Nintendo hat auf der E3 also die neue Konsole Wii U präsentiert. „Wir Du“, und wo bleibe „Ich“? Wii U ist sicher nicht der kreativste Name, aber da Wii I oder Wiii echt bescheuert aussehen und eine iWii sicher erst erscheint, wenn Steve Jobs völlig durchdreht, muss man wohl damit leben.
Mehr Power, aber für wen und was?
Natürlich war ich nicht bei der Pressekonferenz dabei, aber ein paar Gedanken gehen mir anhand diverse Berichte jetzt schon durch den Kopf. Wii U wird also eine ähnliche Leistung wie XBox 360 und PS3 haben oder diese sogar übertreffen, aber wie will Nintendo dieses Technik-Potential, das gemessen an den Erscheinungsdaten der Konkurrenzkonsolen schließlich auch schon etwas betagter ist, ausnutzen? Wie man Nintendo kennt werden möglicherweise erstmal alle Maskottchen von Mario bis Zelda auf das nächste Level gehoben, um den ewigen Fans neue Updates uralter Marken zu liefern. Das wird laufen wie geschnitten Brot, keine Frage, aber was kommt dann? Gewinnt man mit aufgebohrter Technik und Anbiederung an den Tabletmarkt wirklich den Coregamer zurück?
Ein Tablet für den Konsolero?
Die noch aktuelle Wii strotzt nicht gerade vor 3rd Party Support und punktet „nur“ mit seiner Fuchtelsteuerung. Irgendwie bezweifle ich, dass der scheinbar unhandliche Controller mit Touchscreen wirklich ein so gutes Verkaufsargument ist. Es ist sicher eine nette Idee Teile eines Spiels auf den Controller auszulagern, aber das hat SEGA bei der Dreamcast im zugegegen kleinsten Ausmaß und ohne Touchfunktion auch schon gemacht. Es wird ganz bestimmt gute und interessante Konzepte für die Einbindung geben, aber auf ein gutes Spiel erwarte ich wieder 50 Mülltonnenanwärter, die billig nach dem Motto „die Leute werden’s schon kaufen“ produziert werden – Wii lässt grüßen. Zudem werden viele der Multiplattformtitel höchstwahrscheinlich nicht mit ausgefeilten Tabletelementen ausgestattet werden, denn warum sollte ein Studio mittlerer Größe den Aufwand betreiben ein auf Controller oder Bewegung ausgelegtes Spiel auch noch teilweise auf einen zweiten Monitor zu exportieren? Wii fehlt da nach wie vor die große Unterstützung, und wenn sie mal da ist funktioniert das Konzept im Spiel nur selten.
Das übliche Nintendo „ich zahl drauf“ Konzept?
Abschließend gibt es dann noch etwas, auf das ich wirklich gespannt bin: Die Preisgestaltung! Erfahrungsgemäß bietet Nintendo immer den günstigen Einstieg, indem die Konsole mit Basisausstattung (einfaches TV-Kabel, Netzteil, ein vollständiger Controller) für wenig Geld erhältlich ist, damit man die ersten Spiele problemlos alleine Spielen kann. Teuer wurde es dann, wenn ein zweiter, dritter und vierter Controller fällig wurde, diese dann noch gepimpt werden konnten oder für irgendein Spiel wieder eine zusätzliche Hardware nötig wurde. Was wird also ein Controller mit 6″ Touchscreen kosten, der zudem in der Lage ist von der Konsole gestreamte Spiele so darzustellen, damit man weiterspielen kann? Irgendwas zwischen 50 und 100 Euro pro Einheit sind da bestimmt drin. Bei 200-300 Euro für die Konsole kann das ein teurer Familienspaß werden. Wie lange die Teile dann mit einem Satz Batterien oder eine vollständigen Aufladung laufen bleibt auch mal abzuwarten. Wenn ich da an diverse Smartphones oder Tablets denke, werden da nicht viele Spielstunden rausspringen. Aber noch haben wir ja Zeit und echte technische Daten hat man bislang noch nicht gesehen. Vielleicht gibt es in zwei bis drei Jahren nur noch Konsolen mit Touchscreencontrollern und Nintendo hatte als einzige Firma die eine, wahre Vision.
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