Es passiert nur selten, dass ich nach Feierabend in einen Stau gerate. Anders als die meisten anderen Verkehrsteilnehmer bleibe ich dabei ziemlich gelassen und nehme mir die Zeit meine Umgebung zu beobachten. Als sich ein weiteres Auto vor mir einordnet – ja, ich unterstütze das Reißverschlussprinzip – fällt mir dort eine Kappe mit dem Schriftzug „Brings“ auf der Hutablage auf. Da „Brings“ neben dem verschliffenen Imperativ von „bringen“ auch eine Band aus Köln ist, ich aber 200 Kilometer vom Dom entfernt wohne, wanderte mein Blick sofort zum Nummernschild. Kein K für Köln, sondern das gleiche Kürzel wie auf meinem Nummernschild ist zu lesen. Hmm, ein weiterer Exil-Kölner? Ein näherer Blick, für den ich fast Stoßstangenkontakt aufnehmen musste, offenbarte dann den schönsten Nummernschildhalter, den ich seit langem gesehen habe und den ich auch gerne hätte:
Ich komm us Kölle
Nein, ich bin nicht auf Drogen, ich fliege oder höre auch nicht gerade „Über den Wolken“ und auch meine aktuellen Games haben keinen besonderen Bezug zum Himmel. Seit heute bin ich wieder ein Sky-Kunde, wobei „wieder“ im Grunde der falsche Ausdruck ist.
Man erinnere sich: Vor ungefähr 20 Jahren versuchte sich ein Bezahlsender namens Premiere – oder war es Premiere World? – am deutschen Markt zu etablieren. Zu Zeiten, in denen die Privatsender halbwegs salonfähig wurden, aber hauptsächlich durch billige Sitcoms und noch billigere Tittenfilmchen auffielen, war ein reiner Spielfilmsender mit ausgewählten Sport- und Konzertevents ohne Werbung durchaus reizvoll, wenn auch prinzipiell viel zu teuer.
Die Jahre gingen ins Land, die Privaten wurden vielseitiger, aber nicht besser und ich hab irgendwann mal angefangen mein erstes regelmäßiges Gehalt zu verdienen. Premiere reizte mich schon lange, aber irgendwie gab es immer wieder Ausreden, warum ich es mir dann doch nicht geholt habe. Irgendwann hab ich mir dann die Maxime gesetzt erst dann das „Fernsehen erster Klasse“ zuzulegen, wenn es im Free-TV kein deutsches Eishockey mehr zu sehen gibt (bis dahin gab es eine Coperation mit Eurosport). Um die Jahrtausendwende war es dann soweit und ich wurde dank der DEL zum Premierekunden. Als solcher hab ich das Programm lange genossen, bis dann vor 2 1/2 Jahren Sky übernahm. Alle Verträge mit Premiere liefen automatisch aus und man musste mit Sky eine neue Geschäftsbeziehung beginnen. Da die neue Preispolitik aber sowohl gierig, als auch unverschämt war, wurde ich nach fast 10 Jahren als zufriedener Kunde ziemlich unzufrieden. Dabei war es überraschend wie gleichgültig Sky reagierte. Eigentlich wollte ich mich nur beschweren und dabei wohl einen schärferen Ton angelegt, denn als Antwort erhielt ich eine Kündigungsbestätigung. So werden einem Entscheidungen abgenommen und ich war wieder ohne Bezahlfernsehen.
Scheinbar war ich aber kein Ausnahme, denn schon nach wenigen Monaten kamen die ersten Werbesendungen von Sky, in denen ich dreist umworben wurde. Da alles außer der Preis angepasst wurde, blieb ich bei meiner (nicht getroffenen) Entscheidung und habe das auch über 2 Jahre durchgehalten. Gestern kam dann das Angebot, das ich nicht mehr ausschlagen konnte. Der Preis ist niedriger als zu Premierezeiten und ich kann endlich wieder Eishockey gucken. Manchmal zahlt es sich eben aus hartnäckig zu bleiben! Ich darf nur nicht vergessen rechtzeitig wieder zu kündigen, denn nach 12 Jahren wird das Abo wieder schweineteuer.
Hiermit erstmal ein großes, dickes Entschuldigung an die armen Leser, die ich letzte Woche mit meiner seltsamen Simsalaseo-Meldung verwirrt habe. Es gibt natürlich kein Spiel dieser Art und auch die von mir fotografierten Schnappschüsse von Simsalaseo waren natürlich nichts anderes, als eine meiner G-Taste Figuren, die ich stilvoll in meine Rosen gestellt hatte. Was sollte das also? Letzte Woche wurde von Martin Missfeldt ein Wettbewerb ausgerufen, bei dem es das Ziel ist innerhalb eines Monats mit dem Suchbegriff „Simsalaseo“ auf Platz eins der Google-Bildersuche zu kommen.
Ich dachte meine Idee wäre halbwegs originell und dadurch auch erfolgreich, indem ich mehr oder weniger ansprechende Fotos in Kombination mit einem aktuellen und themenbezogenen Topic – die gamescom in Köln – präsentiere. Blöderweise sind die meisten SEOs (Search Engine Optimizer) wesentlich trockener an das Thema rangegangen und haben auf ihren „mächtigen“ Seiten und Blogs einfach stur vom Wettbewerb berichtet, ihre Backlinks gesetzt und wirklich – und ich meine wirklich – einfallslose Bilder hochgeladen, in denen einfach mal der Begriff „Simsalaseo“ reingeschrieben wurde. Nicht alle, aber sehr viele.
Simsalaseo – am Thema vorbei. Setzen, 6!
Kreativität wurde in diesem Fall zumindest in der ersten Instanz nicht belohnt. Google hat bei der Flut an Einträgen, die innerhalb von 48 Stunden für Simsalaseo indexiert wurde, meinen Beitrag offensichtlich als „nicht relevant“ eingestuft und ihn von Seite 1 in die Unendlichkeit nach hinten verbannt. Es handelt sich eben nicht um ein Videospiel, sondern um einen Wettbewerb. SEOs haben mit ihrer „Ehrlichkeit“ meinen Plan kaputtgemacht. SEOs sind keine Grafiker. SEOs sind doof 😉
Ich für meinen Teil reihe mich jetzt zumindest in die Reihe der langweiligeren Berichterstatter ein und oute mich als erfolgsarmer und möglicherweise chancenloser Teilnehmer eines Wettbewerbs, der mit ein paar schönen Bildern zumindest einen Hauch von Kreativität einbringen wollte. Meine normalen Leser haben wenigstens das eine oder andere schöne Hintergrundbild abgreifen können. Hier präsentiere ich euch gerne nochmal meine „Simsalaseo-Kunstwerke“. Mir gefallen einzelne Bilder übrigens persönlich auch ganz gut und wer will, kann die Bilder ohne Schriftzug bekommen. Kurzer Kommentar genügt völlig 🙂
Oder wie jetzt?
Oder hat Google jetzt gemerkt, um was es geht und die Relevanzen noch mal neu gemischt? Seit Donnerstag werden meine Simsalaseobilder zumindest teilweise aufgeführt, und siehe da: Ich pendelte zwischen den Plätzen 25 und 40. Es handelt sich dabei zwar um eines der Bilder, das ich jetzt weniger favorisiere, aber hey, was soll’s? Kurze Zeit später wurde ich dann aber aus der moderaten Suche gekegelt. Ist meine Simsalaseo etwa anstößiger als eine normale deutsche Werbung für Halbfettmargarine? man scheint sich da nicht so einig zu sein. Zumindest hatte ich einen kurzfristigen Höhepunkt, als eines meiner Bilder am Samstag völlig überraschend auf Platz 6 der Bildersuche auftauchte. Yay! Aber auch das blieb offensichtlich nicht unbemerkt, denn mittlerweile sind alle (!) meiner Bilder mit Bezug auf Simsalaseo aus dem Index verschwunden. Suchmachinenoptimierung scheint doch ein härteres Brot zu sein, denn wenn ein SEO schon auf den Button „anstößiges Bild melden“ klickt oder weitere Schritte einleitet, um Konkurrenz – für die ich mich wirklich nicht halte – zu eliminieren, gönne ich demjenigen das Geld von Herzen. Wahrscheinlich sind das für ihn satte 6 Monatsmieten inklusive Internetflat.
Ich ranke, also bin ich, oder nicht? Diese Simsalaseo-Geschichte läuft ja noch ein paar Wochen. Ich bin mal gespannt in welche Richtung die Reise noch geht. Ich für meinen Teil setze mich jetzt jedenfalls in die letzte Reihe und gucke gelegentlich mal aus dem Fenster, denn mit diesem Beitrag endet mein Engagement für dieses Projekt. Ich hab dann doch besseres zu tun! Ich habe zumindest ein paar Dinge gelernt:
- Suchmaschinenoptimierer verstehen keinen Spaß, wenn es um ihre Ehre geht
- Suchmaschinenoptimierer verstehen noch weniger Spaß, wenn es um Kohle geht
- Für einen Blog zählt nichts mehr als Aktualität
- Mein Blog wird innerhalb von Sekunden indiziert 😉
- Leicht bekleidete, aber züchtig bedeckte Plastikpuppen sind in Deutschland anstößig
- Ich schaffe es immer noch meine Mitmenschen zu verwirren
…und dann ist da noch die Geduld. Davon kann man in aller Regel ja nicht genug haben 🙂 So, und jetzt ist Schluss. Für mich war die kurzzeitige Topplatzierung am Samstag schon ein Erfolg und eine unglaubliche Genugtuung.