Feb 9

Last Window – Mein Videospieljahr 2012


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Ist eine Unterhaltungssoftware, die für eine Konsole oder einen Handheld erstellt wurde, automatisch ein Spiel? Wie viel „Graphic Novel“ darf ein Spiel beinhalten, ohne selbst zu einer zu werden? Warum stellt man sich überhaupt solche Fragen, wenn das Endresultat stimmt? Diese drei Fragen habe ich mir nach dem Spielen von The Last Window – Das Geheimnis von Cape West gestellt und ich habe nicht eine gute Antwort gefunden.

The Last Window ist der Nachfolger des Überraschungserfolgs Hotel Dusk: Room 215 aus dem Jahr 2007 und spielt ungefähr ein Jahr nach diesen Ereignissen. Kyle Hyde, noch immer der Schnüffler einer privaten Agentur, deren Dienstleistung darin besteht Verschwundenes wieder her zu beschaffen, hängt in den Seilen. Er lässt seinen Job schleifen, ist unmotiviert und wird vom Weihnachtsblues heimgesucht. Als er zu seiner Überraschung gefeuert wird und zu allem Überfluss sein Wohnhaus in Kürze abgerissen wird, sinkt seine Laune auf einen noch nie dagewesenen Tiefpunkt: Keine Kohle, um die Mietrückstände zu zahlen, keine Lust auf Wohnungssuche und lauter Nachbarn, die ihn mit der Nase darauf stoßen, dass er sich doch schon längst um alles hätte kümmern können. Mitten in diesen Tiefpunkt flattert plötzlich ein geheimnisvoller Auftrag ein, dessen Lösung unter anderem ein Geheimnis aus Kyles Vergangenheit aufdecken soll. Es ist nur seltsam, dass niemand außer sein ehemaliger Chef von Kyles Detektivarbeiten weiß. Trotz des Verbots des ehemaligen Arbeitgebers irgendwelche Aufträge anzunehmen steigt Kyle in die Sache ein.

Komm, nimm meine Hand

Das Spiel ist streng linear und läuft in einem straffen Korsett ab. Man erhält kleine Aufgaben, die man zu lösen hat, bevor man einen Raum verlassen kann und die nächste Situation getriggert wird. Neben kleinen Suchaufgaben und einfachen Rätseln ist man die meiste Zeit damit beschäftigt Gesprächen und inneren Monologen zu folgen. Dabei verzichtet Last Window vollständig auf Sprachausgabe und greift auf vollständig eingedeutschte Texttafeln zurück. Das stört in sofern nicht weiter, weil man eine Dauerberieselung von stimmungsvoller Jazzmusik erhält. Man stellt vorbereitete Fragen, schweigt an den psychologisch richtigen Stellen und folgt dem Plott, der in 10 Kapiteln erzählt wird. So unspektakulär das Gameplay klingt, ist es auch. Erstaunlicherweise ist es dabei aber nie wirklich langweilig, denn so vorhersehbar einige Wendungen auch sind, so unterhaltsam werden sie präsentiert. Gerade die Charaktere verhalten sich fast so wie in einem Agatha Christie Krimi: Jeder hat ein eigenes Geheimnis, jeder wirkt auf seine Weise verdächtig und wirklich unschuldig ist niemand. Im Großen und Ganzen folgt man eher einem interaktiven Roman, als das man ein Spiel spielt.

Last Window eignet sich hervorragend für kurze Runden vor dem Einschlafen oder für zwischendurch in der Mittagspause oder während der morgentlichen Busfahrt. Man schlägt den DS auf, spielt ein paar Seiten und schließt es jederzeit wieder. Auch wenn es für ein paar Gags und Anspielung hilfreich ist den Vorgänger gespielt zu haben, ist es nicht zwingend notwendig. Die notwendigen Storyelemente werden geschickt zusammengefasst und eingestreut. Spieler mit einer Affinität zu Graphic Novells können hier genauso bedenkenlos zugreifen, wie Freunde von Point&Click Adventures und interaktive Geschichten. Spieler, denen Geschichten egal sind und Action über alles stellen, müssen hier nicht nur einen Bogen schlagen, sie sollten dieses Spiel vollkommen aus dem Gedächnis streichen.

 


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