Aug 28

Fable 3 – Mein Videospieljahr 2012


Kommentare sind ausdrücklich erwünscht!

Ich hänge wieder mal schwer hinterher. Nach gut drei Wochen ohne Update schiebe ich heute mal meine Meinung zu Fable 3 hinterher. Auch wenn ich nie ein großer Fan der Spiele war, habe ich bisher doch alle Teile gespielt. Beim ersten Teil war ich noch enttäuschtes Opfer des Hypes um dieses „Wunder-Rollenspiel“ und beim zweiten Teil lockte mich die umfangreichere Welt, ohne dass dabei die Essenz verbessert wurde. So blieb ich bei Teil 3 sehr zurückhaltend und griff erst zum Budgetpreis zu. Diese Entscheidung war trotz Einschränkungen richtig.

 

Eigentlich wie immer

Nach dem lustigen Intro wählt man das Geschlecht der Spielfigur und wird mehr oder weniger unmittelbar in die Geschichte geworfen. Als Tochter bzw. Sohn des legendären Helden und späteren Herrscher von Albion, hat man wenig mit der wirklichen Welt zu tun. Man lebt umgeben von Bediensteten im Schloss, während der Bruder (ich bleibe jetzt einfach bei der Variante mit weiblichem Protagonisten) als König regiert. Dies tut er mit harter Hand und scheinbar so schlecht, dass er das Land zu Grunde richtet. Nach einem Vorfall, in dem man selber verwickelt ist, zwingt er den Spieler direkt zu einer wichtigen Entscheidung: Schickt man den eigenen Verlobten oder die unschludigen Lakaien in den Tod? Ein Mittelweg existiert nicht und nachdem das Urteil vollstreckt ist, flieht man aus dem Schloss, um Gefolgsleute unter dem Volk zu finden und um sich zu scharen, um irgendwann in einer großen Schlacht den Bruder zu entmachten und die Krone zu fordern.

So viel zum allgemeinen Plott, der für lange Zeit auch nicht viel mehr hergibt. Von nun an läuft man durch Albion und interagiert lachend, drohend, rülpsend oder sonst irgendwie mit den Passanten, um auf diese oder jene Art und Weise Stimmung zu machen. Wie in den Teilen zuvor steht es dem Spieler frei Angst und Schrecken zu verbreiten oder zum heiligen Weltenretter zu werden. Beide Wege stehen offen und führen das Spiel weiter voran. Leider steckt man in einem verhältnismäßig engem Storykorsett, was das offene Spiel, wie man es noch aus Teil 2 kennt, stark limitiert. So sind anfangs die meisten Gebiete unerreichbar, bis man die Hauptquest bis zu einem definierten Punkt erfüllt hat. Diese Kartenbegrenzungen sind somit auch an die Kapitel gebunden und legen zusätzlich das Niveau des Schwierigkeitsgrads fest. Leider wurden Fable 3 so massive Ketten verpasst, die nicht nur das Erkunden der Karte, sondern auch das Leveln des Charakters stark begrenzen. Der Einfachheit halber wurden die Punkte für Kraft, Magie und Geschicklichkeit kurzerhand zusammengefasst, was zur Folge hat, dass der bevorzugte Einsatz einer Fähigkeit keinen Trainingseffekt mehr nach sich zieht. Jetzt können mit erwirtschafteten Erfahrungspunkten, die je nach erledigtem Gegner, erfolgreicher Aktion oder erfüllter Aufgabe verteilt werden, Schatzkisten auf der „Straße des Ruhms“ geöffnet werden, wodurch man Fähigkeiten erwirbt oder verbessert. Diese Straße ist in kapitelgebundene Segmente unterteilt und wird regelmäßig durch Tore versperrt, die nur duch den Kapitelfortschritt geöffnet werden. Sind also alle Kisten eines Abschnitts offen, kann man zwar weiterhin Punkte sammeln, aber die Verwertung findet erst im nächsten Kapitel mit den nächsten vordefinierten Kisten statt. Das Züchten eines Helden nach eigenem Geschmack ist hier kaum möglich.

Eigentlich monoton

Später bemerkt man dann, dass auch mit der größer werdenden Karte zwar die Anzahl der Quests steigt und auch die neuen Fähigkeiten kleine Optionen eröffnen, diese aber im Großen und Ganzen immer wieder gleich ablaufen: Spiele den Kurier, eskortiere jemanden oder töte Gegner in bestimmten Arealen. Wären da nicht die witzigen, fabletypischen Dialoge und auch wenigen tollen Ideen innerhalb einer Quest, gäbe es neben dem Sammeln der notwendigen Penunzen und Erfahrungspunkte nur wenig Motivation diese Aufgaben ständig anzugehen. Natürlich kann man auch wieder mit jedem Bewohner Albions interagieren. Egal ob tanzend oder posierend gewinnt man die Zuneigung der schlichten Untertanen und kann sie in eine Freundschaft, zur Eheschließung oder in Hass und Angst treiben. Heterosexuell, homosexuell, Gruppensex, Kinder kriegen oder verhüten: alles geht, alles ist Nebensache. Da die NPCs so seelenlos und austauschbar sind ist es für das Spiel weitestgehend egal, was einzelne Bürger von uns halten und mit wievielen wir „produktiv“ sind. Man sammelt ein paar EP und weiter geht’s. Die summe der Aktionen schlägt sich natürlich in der allgemeinen Stimmung wieder. Der gute Held wird bejubelt, vor dem Bösen ergreift die Bevölkerung die Flucht. Das einzig wirklich wichtige in ganz Albion sind die Immobilien. Man sollte so früh wie möglich anfangen jede Bruchbude des Kontinents zu kaufen und zu renovieren, da man später auf jedes Goldstück angewiesen sein wird. Hier ist der Spieler mir Erfahrung durch das Spielen des Vorgängers klar im Vorteil, da dieses Feature leicht am Neuling vorbeirauschen kann.

Diese „Abrechnung“ ist leider die große Schwäche von Fable 3. Hat man die Story weit genug getrieben geht es zur Tronbesteigung und ab jetzt muss man beweisen, ob man es besser als der Gebärmutternachbar macht. Die Geschichte treibt den Protagonisten in eine moralische Zwickmühle, da man als Regent nun den Hintergrund der bisherigen Machenschaften des Bruders kennt und sich nun die dem Volk gemachten Versprechen möglicherweise als unhaltbar erweisen. Letztlich bleibt es eine Frage des Kleingelds und des einfachen Gut-/Böse- Prinzips, ob man seine Versprechen hält UND das Volk rettet. Hat man aber als Held vorgesorgt und fleissig Häusle gekauft ist diese Phase ziemlich simpel zu spielen und unter’m Strich einfach nur lästig, da es das eigentliche Ende lediglich herauszögert. Hups, hab‘ ich jetzt etwa gespoilert? Nein, denn alles in allem wird sich jeder Spieler ärgern, wenn er beispielsweise auf Engel komm raus einen guten Helden herangezogen hat, am Ende aber alles über den Haufen werfen muss, weil ihn ein unausgegorenes Spielkonzept dazu zwingt. Als Kronenträger kann man zwar noch immer durch Albion streifen und verschiedene Aufgaben erledigen, aber es läuft ein nebulöses Zeitlimit, das auf den Tag der Entscheidung runtertickert. Man weiß nie, wieviel Zeit noch verbleibt, da Schlüsselaktionen im Schloss einen Teil der Zeit verstreichen lassen. Da man aber an diesem Punkt einfach nur noch das Finale sehen will, kann man sich diese Spielzeit verkürzen, indem man einfach mit dem Arsch zu Hause bleibt, diese Aktionen durchzieht und Versprechen hält oder bricht. Das Finale erfolgt dann wieder in bester Fable-Art, wenn ein letzter großer Kampf bestritten werden muss. Am Ende kann man dann das eigene Albion, welches durch die Entscheidungen geformt wurde, bewundern.

Dann wäre da noch der Onlinemodus. Joah, das ist ne ganz nette Sache, macht aber nur bedingt Spaß, wenn man nicht gerade mit einem Freund unterwegs ist. Im Grunde ändert sich nämlich nichts am Spiel. Anstatt alleine mit Hund zieht man eben zu zweit los und vertrimmt die viel zu leichten Gegner. Mal abgesehen von Achievements, die man durch die ehe mit einem anderen Helden oder ähnlichem erhält, hat man eigentlich gar nichts vom gemeinsamen Spielen, da die Geschichte von Fable 3 keine weitere Tiefe erhält. Man hat aber die Chance einmal ein anderes Albion zu sehen, als das, was man selber erschaffen hat. Taucht man in die Welt eines Spielers mit anderer Gesinnung ein, findet man eine völlig anders beschaffene Welt, in der man sich kaum zurecht findet. So gesehen erspart uns der Online-Modus ein erneutes Durchspielen mit anderen Entscheidungen.

Technisch macht Fable leider keine all zu gute Figur. Die Grafik leidet teils massiv unter Tearing, Ladebildschirme – so lustig sie teils auch sind – sind häufig und lange zu sehen und generell hat sich seit Teil 2 eigentlich nichts getan. Man mag es als Treue zum Design auslegen, aber dieser gewisse WOW-Charme von 2007 lockt Puristen sicher nicht mehr an die Konsole. Der Sound ist ebenfalls unspektakulär. Die Musik bleibt kaum im Ohr hängen, die „Voicetalents“ sind vielfach für verschiedene Figuren zu hören und auch sonst kommt kaum etwas von der Umgebung an. Alles in allem ist Fable 3 zweckmäßig inszeniert, legt aber wenig Wert auf saubere Umsetzung. Lediglich die abwechslungsreichen Areale sind hübsch geraten machen einiges her, aber auch hier haut das Tearing eine gewaltige Macke in Gesamtbild.

Überraschend reduziert

Fable 3 macht prinzipiell Spaß und liefert Fans inhaltlich die gewohnte Kost, ohne Neueinsteiger zu verprellen. Es ist ein waschechtes Fable mit allen Fürs und etwas mehr Widers, die es bei den Vorgängern gab. Auf der Für-Seite stehen nach wie vor der Humor, die liebevolle Gestaltung der Welt, das eingängige Kampfsystem und natürlich der Hund. Auf der Wider-Seite stehen nach wie vor die austauschbaren NPCs, die magere Story, die Pseudo-Freiheiten des Gesinnungssystems und die Abwechslungsarmut der Quests. Dazu gesellen sich die starken Einschränkungen im Levelsystem, eine ungewohnte und anfangs unübersichtliche Menüsteuerung über das „Hideout“ und das insgesamt kleiner wirkende Albion, welches zusätzlich durch Kapitelgrenzen eingeschränkt ist. Nichts desto trotz macht das Spiel Spaß, sofern man sich mit diesen Punkten arrangieren kann, denn auch wenn die Story für ein Fable einiges bietet, für ein RPG aber nach wie vor dünn ist gibt es gefühlt wesentlich mehr Dialog- und Zwischensequenzen, die den Spieler bei der Stange halten. Der deutsche Ton krankt zwar am gewohnten „Overacting“, wodurch viele Figuren mehr überzeichnet werden, als sie es ohnehin schon sind, aber da die sehr gute englische Tonspur als kostenloser Download zur Verfügung steht, kann man hier bei Bedarf switchen. Hat man auch den Ehrgeiz ein paar Beziehungen zu pflegen und ein paar der vielen Lauf- und Slay-Missionen zu erledigen kommt man doch relativ leicht auf eine Spielzeit von 20+ Stunden, bei der man sich doch fragt, wie die Zeit so schnell verging. Die Zeit als Staatsoberhaupt macht zwar innerhalb der Geschichte Sinn und bindet den Spieler möglicherweise sogar emotional ein, aber es passt nicht wirklich in das bekannte Bild, das man von Fable bisher hatte. Es ist zwar löblich neue Wege zu beschreiten, aber ein derartig langer Abschnitt, der im Grunde nur aus Entscheidung und Wirkung besteht, ist selbst für ein weniger Action orientiertes Rollenspiel zu passiv. Für 20 Euro oder weniger macht man aber sicher nichts falsch.


1 Kommentar zu “Fable 3 – Mein Videospieljahr 2012”


  1. Genesis
    sagt:

    Fable war immer so ne Sache. Hab Teil 1 damals ein wenig am PC gezockt, aber irgendwie konnte es micht nicht so richtig fesseln. Vorallem weil soo viel versprochen und dann doch nicht gehalten wurde. Die anderen beiden Teile habe ich bei nem Kumpel zu kleinen Teilen miterlebt. Insgesamt finde ich die Serie ziemlich cool. Doch irgendwie wird einfach immer mehr versprochen als gehalten wird. Und so richtige Innovationen oder Besonderheiten gibt das Franchise auch nicht her. Viele nette Ideen, aber jetzt nix Grandioses. Leider. Molyneux eben… Dennoch würd ich auch sagen, dass das Spiel als Budgettitel jeden Cent wert ist. Denn Spaß bringt es auf jeden Fall!

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