Was für eine Woche, was für ein Tag. Man kann über die Briten ja sagen, was mal will, aber zwei Sachen haben sie echt drauf: Fernsehen machen und feiern! Wenn beides aufeinander trifft, kann man sich sicher sein, dass etwas Großes passiert und wenn dabei ein britisches Kulturgut 50jähriges Jubiläum feiert, kann man sich eigentlich nur noch zurücklehnen und genießen, was auch immer aufgefahren wird.
Das geht nur in England
Eine Woche vor dem 23. November 2013 beginnt die BBC mit Sonderprogrammen rund um Doctor Who. Wo andere Sender aus anderen Ländern ein paar Wiederholungen alter Episoden ausstrahlen und eventuell noch einen Galaabend spendieren würden, fährt die BBC auf nahzu allen Kanälen die volle Doctor Who Schiene. Es werden die 10 beliebtesten Monster und Bösewichter der Serie vorgestellt, jeweils mit der ersten Folge, in der sie auftraten, es laufen Dokumentationen über den kulturellen Einfluss, den die Serie ausübt, Interviews mit früheren Hauptdarstellern werden geführt und sogar ein jüngst produzierter Spielfilm über die Entstehung der Serie und den ersten Hauptdarsteller William Hartnell war zu sehen. Dazu kommen Mitschnitte eines Doctor Who Konzerts aus der Royal Alber Hall, diverse Radio-Specials, Sondersendungen für Kinder und sogar Chameos und Anspielungen in fast allen Eigenproduktionen des Senders. Selbst bei einer Sendung, die mit unserem Presseclub vergleichbar ist, stand leicht verdeckt eine Tardis unter’m Tisch. Die Insel liebt ihren Doctor und macht keinen Hehl daraus.
Für den Rest der Welt
Ein solches Phänomen würde aber nicht funktionieren, wenn da nicht die Fans weltweit wären. In Deutschland wurden zwar früher auch Doctor Who Folgen ausgestrahlt, aber über das Kinderprogramm ist die Serie damals nicht hinausgekommen. Auch wenn der Doctor seit 1963 unterwegs ist und unumstritten eine britische Kultfigur ist, nimmt die weltumfassende Begeisterung erst seit 2005 so richtig Fahrt auf. Gutaussehend und mit coolen Klamotten legt Christopher Eccleston als offiziell neunter Doctor das Fundament für den weltweiten Siegeszug. Charmebolzen David Tennant und Symphathieträger Matt Smith heben die Legende anschließend auf Höhen, die man sich wohl selbst bei dem Sender nicht erträumt hat. Die Serie wandert von BBC Three bis ins Prime Time Programm von BBC One und findet weltweit immer größeren Anklang. Auch wenn Doctor Who heute in Deutschland nur im PayTV und Abokanälen zu sehen ist, wächst auch hier die Zahl der Fans stetig.
The Day of the Doctor
Und gestern war dann endlich der Tag des Doctors. Als besonderes Geschenk für die Fans gab es direkt zwei Goodies. Zum einen wurde die Jubiläumsepisode weltweit in 76 Ländern zeitgleich ausgestrahlt, wodurch niemand im Vorfeld gespoilert werden konnte, und zum anderen konnte man das Special in ausgewählten Kinos in 3D sehen. Wir hatten natürlich Karten für’s Kino und ich gebe zu, dass ich die Nacht zuvor nicht wirklich gut geschlafen habe. Ich fühlte mich ein wenig wie ein Kind in der Nacht vor Weihnachten. Morgens wurde zuerst ein wenig Musik aus der fünften und sechsten Staffel gehört, dann gab es noch eine Doku, die ich am Abend zuvor aufgezeichnet hatte und irgendwann haben wir uns quasi als Auffrischung noch einmal die letzte Folge der vergangenen Staffel angeschaut, nur um sicher zu gehen, dass man alle Ereignisse auf dem Schirm hat – völlig normal, oder?
Der Kinoabend hat dann meine Erwartungen übertroffen. Fans aller Altersklassen, kostümiert oder normal gekleidet, warteten im Saal auf den Vorspann und darauf, dass es endlich losgeht. Überall gab es Gespräche und Diskussionen über das gleiche Thema. Hinter uns wurde die 5 minütige Miniepisode vom Vortag durchgekaut, die als „Missing Link“ zwischen dem achten Doctor und dem „War Doctor“ vom Ende der letzten Episode dient, neben mir wunderte sich jemand darüber, dass nicht so viele „silbergraue“ Fans anwesend waren (wofür er unter Gelächter seiner Freundin auch einen nicht ganz bösen Blick von mir kassiert hat – busted!) und vor mir drängte sich eine als Tardis verkleidete Frau in Richtung ihres Sitzplatz. Jetzt könnte es endlich mal losgehen. Nach den Anweisungen von Strax wurden sämtliche Kommunikations- und Aufnahmegeräte im Saal deaktiviert und die maximale Lautstärke für die Einnahme von Nahrungsrationen festgelegt und Smith und Tennant übernahmen die Leinwand – Begrüßung durch die Doctoren, kurze 3D-Anleitung und endlich läuft der Vorspann.
Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe. Nach den düsteren letzten Episoden und der Einführung des War Doctors, hätte ich jedenfalls nicht geglaubt die mit Abstand lustigste Episode von Doctor Who zu sehen, die wohl jemals produziert wurde. Anspielungen und Zitate quer durch die letzten 50 Jahre, Chameoauftritte, Comedy pur, aber auch endlich Details zum Time War, das Füllen der Lücke zwischen Doctor acht und neun und so ganz nebenbei mal wieder die Rettung der Welt vor einer außerirdischen Invasion. Von düster kaum eine Spur und ich bin mir ziemlich sicher schon lange nicht mehr so oft in kurzer Zeit gelacht zu haben. Das man ein solches Event mit ein paar 100 Gleichgesinnten teilen konnte, hat natürlich seinen Teil dazu beigetragen.
Wer bis jetzt noch kein Whovian ist, sollte der Serie vielleicht doch mal eine Chance geben. Man muss ja nicht gerade mit Folge 1 in schwarzweiß anfangen 😉 Zeit genug zum Aufholen wird man haben, denn ich bin mir sicher, dass die Serie noch für weitere Jahrzehnte erhalten bleiben wird. Allons-y!
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