2006 erschien God of War für die PS2 in Deutschland. Die Fachpresse überschlug sich mit Lobhuddeleien und die allgemeine Öffentlichkeit geizte nicht mit Verbotsforderungen wegen des hohen Gewaltgrades, was in der Summe zu einem gewaltigen Hype um das Spiel führte. Auch ich konnte mich diesem Hype nicht entziehen und zog bald mit der Hauptfigur Kratos auf seinen Rachefeldzug gegen Ares, den griechischen Gott des Krieges. Das war dann der Tag, an dem ich gelernt habe, dass ein Hype nicht unbedingt für ein Spiel nach meinem Geschmack steht. Klar, God of War war für seine Zeit eine Grafikbombe und spielte sich hervorragend, hatte aber wegen seines geringen Umfangs, der mageren Geschichte und dem genretypischen Schnetzelgameplays nicht viel für den durchschnittlichen Spieler zu bieten, ganz zu Schweigen vom Zerpflücken der griechischen Mythologie, von der ich seit meiner Kindheit ein großer Fan bin.
Warum also die God of War Collection kaufen? Zum einen hat sie nur 12 Euro gekostet und zum anderen wollte ich einfach mal testen, ob ich das Spiel nach 5 Jahren anders wahrnehme. Auf der guten Seite gebe ich nach wie vor zu, dass man das Spiel locker flockig daddeln kann und mit einer tollen Inszenierung belohnt wird. Manche Schauplätze – vor allem im zweiten Teil – sind trotz der „nur“ aufpolierten PS2-Grafik atemberaubend und sollten von jedem Gamer mal gesehen werden. Auf der schlechten Seite sind Umfang und Geschichte noch immer mager und das Gameplay bietet viel zu wenig Abwechslung. Wenn ich ein komplettes Spiel auf normalen Schwierigkeitsgrad in 6 Stunden durchspiele, stimmt die Relation einfach nicht mehr. Die Action-Puristen werden jetzt wieder schreien, dass man lieber ein intensives, kurzes Spiel zockt, als sich ewig durch gestreckte Abschnitte kämpfen zu müssen. Warum aber fordert niemand ein intensives, langes Spiel? Ich habe beispielsweise noch nie gehört, dass man anstatt einer Der Herr der Ringe Trilogie besser einen knackigen 90 Minuten Film hätte machen sollen. 30 Minuten pro Buch sollten doch ein extrem intensives Erlebnis ergeben, oder?
Alles in allem kann ich mich aber nicht über das Preis-/Leistungs-Verhältnis beklagen. Für 12 Euro wurde ich knapp 14 Stunden ordentlich unterhalten und habe dafür 2 Spiele gespielt, die zu PS2-Zeiten insgesamt ungefähr das zehnfache gekostet haben. Obendrauf habe ich ein paar Trophäen auf mein PSN-Konto bekommen, mit denen ich zwar nicht angeben kann, die aber zumindest meinen Level dort zu Gute kommen. Ich weiß aber auch, dass mein Interesse an weiteren Kratos-Episoden auf Null gesunken ist. God of War 3 für die PS3 oder ein beliebiger Ableger für die PSP kann kaufen wer will. Aus dieser Käuferschicht bin ich mit dieser Collection entgültig rausgefallen. God of War gehört damals wie heute zu den überschätztesten Spieleserien überhaupt. Darüber können Grafik, Action und Soundtrack nicht hinwegtäuschen. Wer aber kein Problem damit hat unzählige Zentauren, Gorgonen und die gesamte griechische Mythologie in einem halben Tag niederzumetzeln, hat meinen Segen dies auch zu tun.
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