Mai 29

Shenmue 3 und der Weltuntergang


Kommentare sind ausdrücklich erwünscht!

Als hoffnungsloser Optimist habe ich mir vor Jahren einmal einen Google Alert eingerichtet, der auf jegliche Neuigkeit mit dem Stichwort „Shenmue“ anschlägt, und meistens finde ich Blogs von anderen Fans, die grundsätzlich die gleichen Fetzen wie ich aus dem WWW aufschnappen oder die üblichen Liebesbekundungen und Let’s Plays verbreiten. Hin und wieder gibt es aber auch wieder diese typischen, handfeste Gerüchte, die so unumstößlich und nicht fehlinterpretierbar sind, dass ein Release von Shenmue 3 quasi sicher ist – so sicher wie jeder angekündigte Weltuntergang.

So wabert seit gestern das so wohlklingende Gerücht durch die sozialen Medien, dass Sega wirklich an Shenmue 3 arbeitet. Auslöser ist ein Beitrag vom Synchronsprecher Corey Marshal, der vor 15 Jahren zum ersten Mal Ryo Hazuki seine Stimme lieh. Er zeigt Bilder, die ihn zum einen posierend vor dem Sega-Logo und zum anderen bei Arbeiten in einer Soundbooth zeigen. Beide Bilder stehen nicht im direkten Zusammenhang und nirgendwo ist auch nur ein Hauch eines direkten Hinweis auf Shenmue zu finden. Da aber die jährliche E3 vor der Tür steht und Corey Marshal nicht gerade eine vielbeschäftigter Sprecher oder Schauspieler ist, schütten diese Bilder wieder Öl ins Feuer all derer, die auf das Finale der Serie warten. Wahrscheinlicher ist aber, dass Sega etwas für das Franchise der Sega All Stars vorbereitet und Ryo lediglich einen weiteren Gastauftritt erhält.

So würde die Welt also wieder einmal nicht untergehen und das Gerüchtefeuer verkümmert wieder zum Grablicht, aber eines steht unumstößlich fest: Im Gegensatz zu Shenmue 3 kommt der Weltuntergang ganz sicher – irgendwann!

Update

Passend zum Gerücht um Shenmue 3 wurde heute auch ein „geleakter“ Trailer zur Dreamcast 2 gesichtet, in dem eine Shenmue-Disk im Slot der vermeintlichen Hardare verschwindet. Schön gemacht, aber wohl nichts dahinter.


Mai 24

XBox One – Kommentar zum Kommentar


Kommentare sind ausdrücklich erwünscht!

Wenn man mir schon die Ehre gibt und einen so ausführlichen Kommentar hinterlässt, antworte ich natürlich auch. Da das hier mein Wohnzimmer ist, mache ich sogar einen neuen Beitrag dafür 😉 Hier also die Antwort zu Chris‘ Kommentar zu XBox One – XBox? None!.

Die Präsentation hat mir als Gamer vor allem eines klar gemacht: Ich bin Microsoft vollkommen egal! Der Fokus der PK und demnach auch der XBox One liegt bei allem anderen, nur nicht bei Spielen. Die haben immerhin über 30 (!) Minuten gebraucht, um überhaupt mal auf das Thema zu kommen, und dann sieht man ein paar wenig beeindruckende Trailer, quasi null Gameplay und keinerlei namentliche Neuankündigungen. Ein paar Zahlen und die Kooperation mit EA sind nicht gerade das, was man als Gamer sehen oder hören will, vor allem weil gerade EA nicht ganz unberechtigt zum zweiten Mal in Folge zur unbeliebtesten Firma der USA gewählt wurde. Ich für meinen Teil brauche die XBox One wegen all der Multimedia-Features nicht. Ich habe einen guten Sat-Receiver, einen vernünftigen Blu Ray Player, einen NAS im Keller, diverse Abspielgeräte im Haus verteilt und – man höre und staune – eine (!) Fernbedienung „to rule ‚em all“. Davon mal abgesehen sind mir in den vergangenen 30 Jahren schon genug Geräte kaputtgegangen (inkl. 1x XBox und 3x XBox 360 ;)), um zu wissen, dass man sich nie auf ein einziges System verlassen darf.

Was deinen Vergleich mit dem Smartphone angeht: Dieses Gerät funktioniert auch ohne aktiviertes GPS, WLAN oder mobiles Netz und ich kann diese Dienste nach Bedarf aktivieren und deaktivieren. Ich muss und ich will nicht ständig mit sozialen Netzwerken verbunden sein, permanent meinen Standort übermitteln oder sonst irgendwie Daten abgleichen. Ich habe einfach die Möglichkeit alles nach meinen Vorstellungen einzurichten, aber andere Nutzer können es genau anders herum machen. Das macht ein gutes Gerät aus: Nichts muss, alles kann! Ein Gerät, das ein bislang wenig genutztes und nicht sehr beliebtes Feature zu einer erzwungenen Kernkompetenz erhebt und damit zumindest fragwürdig bleibt, kommt mir in dieser Form nicht ins Haus. Genres abseits von Rennsimulationen haben es bislang nicht geschafft ein halbwegs vernünftiges Spiel mit diesem Feature zu präsentieren. Am Ende war es das gleiche Gehampel wie bei PS3-Move oder Wii, nur eben ohne Knochen in der Hand oder ging einfach in die Hoses – Steel Battalion lässt grüßen.

Was meine „Paranoia“ angeht ist es nicht von der Hand zu weisen, dass Microsoft im vergangenen Jahr bereits ein Patent angemeldet hat, mit dem es möglich ist die Anzahl der Personen vor dem Gerät auszumachen, um so die Höhe der fälligen Lizenzgebühr zu ermitteln. Zudem wurde schon bei der Einführung von Kinect auf die Marketing-Möglichkeiten hingewiesen, die durch das Erfassen und Ermitteln diverse Firmenlogos, die auf Chipstüten, Colaflaschen oder anderen sichtbaren Gegenständen, entsteht. Ich finde das durchaus bedenklich und da ich zu der Fraktion gehöre, die allzu neugierige Webseiten so gut wie möglich blockiert, gefällt mir diese neue Möglichkeit der Marketingerfassung gar nicht. Wenn das Ding ständig online und im Standby sein muss besteht zudem immer die Möglichkeit des Missbrauchs, und sei es „nur“ durch Dritte. Mal abgesehen davon würde das System bei mir ohnehin nicht funktionieren, da ich meine Technik an verschiedenen Stromsteckerleisten habe und wenn ich mal ein paar Wochen nicht spiele, sind die Konsolen zu 100% offline. Nach bisherigen Angaben wäre das der „Tod“ für eine XBox One, da angeblich ja mindestens alle 24h ein Serverabgleich erfolgen muss. Letzteres kann ich mir zwar nicht wirklich vorstellen, aber zutrauen würde ich es jedem Konzern, der scharf auf Userdaten ist oder dessen Existenz davon abhängt…

Was war noch? Ach ja, Ausfallsicherheit. Solange ich in Deutschland lebe und mit dem Damoklesschwert der anbieterübergreifenden Drosselung konfrontiert bin, funktioniert da gar nichts. Wie Toppi es schon ausgeführt hat ist „die letzte Meile“ zumindest in Deutschland ein KO-Kriterium. Wieviele Eifelkäffer haben bis heute kein DSL, das diesen Namen auch verdient? Und egal wieviele Server zur Verfügung stehen, die Userdaten sind wie bei jedem System ein Angriffsziel. Wenn die Lücke gefunden wird muss das Loch gestopft werden und je nach Loch werden auch 300000 Server nicht erreichbar, solange die Accounts eingefroren sind, womit wir dann wieder beim PSN-Ausfall wären. Das grundsätzliche Problem des „Outsourcing“ ist nun mal die damit einhergehende Abhängigkeit. Ich bin schon angepisst, weil eines meiner alten Web-Radios nicht mehr supported wird und ich keine Möglichkeit habe am Gerät eine URL einzugeben. Das ging nur online und jetzt tropfen nach und nach alle Sender weg, weil entweder das Format oder die Adresse wechselt.

Am Rande bemerkt finde ich es übrigens interessant, dass unmittelbar nach der PK zu XBox One der Sony Kurs spürbar nach oben ging, während bei Microsoft eher Stagnation zu beobachten war. Der Markt scheint zumindest im Vorfeld der PS4 den Vorzug zu geben. Ich habe immer den Standpunkt vertreten, dass Spiele über den Erfolg einer Konsole entscheiden (sollten), aber Microsoft sieht das wohl anders und will auch keine Spielkonsole mehr verkaufen. Man sieht ja schon seit langem auf dem Dashboard der XBox 360 welchen Stellenwert das Spiel hat: in der linken oberen Ecke ist mein Spiel verbannt, während der Rest fast ausschließlich aus Werbung für Filme, Werbung für Features und Werbung für andere Spiele besteht.


Mai 22

XBox One – XBox? None!


Kommentare sind ausdrücklich erwünscht!

Seit den späten 80ern gehören Spielkonsolen mehr oder weniger zu meinem Standard-Home-Equipment und spätestens seit Ende der 90er habe ich mir auch jedes Gerät unabhängig vom Hersteller zugelegt. Bisher gab es auch nie einen wirklichen Grund eine Konsole zu verschmähen, da Sega, Nintendo, Sony und auch Microsoft jeweils auf ihre Art gute Systeme geliefert und damit ihren eigenen Schwerpunkt an Spielen unterstützt haben. Von Dreamcast bis zur Playstation 3 gab es nie ein Feature, das schon im Vorfeld Grund für eine Ablehnung gewesen wäre, doch gestern wurde die kommende Microsoft-Generation „XBox One“ präsentiert und ich bin fast schon entsetzt wie unsympatisch mir dieses Stück Hardware jetzt schon ist.

Kein Spiel ohne Cloud?

Die XBox One bietet den Entwicklern die Möglichkeit Rechenprozesse während des Spielens in die Cloud auszulagern. Das hört sich im ersten Moment zwar ganz gut an, schont es doch lokale Rescourcen und ermöglicht eine gewisse Zukunftssicherheit, da die Hardware in der Konsole zunehmend zur Nebensache werden kann. Bei einem zweiten Blick stellen sich aber doch Fragen: Wie gläsern wird man als Spieler, wenn Spiele ständig mit externen Servern kommunizieren und welche Daten werden da den einzelnen Publishern zugespült? Diese Statistiken werden zwar schon lange erhoben und man weiß nie wirklich, was da so alles über den Äther geht, aber da man bislang zumindest die Option hatte die Konsole einfach nur offline zu betreiben, wird man nun in die Datenerfassungscloud gezwungen und auch wenn man ausschließlich Singleplayer ist, muss man höchstwahrscheinlich ständig online sein. Dann ist da die Frage der Ausfallsicherheit. Neben der eigenen Leitung, die dank eines übereifrigen Baggerfahrers oder anderer „technischer Probleme“ jederzeit für längere Zeit ausfallen kann, ist es durchaus möglich, dass trotz einer Aufstockung von 15000 auf 300000 Servern seitens Microsoft eine 24/7 Verfügbarkeit nicht garantieren kann. Wir haben bei Sony gesehen, dass ein guter Hackerangriff auf Kundendaten ausreichen kann ein komplettes System über Wochen lahm zu legen, und auch bei dezentraler Serverstruktur kann es zu Engpässen und Datennadelöhren kommen, wenn durch Stromausfall oder Naturkatastrophen ganze Serverfarmen ausfallen (ich erinnere an das Sturmtief „Sandy“, das in New York für zahlreiche Ausfälle sorgte, die wir auch Tage später in Europa spüren konnten). Wenn man dann noch das zugegeben rein deutsche Problem der Drosselkom mit einbezieht, wird dieser Fokus auf die Cloud zunehmend unattraktiver. Hier kann man nur hoffen, dass die Entwickler von der Datenwolke Abstand nehmen und Singleplayer-Spiele auch offline spielbar machen/belassen.

Deal with it

…oder eben nicht. Dank des neuen Systems der Onlineverbindung wird auch (wieder) die Unart der Spieleregistrierung eingeführt. Mit dieser Form der Kontenbindung wird der Verkauf von Gebrauchtspielen nicht erschwert, sondern schlicht ad absurdum geführt. Es steht zwar jedem frei seine Games zu verleihen oder wieder zu verkaufen, aber um das Spiel auch auf einer anderen Konsole bzw. mit einem anderen Konto nutzen zu können muss eine Lizenz erworben werden, die nach meinen letzten Informationen dem Neupreis entsprechen soll. Man kauft also ein gebrauchtes Spiel und dazu noch einmal die Lizenzgebühr und ist damit bei einem höheren Anschaffungspreis, als wenn man direkt ein Spiel zum Vollpreis kauft. Der Rattenschwanz ist offensichtlich: Viele Gamer refinanzieren ihr Hobby durch den schnellen Verkauf ihrer Spiele, um sich auch die nächsten Spiele wieder leisten zu können. Ohne Gebrauchthandel gehen die Neukäufe zurück, und bei sinkenden Verkaufszahlen wird es zunehmend massentauglichen AAA-FIFA-CoD-Einheitsbrei und kaum experimentelle oder besondere Spiele geben. Als Randerscheinung könnten kleinere Genres zumindest auf der XBox One vollkommen aussterben. Die „Großzügigkeit“ von EA in Zukunft auf Online-Pässe zu verzichten wirkt dabei ebenfalls wie ein Schlag ins Gesicht der Fanbase. „Wir haben auf die Fans gehört“ – am Arsch! Am Rande werden übrigens auch teure Sammeleditionen uninteressanter, da diese entwertet werden, sobald man das Spiel einlegt. Es gibt zwar Sammler, die eine solche Box ohnehin niemals öffnen würden, aber bei der Mehrheit der potentiellen Käufer wird die Lust auf eine solche Ausgabe spürbar nachlassen.

Kinect mich am Allerwertesten

Zu dieser Art von Onlinezwang gesellt sich Kinect. Konnte man das System auf der XBox 360 noch vermeiden, wird die XBox One nicht nur direkt mit Kinect ausgeliefert, sie wird ohne Kinect nicht betrieben werden können. Man muss also einen hässlichen und klobigen Kasten vor, unter oder auf dem Fernseher installieren, wo im Normalfall schon ein Receiver, ein Centerlautsprecher oder etwas Vergleichbares steht, und sich mit Gesten und Stimmkommandos zum Affen machen. Da das ja bisher schon so prima bei den Gamern ankam, kann ich diese Hardware- und Designentscheidung einfach nicht nachvollziehen. Dazu kommt noch dieses ungute Gefühl Microsoft und den diversen Publishern ein Auge ins heimische Wohnzimmer zu installieren. Vielleicht bin ich da etwas paranoid, aber eine Webcam mit 1080p bei 30 Bildern pro Sekunde, die während des Betriebes jede Bewegung und jedes gesprochene Wort erfassen kann, in Verbindung mit einem online und personalisiert gebundenem System bietet Möglichkeiten, die jede soziale Datenkrake blass aussehen lässt.

Das sind drei Punkte, die für mich absolute System-Killer sind. Ich habe bislang noch keine Konsole grundsätzlich abgelehnt und wegen diverser Spiele auf kurz oder lang immer zugegriffen, aber hier muss schon das Spiel der Spiele (Shenmue 3 ;)) erscheinen oder einiges am Gesamtpaket optional werden, bevor ich mir auch diese dritte XBox ins Haus hole. So kann man von einem Multikonsolero zum Sony-Only-Gamer werden, denn auch wenn die Playstation 4 ein paar Features liefert, die mir nicht gefallen, bleiben sie doch weitestgehend optional. Und genau so sollte eine Spielkonsole sein! Ich will keine Zwangsbindung an Dienste, keine Live-Statistik welche Spiele, Filme oder Musik ich konsumiere, ob ich sie auf Disk oder digital besitze, keinen Eye-Spy im Wohnzimmer und so ganz nebenbei will ich trotz aller Home-Entertainment-Funktionen in erster Linie eine Sache machen: ungestört alleine spielen und eventuell online mal ein paar Matches bestreiten – und nur dann muss ich auch online sein. XBox? None!


Lokalisiert von Hashi. Ein Mitglied der Mediengeneration.