Two Worlds II sollte eigentlich eine Rollenspielgranate sein. Man findet fast alle Zutaten, die ein gutes RPG ausmachen sollten.
Sieht schon ganz gut aus
Da ist erstmal die Grafik. Ich habe schon lange kein Spiel dieser Art gesehen, das derart hochpoliert präsentiert wird. Eine lebendige Welt mit unzähligen Statisten und NPGs, Tieren und Monster und riesige Areale, in denen beispielsweise jeder Grashalm für sich animiert worden zu sein scheint. Die riesige Welt, die aus mehreren Inseln besteht, wirkt wie ein Mikrokosmos. Jede Insel ist einem anderen Thema unterworfen. Während man in einer West-RPG typischen, mittelalterlichen Welt beginnt, verschlägt es den Protagonisten schnell ins orientalische Hatmandor oder in das feudal-japanische New Ashos. Hatmandor bewirkt mit seinen trockenen Steppen, der flimmernden Luft und den in Kaftan gewandeten Charakteren, das man als aller erstes das dringende Bedürfnis nach einem kräftigen Schluck Wasser bekommt. Die Animationen der NPGs ist zweckmäßig gelungen, vor allem wenn ein älterer Herr auf einer Bank am Rand sitzt und sich dann mit einem herzhaften Gähnen genüsslich streckt. Der eigene Chara bewegt sich zwar auch nicht gerade anmutig, doch wirkt sein Auftreten besser, als beim Genre-Konkurrenten Dragon AGe: Origins.
Klingt auch ganz gut
Dann wäre da der Sound. Die Musik passt fast immer optimal zu den jeweiligen Arealen. Im arabisch anmutenden Hatmandor hört man ausschließlich orientalische Klänge, die teilweise stark an ruhige Stücke des Klassikers Diablo erinnern, während New Ashos mit seinen Pagoden und Schreinen auch musikalisch das feudale Japan des 19ten Jahrhunderts suggeriert. Leider stimmen die Zuordnungen innerhalb des Gameplays nur selten, was zur Folge hat, dass die dramatische Kampfmusik erst ertönt, wenn der Gegner nach zwei gezielten Angriffen am Boden liegt und nur spärlich wieder zur ruhigen Musik zurückkehrt. Die deutsche Synchronisation wurde mit weitestgehend bekannten Stimmen besetzt, die sich bei ihrer Arbeit merklich Mühe gegeben haben. Im großen und ganzen wurde auch die Welt mit dezenten Soundeffekten bestückt. Vereinzelt zwitschert ein Vogel, am Strand hört man das Wellenrauschen und in Höhlen vernimmt man ein dezentes Tropfen.
Leveln bis die Schwarte kracht
Bei einem der Kernstücke eines Rollenspiels hat man sich richtig Mühe gegeben. Man kann so ziemlich alles erlernen und aufleveln, eigentlich jeden Ausrüstungsgegenstand verbessern und seine Ausrüstung in bis zu drei verschiedene Ausrüstungssets aufteilen. Die anfangs unüberschaubaren Möglichkeiten sind so gewaltig, dass man selbst als erfahrener Spieler kaum weiß, wo und wie man anfangen soll. Da sind zum einen die vier Basiswerte Kraft, Stärke, Präzision und Willenskraft, für die pro Levelaufstieg vier Punkte verteilt werden kännen. Zum anderen gibt es weitere sechs Kategorien, in denen sich wiederum bis zu 10 Fähigkeiten verbergen. Spätestens hier wird es schwierig, da man hier nur weitere 4 Punkte vergeben kann. Eine frühe Spezialisierung ist als notwendig. Darüber hinaus gibt es weitere Bereiche, in denen man munter experimentieren und teilweise auch kläglich scheitern kann. Für die Experimente ist natürlich die Alchemie zuständig. Ausgeweidete Organe, Kräuter und andere Zutaten können zu einem wilden Gebräu gemischt werden, von dem man erst am Ende erfährt, was man da gemacht hat. Jedes Rezept wird dankensweise automatisch niedergeschrieben, um damit später wieder arbeiten zu können. Im Ausrüstungsmenü kann man so ziemlich alles in seine Bestandteile zerlegen und diese dann zur Aufwertung anderer Teile benutzen. Die Auswahl reicht hier von Edelsteinen, über Holz bis hin zu Eisen und Leder. Wer hier nicht auf seine Kosten kommt ist wirklich selber schuld. Ein Buch mit sieben Siegel blieb mir dafür die Magie. Ich hab bis zum Ende nicht verstanden, wie es funktioniert, was mich ziemlich geradlinig zu einem Nahkampspezialisiert gemacht hat.
Aber… booooooooring
All diese schmackhaften Zutaten – Musik, Grafik, Leveln – können leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass man bei Two Worlds II eine entscheidende Kleinigkeit vergessen hat: Die Geschichte. Das Spiel beginnt fulminant mit einem Gefängnisausbruch und erklärt sehr flott die Motivation unseres namenlosen Helden. Aber dann wird’s dünn, verdammt dünn. Die Geschichte ist zwar vorhanden und auch durchaus plausibel in ihren Zusammenhängen, aber es wird mangels Zwischensequenzen und ewigen Dialogen so träge präsentiert, dass man sowohl den Faden, als auch die Lust verliert. Dazu kommen die lobenswert vielen Sidequests, die leider so umfangreich und ablenkend sein können, dass man ohne das Questbuch, aus dem abgeschlossene Aufgaben leider nicht verschieden, vollkommen verloren wäre.
Ich habe fertig
Ich habe dem Spiel wirklich eine Chance gegeben. Mit 23 Stunden Spielzeit kann man mir nicht vorwerfen ich hätte es nicht versucht, aber am Ende von Kapitel 2 habe ich mich dabei erwischt nur noch die Hauptquest zu verfolgen und die Quests vom Wegesrand mitzunehmen. Außerdem konnte ich mir die Dialoge irgendwann nicht mehr antun. Auch wenn es immer wieder mal witzige Gespräche und derbe Auseinandersetzungen zu hören waren, habe ich irgendwann nur noch die Skipfunktion genutzt. Wenn ich einmal an diesem Punkt bin, muss ich ein Game ausschalten, eintüten und für immer wegstellen.
Wie auf meiner Playercard zu sehen ist, habe ich jetzt mit The Saboteur begonnen. Nach der ersten Stunde gefällt es mir richtig gut, aber für eine Beurteilung ist noch zu früh. Auf zur Statistik:
Spiel | System | Preis | GamerScore | Trophäen | Spielzeit |
F.E.A.R. 2 | XBox 360 | 10 € | 15 | 0 | 1h 16min |
UNO | PS3 | 0,99 € | 0 | 12 | 2h 21min + online |
Sonic & Sega All-Stars Racing | XBox 360 | 14,95 € | 140 | 0 | 1h 12min |
Two Worlds II | XBox 360 | Geschenk | 355 | 0 | 22h 50min |
Harms Way | XBox 360 | gratis | 0 | 0 | 0h 00min |
Doritos Crash Course | XBox 360 | gratis | 0 | 0 | 0h 00min |
gesamt | 25,94 € | 495 | 12 | 27h 28min + online |
Mein Videospieljahr 2011 – Fääääärtig! | Konsolen, Kino und Konsorten - Spontanbesorger.de sagt:
31. Dezember 2011
[…] Spiel, das mich besonders enttäuscht hat, war Two Worlds II. Es gab zwar viele Quests, viele Gegner, viele Optionen, aber da die Geschichte mehr als dünn war […]