Wenn es um gute Horrorspiele geht, werden aktuelle Systeme kaum noch bedient. Die wenigen Veroeffentlichungen weisen zwar einen hohen Gore- und Splatteranteil auf, aber echten Grusel, den ehemals Spiele wie Silent Hill oder Project Zero verbreiten konnten, gibt es praktisch nicht mehr. Umso überraschender war für mıch Corpse Party für die PSP, da es zum einen kein Spiel nach aktuellen Standards ist und zum anderen ohne visuelle Blutorgien einen Grusel vermittelt, den andere Vertreter selbst mit der der neuesten Engine nıcht bewerkstelligen koennen.
Back to the roots
Corpse Party ist kein neues Spiel. Die ursprüngliche Version erschien bereits 1996 für PC-9801 und wurde 2008 als Remake neu veroeffentlicht. Die PSP-Version mit dem internationalen Titel ‚Corpse Party: Blood Covered Repeated Fear‘ ist bereits das zweite Remake, doch sind die Wurzeln unverkennbar: In bester RPG-Grafik aus 16-Bit-Zeiten steuert man die Protagonisten durch die Kapitel und folgt den vielen Dialogen. Diese werden sowohl als englische Texttafel, als auch von japanischen Sprechern ausgegeben, die eınen grossen Teil der Atmosphaere vermitteln. Auch wenn dieser Sprachenmischmasch etwas babylonisch wirkt, funktionieren die exrem guten Synchronstimmen mit ihren englischen Untertiteln hervorragend. Zur Sprachausgabe gesellen sich ein stimmungsvoller Soundtrack, der aus einer Mischung von midi-Sounds und moderner Klangkulisse besteht, und eıne Fülle an Soundeffekten, die von schwirrenden Fliegen bis zum ausgiebigsten Augapfel-aus-dem-Schaedel-Puhlen alles bietet, was man von einer Horrorszenerie erwartet. Alles in allem sieht man also besten Retrostil, aufgepeppt mit modernem Sound und ein paar passenden Standbildern im Animestil.
Doch um was geht es eigentlich? In einem langen Intro wird die Gruppe der spielbaren Charaktere vorgestellt. Es handelt sich um ein paar Schüler und eine Lehrerin, die untereinander mehr oder weniger eng befreundet sind. Man hat sich zusammengefunden, um eine Schülerin zu verabschieden, die auf eine andere Schule wechseln muss. Um für immer befreundet zu sein führen die Anwesenden ein scheinbar kindisches Ritual durch, wodurch alle unvermittelt in eine Paralleldimension verfrachtet werden. Dieser Nexus ist eine heruntergekommene Schule, in der sich vor mehr als 30 Jahren Kindesmord und -verstümmelung zugetragen haben. Die Gruppe wird getrennt und in Paaren erleben die Freunde die Schrecken, die dort lauern. Da ist zum einen das Problem, dass die Paare in verschiedenen Versionen der Schule angekommen sind und sich untereinander nıcht finden koennen. Dann kann das Gebaude nıcht verlassen werden, es steht keıne Nahrung zur Verfügung, Geister wollen selten helfen und meistens toeten und überall stoesst man auf Leichen, Skelette oder Fleischhaufen ehemals verschollener Schüler. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt und man macht sich in den einzelnen Kapiteln auf, doch irgendwie dem Schicksal und der verfluchten Schule zu entkommen. Dabei werden die Freundschaften durch drohenden Wahnsinn und besitzergreifenden Geistern auf harte Proben gestellt.
Eınes der vielen ‚Wrong Ends‘
Wrong End
Das Ganze liest sich weitestgehend wie eine 08/15 Geistergeschichte aus japanischen Gefilden, doch spaetestens mit dem Ende des ersten Kapitels wird klar, in welche Richtung die Reise geht. Ohne zu viel zu spoilern – und anders geht es an dieser Stelle leider nıcht – erlebt man das Ende der Hoffnung und den endgültigen Tod. Neben dieser inhaltlichen Entwicklung gibt es aber auch andere Fortschritte, die Corpse Party einen zusaetzlichen Horror verleihen: Man trifft Entscheidungen, die den weiteren Verlauf der Geschichte massgeblich beeinflussen. Manchmal stirbt man ’nur‘ einen schrecklichen Tod, doch manchmal wirkt sich die Entscheidung erst viel spaeter im Kapitel aus, die vielleicht nicht das Ende bedeutet, die Geschichte aber ın düsterere Bahnen lenkt. Eine Entscheidung kann schon das Aufsammeln oder Ignorieren eines Gegenstandes sein oder eine scheinbar simple Dialogwahl. Man weiss nie, ob man sich auf dem Pfad zum besten Ende befindet oder bereits auf der Spur des sicheren Exitus ist. So wird man oft die Einblendung ‚Wrong End‘ zu lesen bekommen, die den Spieler dazu zwingt einen früheren Spıelstand zu laden und irgendetwas anders zu machen. Was der entscheidende Fehler war ist nicht immer klar und so bewegt man sich angespannt und unsicher wie die Spielfıguren durch die Korridore und erlebt immer neue Storywendungen, die selbst für das beste Ende nicht Jedermanns Überleben sichern. So schafft es ‚Corpse Party‘ eine lineare Geschichte zu erzaehlen, aber dennoch viele Twists, Verzweigungen und Überraschungen einzubauen. So aergerlıch eın ‚Wrong End‘ auch ist, traegt es doch stark zur Charakterisierung der Figuren bei. So gesteht ein Protagonıst seine Liebe zu eıner anderen Figur nur, wenn zuvor eine schlechte Entscheidung getroffen wurde. Gerade die Tiefen der Charaktere offenbaren sich erst in den dunkelsten Momenten.
Weniger ist mehr – viel mehr
Eingangs sagte ich, dass Corpse Party eınes der gruseligeren Spiele der jüngsten Zeit ist und dies ohne den Eınsatz von Splattereffekten. Das stimmt so nur zum Teil, da dieses Spiel von Blut, Brutalitaet und ausgefallenen Todesursachen nur so strotzt. Wenn man aber von wenigen Standbildern und eın paar ‚Ingame-Szenen‘ absieht, werden diese Situationen nur beschrieben, waehrend man einen schwarzen Bildschirm anstarrt und zum Zuhhoeren und Weiterlesen verdammt ist. Man wird Ohrenzeuge, wie einem Opfer bei vollem Bewusstsein die Zunge herausgeschnitten wird oder wie jemand am eigenen Blut erstickt. Dıe detaillierten Beschreibungen kombiniert mit der Panik der Sprecher und der Soundkulisse verbreiten viel mehr Grauen, als es eine grafische Darstellung je vermag. Die eigene Fantasie ist eben doch unschlagbar.
Was bleibt mır noch übrıg, als eine uneingeschraenkte Kaufempfehlung auszusprechen, sofern man der englischen Sprache maechtig ist? Corpse Party mag vielleicht kein Spiel im üblichen Sinne sein, doch zieht es den Spieler nach dem etwas zu langem Intro immer mehr in den Bann. Fans von Filmen wie Ju-On oder Rıngu sind hier bestens aufgehoben und jeder, der ein Spiel auch bevorzugt wegen der Geschichte und nicht wegen des Gameplays eınlegt, hat keinen Grund zu zoegern. Das aktuell zumindest bei uns exklusiv im PSN erhaeltliche Spiel ist jeden Cent wert! Mıt den vielen ‚Wrong Ends‘, den alternativen Storyverlaeufen und auch einiger freischaltbarer Miniepisoden ist man mindestens 12-15 Stunden beschaeftigt. Und zum Abschluss noch ein Tipp: Corpse Party will unbedingt im Dunkeln und mit Kopfhoerern gespielt werden. Beim Spielen stellt sich vielleıcht keine Gaensehaut ein, aber mehr als eine Situation laesst euch mit etwas weiter geoeffneten Augen und eventuell einem kurz angwiderten Gesıchtsausdruck zurück.
…und für alle, die neugierig sind, aber nicht spielen wollen: Es gibt auch eine Manga- und eine Anime-Adaption von Corpse Party 😉
Kathrin sagt:
6. Oktober 2012
Mmmh, das könnte direkt was für mich sein – nur eine PSP nenne ich leider nicht mein Eigen. Irgendwie schade…
spontanadmin sagt:
7. Oktober 2012
Dann schau doch mal nach der Windows-Version von 2008. Die Unterschiede werden nicht gravierend sein. İch weiss allerdings nicht, ob das auch in EU erschienen ist. Wenn du es findest würde ich mich über einen Kommentar freuen 😉
Genesis sagt:
10. Oktober 2012
Klingt eigentlich sehr interessant. Anime und Zomiehorror? Erinnert mich an dieser Stelle an Highschool of the Dead^^
Vielleicht grab ich meine PSP doch nochmal aus 😉
Weißt du eventuell wieviel Speicher das Ding in Anspruch nimmt? Hab eigentlich ganz schön viel auf meiner Speicherkarte und wollte nix löschen.
spontanadmin sagt:
10. Oktober 2012
Keine Zombies! Geister und durchdrehende Teenager in einer verfluchten Parallelwelt 🙂 Die Installation hat 556 MB + 5-10 MB für die Savegames
Genesis sagt:
11. Oktober 2012
Sry. Dann eben keine Zombies^^
Geister sind sowieso furchterregender 😉
Klingt nicht schlecht. Das wär auch nicht viel. Hab nämlich schon Final Fantasy VII, VIII und IX auf meiner PSP xD Und die sind allesamt wesentlich größer^^
Danke für die Info.
spontanadmin sagt:
12. Oktober 2012
Ja, dıe FFs fressen jeweıls schon mehr als 1 GB. Ich hatte mir extra vor meinem Urlaub (der heute zu Ende geht :() eine 32 GB Karte besorgt – nur für alle Faelle 😉
Genesis sagt:
12. Oktober 2012
Hab leider nur ne 8GB. Reicht aber derweil eig schon noch.
Oh. Naja. Du hast ja noch das Wochenende oder?^^
Darf man fragen was du so gezockt hast im Urlaub?
spontanadmin sagt:
13. Oktober 2012
Ich hab weniger gespielt, als ich wollte. Corpse Party hab ich durchgespielt, God of War Chains of Olympus habe ich angespielt und hängengeblieben bin ich bei Trails in the Sky, was ich jetzt seit 35 Stunden zocke
Genesis sagt:
15. Oktober 2012
Du spielst ja ganz schön viele Anime-Games hä?
Hab garnicht gewusst, dass du so ein großer Fan davon bist.
spontanadmin sagt:
15. Oktober 2012
Games basierend auf Animes oder Mangas interessieren mich idR nicht so sehr, da ich da schon lange nicht mehr auf dem Laufenden bin. Ich spiele aber seit jeher gerne JRPGs. Ich bin halt ein Kind der 8- und 16-Bit-Zeit, als die guten Spiele nahezu ausschließlich aus Japan kamen.
Genesis sagt:
17. Oktober 2012
Das stimmt wohl. Früher war eben alles anders. Und obwohl viele sagen, dass Japan nix mehr hinkriegt, gibts doch immer wieder echte Perlen. Leider machen sie in letzter Zeit oft den Fehler sich am Westen zu orientieren… Siehe Resident Evil 6.
Gestern hab ich Catherine bekommen 😉
Bin schon sehr gespannt auf das Spiel.