Ich war die letzten Wochen etwas ruhiger, was hauptsächlich an akut fehlender Schreiblust lag. Die mehr oder weniger aktuellen Ankündigungen zur nächsten Konsolengeneration und die Reaktionen darauf lassen mich allerdings wieder in die Tasten greifen. Lassen wir mal die Hardware-Specs außen vor, da diese in einem Jahr ohnehin wieder veraltet sind und schauen wir auf die Gerüchte, die um die „Nutzungsbedingungen“ verbreitet werden. Da soll die nächste XBox eine permanente Onlineverbindung vorraussetzen, um überhaupt betrieben werden zu können und die nächste Playstation bindet Spiele direkt an ein Userprofil – Riesenaufschrei in der Community: „Geht ja gar nicht!“, „Wenn die damit anfangen, kaufe ich mir keine Konsole mehr!“, „Boykott, Boykott, Boykott!“. Da frage ich mich: „Was soll der Lärm?“. Die reine Onlineanbindung ist sicher kein Problem, da der durchschnittliche Zocker heute ohnehin mit mehr als einem Gerät mehr oder weniger ständig online ist. Wo kommen denn die regelmäßigen Statusupdates und Achieventstatistiken her? Die Sache mit dem Userprofil ist für den Standard-Gamer sicher auch uninteressant, da er nicht wie unsereins in JP- oder US-Shops nach neuem Spielefutter sucht, was nur für Userprofile mit passener Nationalität möglich ist.
Keine Chance für Spieler?
Beim zweiten Hinschauen merkt man allerdings, dass mehr als nur das Abgreifen von Statistiken hinter diesem neuen „Feature“ steckt. Man will dem Gebrauchtspiele-Markt an den Kragen. Spiele würden so automatisch für einen User registriert und wären für andere Spieler nicht mehr zu gebrauchen. In Reaktion auf diese Gerüchte ist direkt mal der Aktienkurs der GameStop-Handelskette eingeknickt, da hier der An- und Verkauf gebrauchter Spiele als Teil des Geschäftsmodells bedroht ist. Weiter gesponnen würde es auch keine Leihspiele mehr geben können, was nicht nur verschiedene Verleihhäuser bedrohen würde, sondern rückwirkend auch den Werbeeffekt für diverse Spiele schlicht eliminieren würde. Würde sich das Gerücht also bewahrheiten, würde das Spielen wieder um einiges teurer werden, da gebrauchte Schnäppchen wegfallen, der steigende Werbeaufwand preislich auf die Software aufgeschlagen werden müsste und durch die Verteuerung wieder weniger Einheiten abgesetzt werden könnten. Fortführend können wir uns dann auf TripleA-Einheitsbrei-Titel freuen, weil die hohen Kosten ja nur mit dem Mainstream aufgefangen werden könnten. Abweichende Genre-Perlen würden immer seltener werden.
Ich hab Sand in den Ohren
Und was wird passieren? Die Kisten werden gekauft, und zwar nicht zu knapp. Anfangs wird’s wohl – wie immer – für die meisten Kunden noch zu teuer sein, aber die Preisschraube wird reagieren und binnen eines Jahres hat man ein Preisniveau erreicht, mit dem man sich arrangieren kann. Dann gilt die Vogelstrauß-Taktik: „So schlimm ist die Onlineanbindung doch gar nicht“, „Ich kaufe mir sowieso nur neue Spiele“, „Importiert sind die Spiele sowieso um einiges günstiger“ und „Das sind doch Superspiele“. Vergessen sind die Vorbehalte, die man noch Monate zuvor heißblütig diskutiert und verteidigt hat.
Ich rede Quatsch? Dann erinnere dich mal an den ersten offiziellen kabellosen Controller! „Dann muss ich ja ständig Batterien kaufen oder nachladen!“ „Ist doch voll unpraktisch und außerdem schlecht für die Umwelt!“ – na, wann hat man das letzte mal kabelgebunden gespielt, wenn man nicht gerade am aufladen war? Das gleiche gilt für die damals angeprangerte Zweiklassengesellschaft für Gold- und Silberaccounts. Zahlen, nur weil man online spielen will. Niemals! *hust* XBox Live ist heute die erfolgreichste Plattform überhaupt. Das könnte man mit den Boykottgründen „Fuchtelcontroller“, „Online Patches“, „Multimediacenter“ und „Abwärtskompatibilität“ fortsetzen. Es gibt sicher Individuen, die das durchgezogen haben, aber der Masse ist’s auf Dauer scheissegal gewesen. „Ist halt so. Soll ich deshalb auf Spiele verzichten?“.
Der Hund auf der Kuhhaut, der der Ratte in den Schwanz beisst
Fakt bleibt, dass weder die Hardware, noch die Userverwaltung über Erfolg oder Nicht-Erfolg entscheiden werden. Auch die großen Konsolenhersteller werden irgendwann bemerken, dass man ohne gescheite Spiele oder systemeigene Alleinstellungsmerkmale der zukünftige Konsolenmarkt den Bach runter gehen wird. Irgendwann ist jede Gängelung ausgereizt und die Kunden suchen sich Alternativen. Das passiert sicher nicht sofort, aber es wird der Industrie immer schwerer fallen, einen echten Kaufgrund zu generieren. Da PCs auch immer kleiner und wohnzimmertauglicher werden, diese immer weniger technisches Wissen vorraussetzen und mittlerweile jeder Fernseher als Ausgabemedium angeschlossen werden kann, stellt sich einfach die Frage, warum man sich noch einmal eine Spielkonsole kaufen soll – ganz zu Schweigen von den unzähligen anderen Geräten, die man entweder mobil oder für’s Homeentertainment einsetzt/einsetzen kann. Da ist die Frage nach der permanenten Onlineanbindung wirklich nebensächlich.
Und dann gibt es ja noch die guten, alten, deutschen Verbraucherschützer. In Deutschland gilt schließlich das Recht auf Wiederverkauf gebrauchter Software bzw. deren Lizenzen. Ich bin zwar kein Jurist, aber meiner Meinung nach ist eine Einweg-Spiele-Politik bei uns schlicht illegal und nicht durchsetzbar.
PhanZero sagt:
8. Februar 2013
Will mich mal nur auf den letzten Absatz beziehen: Generell dürfte die Unterbindung von Weiterverkauf illegal, da bin ich mir ziemlich sicher. Nur wo kein Kläger, da kein Richter. Wir werden abwarten müssen, wie sich Valve im Prozess um den Weiterverkauf von Steam-Titeln schlägt. Aber bei den Konsolen ist der Zug wohl erstmal abgefahren. Gamer nehmen, wie du ja selbst aufgezeigt hast, einiges hin – in diesem Fall etwa Online-Pässe, die Gebrauchtspiele dann nochmal zusätzlich verteuern. Das bestärkt die Hersteller natürlich, damit weiter zu verfahren. Insofern wird sich da kaum etwas – zum Wohl der Konsumenten – ändern.
Auch ich gehöre zu den Menschen, die einiges geschluckt haben, was sie eigentlich nicht akzeptieren wollten. Allerdings nimmt man manches auch an, weil sich die eigene Situation verändert hat. Gegen Patches etwa war ich primär, weil meine Konsole nicht ständig am Internet hängen konnte – das hat also für Probleme gesorgt. DLC und dergleichen konnte anfangs nur mit Kreditkarte erworben werden – hab ich nicht, will ich nicht und so konnte ich mich damit nicht anfreunden. Und die Dateigrößen machten bei meiner lahmen Leitung (DSL-1000) natürlich auch einige Probleme – ich habe an einer Preview-Fassung für ein Spiel dann auch schonmal 2 Tage runterladen dürfen, konstant durch! Heute hängen meine Konsolen alle am (weit schnelleren) Internet, DLC kann ohne KK erworben werden – das ändert natürlich dann die Einstellung zu dem Thema.
spontanadmin sagt:
8. Februar 2013
Bei Steam ist das Thema ja an sich schwierig, da der Dienst von US-Servern kommt und die Software nur per DL vertrieben wird. Bei Retail-Titeln, die für Deutschland produziert und auf Datenträgern verkauft werden und dort auch auf der in Deutschland gekauften Hardware abgespielt werden sollen, dürfte die rechtliche Lage um ein vielfaches eindeutiger sein und auch nur schwer mit der Klage gegen Valve vergleichbar sein.
Wir warten’s einfach mal ab.
ichz sagt:
9. Februar 2013
guck dir die spiele charts und die software regale mal an,laangweilig.
besser 1-2 ps one und ps2 konsolen auf reserve und die ganzen alten
nie gespielten perlen nachzocken.
als sich den aktuellen fortsetzungswahn zu unterwerfen..
spiel kaufen für 69 euronen instalieren updaten miese bugs level nachkaufen nee danke da habe ich keine lust und zeit für.
ich habe schon einen pc der nervt.
und wen ich geld für software ausgebe möcht ich auch was in meinen händen halten mit cover und so.
Genesis sagt:
23. Februar 2013
Heyho. Du bist also doch noch am Leben 😉
Schön wieder mal was von dir zu hören und ein schöner Artikel! Ich muss nur sagen, dass ich in letzter Zeit auch sehr unruhig war, was die Entwicklung unseres Lieblingshobbies angeht, aber Sony hat mit der PS4 jetzt einiges raus gerissen. Man kann Gebrauchtspiele zocken! Und sämtliche Titel werden auch im Verkaufsregal zu finden sein. Das war für mich eine fantastische Nachricht. Die anderen Features wie das neue Netzwerk, etc. interessieren mich dann eigentlich wenig. Ich hoffe auch in Zukunft auf viele tolle Spiele und Mut auf neue Innovationen und Spieleideen.