft habe Ich mich doch über einen Cheater aufgeregt, die mir den Online Spielspaß bei Counterstrike, Ravenshield oder Battlefield mit irgendwelchen Skripten vermiest hat. Wie viele Blutdruckmittel (und somit Kohle!) hätte Ich mir sparen können, wenn man diese ******* zuverlässig! aus dem Onlinespiel hätte verbannen können?! 🙂 Was Ich damit sagen will: Nicht jeder der Funktionen soll ein Nachteil für die Gamer sein!
Wo Ich Dir jedoch definitiv Recht gebe ist, dass es auch in meinen Augen ein eher ungünstiger Zug war ausgerechnet mit EA bei der Präsentation aufzukreuzen. Da ausgerechnet diese Firma nebst UBI die einzigen wären denen Ich es zutrauen würde Equipment wie Kinect dazu auszunutzen um Gamer weiter auszubeuten zu können oder gezielte InGame Werbung zu zeigen.
Was dieses Patent zur Ermittlung der Zuschauer angeht würde Ich erst mal abwarten, was die Jungs daraus machen. Ich würde mich freuen, wenn Ich für einen Film, den Ich mir alleine oder zu zweit ansehe dafür etwas weniger zahlen müsste. Am Ende des Tages entscheidet Angebot und Nachfrage. Daher bin Ich auf der einen Seite ganz froh, dass es die Konkurrenz (Sony) gibt und die User somit die Wahl haben. Auf der anderen Seite ist es schlimm genug, dass Microsoft und Sony den „Krieg“ über Exklusiv Titel bestreiten. In meinen Augen ist es eben diese Exklusivität, die dem User die Kohle aus der Tasche zieht! Denn dadurch hat eine Firma (egal wer) das Monopol auf diesen Titel, was sich wiederum darin auswirkt, dass die Preise für solche Titel nicht oder nicht so stark fallen als andere. Wir „Hardcore“ Gamer unter Umständen gezwungen werden zwei oder mehrere Konsolen zu kaufen, etc. …
„Am Rande bemerkt finde ich es übrigens interessant, dass unmittelbar nach der PK zu XBox One der Sony Kurs spürbar nach oben ging, während bei Microsoft eher Stagnation zu beobachten war.“
In Zahlen: es waren es ~10%. Wobei hier auch zu beachten gilt, dass die Playstation für Sony einen im Verhältnis deutlich höheren Stellenwert bestreitet als es für Microsoft die XBOX tut. Microsoft hat in meinen Augen dafür viel zu viele Eisen im Feuer als dass sich eine XBOX Präsentation so krass auf den Börsenkurs auswirken würde. Was aber nicht heißt, dass Du Recht haben könntest mit dem Markt! Das gleiche Spiel haben wir damals mit PS3 und XBOX 360 auch erlebt, als heraus kam dass die PS3 etwas performanter sein soll. Und trotzdem hat sich bislang die XBOX gar nicht mal so schlecht geschlagen:
PS3: 77 Millionen
XBOX 360: 76 Millionen
Chris sagt:
27. Mai 2013
Auf GT.TV hat Microsoft ein Always-On revidiert. Zu sehen über XBOX TV -> XBOX ONE auf der 360.
„Gamer come down!“