In Bezug auf Final Fantasy bin ich ein echter Spätzünder. Mittlerweile habe ich zwar die meisten Hauptspiele gespielt, aber durch die Teile VIII und X, mit denen ich begonnen habe, sieht mein Bild für ein typisches Final Fantasy folgendermaßen aus: Eine große Welt, die so weit erkundet frei begehbar ist, optisch und charakterlich erwachsene Protagonisten, eine frei zusammenstellbare Kampftruppe, Sidequests und versteckte Boni ohne Ende und natürlich eine epische Geschichte mit entsprechender Spielzeit. Meine Lieblinge sind die die Nummern VI, VIII und X, während ich die Begeisterung für VII nie ganz nachvollziehen konnte. XIII hat mir rein spielerisch sehr gut gefallen, verliert im Vergleich zu meinen Lieblingen aber einiges an Boden. Mit dieser Gesinnung bin ich an Final Fantasy XIII-2 rangegangen.
Ab hier gilt Spoiler-Gefahr für alle, die Final Fantasy XIII nicht gespielt haben
Mit Vollgas durch die Zeit
Final Fantasy XIII-2 hält sich nicht lange mit Intros oder umfangreichen Tutorials auf. Man wird sofort in einen Kampf mit Lightning als Hauptfigur geworfen. Der Gegner scheint übermächtig, die Welt surreal und auch Lightning scheint irgendwie verändert zu sein. In den ersten Minuten passieren so viele Dinge gleichzeitig, dass man kaum alles erfassen kann. Weitere Figuren erscheinen, geben mit ihren Äußerungen und Aktionen den groben Plott vor, ohne dass man irgendeine Hintergrundinformation erhält, und peitschen die Sequenz zu ihrem Ende. Erst nach Abschluss dieses Prologs kommt man ein wenig zur Ruhe und wundert sich über das, was man gerade gesehen hat. Genauso ergeht es Lightnings Schwester Serah, deren Rettung in Final Fantasy XIII eine wichtige Rolle spielte, die alles scheinbar in einem Traum wahrgenommen hat. Erst jetzt fällt ihr auf, dass Lightning verschwunden ist. Freunde wollen sie beruhigen und erklären ihr, dass ihre Schwester schon vor 5 Jahren während der Rettung von Cocoon verschwunden ist und seitdem für tot gehalten wird. Das ist allerdings nicht das, woran sich Serah oder der Spieler erinnert. Eigentlich blieb durch das Opfer von Vanille und Fang Coccon am Himmel und alle übrigen Gefährten hatten ihre persönlichen Ziele erreicht. Snow erhielt Lightnings Segen und durfte Serah heiraten. Insgesamt herrschte also Friede, Freude, Eierkuchen. Zwar steht Cocoon noch immer dank Vanille und Fang an Ort und Stelle, aber der Rest scheint sich in dieser Form nie ereignet zu haben. Dann taucht auch noch dieser Noel Kreiss aus der Zukunft auf, der in Serahs Traum an Lightnings Seite gekämpft hat und ihr als einziger glaubt, irgendetwas würde nicht stimmen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach Lightning und stoßen dabei auf Zeitparadoxen (ist das der richtige Plural?), die die Zeitlinie, wie Serah sie kennt, verändern. Es beginnt eine Reise durch die Jahrhunderte mit dem Ziel die Paradoxen zu lösen und den richtigen Ablauf der Zeit wieder herzustellen. Die Zukunft ändert die Vergangenheit und umgekehrt, Personen und Areale verändern sich in dieser Abhängigkeit und der Grund für das Chaos ist unbekannt. Klingt kompliziert? Jepp, ist es auch! Wer Final Fantasy XIII-2 spielen will, braucht nicht nur die Vorkenntnisse aus FFXIII, er muss auch ein (un)gesundes Maß an Zeitreisenlogik-Verständnis und Freude an einer komplexen Story mitbringen.
Alles neu macht die 2?
Naja, nicht alles an Final Fantasy XIII-2 ist neu. Das Herzstück „Kampfsystem“ bedient sich beispielsweise des gleichen Paradigmen-Systems wie der Vorgänger und spielt sich auch in Aktion identisch. So erstellt man sich mehrere Kampfreihen mit unterschiedlichen Jobs, die man je nach Taktik während des Kampfes einsetzt. Die Jobs teilen sich in Offensive (Verheerer und Brecher), Defensive (Verteidiger und Heiler) und Unterstützung (Augmentor und Manipulator) auf. Da man pro Kampfreihe drei Positionen zu besetzen hat, entstehen zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten und entsprechende Taktiken. Während des Kampfes wechselt man lediglich die Taktiken durch und lässt der CPU die Gewalt über die ausgeführten Techniken. Man kann zwar auch alles manuell bestreiten, doch ist das zum einen wenig effektiv und zum anderen auf Dauer echt nervig. Neu ist allerdings, dass die Party auf Serah und Noel beschränkt ist und der dritte Platz durch eingefangene Monster besetzt wird. Das ist anfangs etwas ungewohnt, aber durch das Pokemon-artige Leveln dieser Monster entsteht eine interessante Langzeitmotivation, die auch zu Experimenten durch Monstervereinigungen einlädt.
Im Gegensatz dazu ist das Leveln der Protagonisten noch langweiliger, als bei XIII geraten. Hatte man zuvor noch pro Job ein Kristarium, auf dem man linear, aber gezielt entwickeln konnte, wurde nun alles in einem Kristarium zusammengefasst. Man vergibt die erarbeiteten EP in einer festen Reihenfolge und wechselt dabei lediglich den Job, für den die Punkte gedacht sind. Hat man die Grenze der aktuellen Ebene erreicht geht es auf die nächste und die weiteren Fähigkeiten kosten mehr EP. Der Nachteil zum Vorgängerkristarium: Es fehlt die Übersicht, wann die nächste Spezialfertigkeit aktiviert werden kann, da sich durch das Wechseln der Jobs das gesamte Gefüge verschiebt. Das mag nur eine marginale Änderung sein, aber auch durch die viel zu früh aufgehobene Jobbegrenzung empfand ich das Leveln als viel zu simpel, vor allem weil ich – für ein Final Fantasy ohnehin ungewöhnlich – weit vor dem Ende alle Fähigkeiten meiner Charaktere freigeschaltet hatte und weiteres Leveln lediglich Basiswerte verbesserte.
Dafür ist „der Schlauch“ Geschichte. Man hat schon früh die Freiheit jeden bereisten Ort beliebig oft zu besuchen, um dort nach Quests zu suchen, neue Wege zu öffnen oder einfach nur zu leveln. Das birgt natürlich die Gefahr den Faden der Geschichte zu verlieren, aber dafür sind es die Möglichkeiten innerhalb der unterschiedlichen Wege und der kleinen Geschichten abseits des Plotts absolut wert gespielt zu werden. Das ist im Grunde auch die markanteste Änderung, vermittelt sie doch ein freies Spielgefühl ohne dass man ständig Story-Trigger ablaufen und aktivieren muss.
Zudem sind die Zufallskämpfe wieder da, wenn auch nicht im klassischen Sinne. Sichtbare Gegner wurden zu Gunsten unvermittelt materialisierender Monster gestrichen. Erscheint irgendein Vieh in der Nähe gibt es drei Möglichkeiten. Man wendet sich dem Gegner zu und verübt den Erstschlag, der einen kurzzeitigen Vorteil im Kampf beschert, oder man wird überrumpelt und muss den Kampf normal bestreiten. Dritte Möglichkeit ist immer die Flucht, die aber je nach Gegner oder Areal nicht immer möglich ist. Glücklicherweise kann man sich aber bedenkenlos jedem Kampf stellen, da es keine unliebsamen Game Overs gibt, die den speicherfaulen Spieler um Stunden zurückwerfen. Verliert man kann man den Kampf von vorne beginnen, was uns aber wieder VOR dem Kampf einsteigen lässt. Gerade bei großen Monstern, die man erst spät im Spiel angehen sollte, ist das sehr stressminimierend. Löblich ist auch, dass die Tradition der Speicherpunkte mittlerweile auch in Japan auszusterben scheint. In Final Fantasy XIII-2 kann man nahezu jederzeit speichern, sofern man sich nicht in einer Zwischensequenz oder einem Kampf befindet.
Ein besseres Final Fantasy XIII?
Ich tue mich wirklich schwer dieses Spiel zu bewerten. Auf der einen Seite gibt es viele Punkte, die mir richtig gut gefallen haben und zu einem guten Final Fantasy gehören. Die Welt ist groß, die Charaktere nerven nicht durch pubertäre Selbstfindung, es gibt viel zu entdecken und die Geschichte ist zumindest mal erfrischend anders, wenn auch nicht episch.
Das größte Plus ist sicher die große Reisefreiheit durch Raum und Zeit, die durch Quests und Storyfortschritt auch immer wieder notwendig sind. Man könnte das zwar als Backtrailing auslegen, doch macht das beliebige Aus- und Einsteigen aus und in die Zeiten einfach Spaß, weil man im Normalfall viel Neues entdecken kann. Da man beim Wiedereintritt dort weitermacht, wo man beim letzten Ausstieg aufgehört hat, wird nerviges Levelabklappern weitestgehend minimiert. Man ist zwar oft hin- und hergerissen, ob man nun Quests oder Story verfolgen soll, aber da man keinen Zeitdruck hat, ist das kein wirkliches Problem. Womit ich allerdings ein Problem habe ist die Spieldauer. FFXIII-2 wirkt zwar umfangreich und wird auch nicht langweilig, ist aber mit weniger als 40 Stunden inklusive vieler abgeschlossener Quests und maximal gelevelter Charaktere zumindest für ein Final Fantasy etwas knapp geraten. Trophy- und Achievement-jäger sowie alle, die das letzte Mark eines Spiels ausquetschen wollen, können nach dem Abspann weitermachen, die Zeit zurückdrehen und neue Orte öffnen, doch hat man das Ende einmal gesehen, hat man eigentlich keine Lust mehr weiter zu machen. Dieses ist nämlich so offen und unbefriedigend, wie es nur sein kann. Auch an das kämpfende Paar und den ziemlich blassen Bösewicht muss man sich erst einmal gewöhnen, wodurch die Story nicht wirklich schlecht wird, ihr aber doch der letzte Pfiff fehlt. Alles in allem geht XIII-2 zwar als Final Fantasy durch, aber insgesamt bewahrheitet sich die alte Star Trek Weisheit: Wenn es wirklich gut werden soll, muss die Episode eine durch 2 teilbare Nummer haben. Daran können auch die Zeitreisen und die zwei nach der 13 nichts ändern.
Genesis sagt:
7. September 2012
Ein guter und knackiger Artikel zum besseren XIII. Ich stimme dir in vielen Punkten zu, muss dir aber auch einige Male widersprechen.
*ab hier Spoiler Alert* (Anm. vom Admin)
Caius macht zB den Anfang. Ich fand ihn als Charakter keineswegs blass. Im Gegenteil. Für mich ist er seit der PS2-Äre der beste Gegner. Er liegt etwas gleich auf mit Seymour aus FFX. Mit Vayne aus XII konnte ich nicht viel anfangen. Und in XIII selbst gabs ja eigentlich keinen traditionellen Gegner. Dysely geht ja noch durch, aber den mochte ich wirklich nicht…
Und das Ende selbst fand ich jetzt garnicht soo übel. Zumindest hat sich Square hier mal was getraut. Ich meine jetzt den Tod einer bestimmten Figur. Dass das Ende offen ist war für mich jetzt nicht soo schlimm. Zumindest dachte ich das. Denn es gibt ja noch ein geheimes Ende das du wahrschienlich nicht gesehen hat. Egal. Es ändert nicht viel… Was mich wirklich stört ist die Tatsache, dass Square das Ende dafür nutzt noch einen weiteren Ableger von XIII ab zu liefern… Das kotzt mich wirklich an. Nichts gegen Lightning ud Co. Ich mag XIII in gewisser Weise. Doch Drei Teile sind einfach zuviel. Oder was meinst du?
Auch dass SE auf den DLC-Zug aufgesprungen ist bedrückt mich…
PS: Ich meine es heißt „Paradoxa“
spontanadmin sagt:
7. September 2012
*Spoiler Alert*
Zu Caius kann ich nur sagen, dass er in meinen Augen keine echte Motivation hatte zu tun was er tat. Das war mir alles zu dünn und im Endeffekt auch extrem aufgesetzt. Dagegen war Seymour aus FFX tiefgründig wie der Marianengraben. Caius hat einfach nur eine „Bad Attitude“, die seinen Auftritten zwar eine gewisse Coolness verleiht, aber eigentlich nicht viel dahintersteckt. Mal abgesehen davon tritt er als Gegenspieler eigentlich gar nicht auf. Er taucht nur immer wieder mal auf, verbreitet miese Stimmung ist dann wieder weg.
Was XIII-3 angeht bin ich mir sicher auch erst dann zuzugreifen, wenn der Preis ähnlich verfallen ist, wie es bei -2 der Fall ist. So sehr hat mich die Geschichte jetzt auch nicht gepackt, dass ich wissen muss, wie es weitergeht. Das Ende ist nicht unbefriedegend, aber es passt einfach nicht zum Rest. Das ist ungefähr so, als hätte Luke Skywalker nach der Zerstörung des zweiten Todessterns alle Ewoks niedergemetzelt, mit Han und Lando nen Dreier durchgezogen und Leia mit Chewie in Exil geschickt… naja, so in etwa 😉
Genesis sagt:
7. September 2012
*Spoiler Alert*
Hmmm. Nun. Das ist jetzt ansichtssache finde ich. Ok. Vll war er nicht ganz so überzeugend, aber er hatte auch sein Gründe. Und immerhin hat er schlussendlich sogar sein Ziel erreicht.
Hab ich mir auch schon überlegt. Bin zwar wirklich ein riesiger FF-Fan, aber irgendwann reichts eben mal^^
Und die Nennen das ja nicht XIII-3, sondern Lightning Saga. So auf die Art: „Hey das ist nicht XIII-3. Es gehört zwar zur Geschichte, ist aber wieder etwas Eigenständiges.“ Ich hoffe nur, dass SE sich dann endlich mal auf etwas neues Konzentriert. Versus wäre wirklich der Hammer. Aber ich hätte auch gerne mal wieder ein Final Fantasy das vom Setting her zu den Wurzeln zurück kehrt. Oder gern auch ein Steampunk Szenario.
Lol. Verdammtes Kopfkino. Jetzt hab ich ein Bild vor Augen das ich nicht los werde. Bin jz zwar nicht soo der Star Wars Fan, aber das finde sogar ich verstörend^^