In dieser Nacht wurden die Oscars verteilt und seit langem gab es mal keinen Abräumerfilm, der die Masse der Trophäen einheimsen konnte. Die Auszeichnung für die beste männliche Hauptrolle an Collin Firth („The King’s Speech“) und die für die beste weibliche Hauptrolle an Natalie Portman („Black Swan“). „Leider“ ging der Oscar für den besten Film wenig überraschend an „The King’s Speech“, was Inception um den wichtigsten Award innerhalb der eigenen Nominierungen brachte. Aus meiner Sicht etwas überraschend wurde Hans Zimmer auch nicht für seinen Inception-Soundtrack ausgezeichnet und musste hinter Trent Reznor and Atticus Ross für die Musik zu „The Social Network“ zurückstecken.
Aber Inception wurde dennoch von der Jury als bild- und tongewaltiges Werk gewürdigt. Die vier verliehenen Oscars gingen an Wally Pfister für die beste Kamera, Richard King für den besten Tonschnitt, Lora Hirschberg, Gary A. Rizzo and Ed Novick für den besten Ton und Paul Franklin, Chris Corbould, Andrew Lockley and Peter Bebb für die besten visuellen Effekte. Damit lag ich mit meiner Prognose nach den Nominierungen etwas daneben, nachdem Drehbuch und Filmmusik leer ausgingen.
Bei meinem täglichen Streifzug durch Blogs, Foren und Newsletter habe ich die bedauernswerte Meldung gefunden, dass der Komponist John Barry am 30.01.2011 verstoben ist. Seine letzte Filmmusik komponierte er im Jahr 2001 für den Film Enigma (mit Kate Winslet). Auch wenn sein Name nicht zu den bekanntesten gehört, hat jeder Filmfan mit hundertprozentiger Sicherheit mindestens einen Film mit seiner Musik gesehen und seine Untermalung sehr gut gefunden. Er wurde fünf mal mit dem Oscar ausgezeichnet und zwei weitere Male nominiert:
– „Born Free“ aus Frei geboren – Die Königin der Wildnis (1967/Bester Song)
– Frei geboren – Die Königin der Wildnis (1967/Beste Filmmusik)
– Der Löwe im Winter (1969/Beste Filmmusik (kein Musical))
– Maria Stuart, Königin von Schottland (1972 Nominierung für die beste Filmmusik)
– Jenseits von Afrika (1986/Beste Filmmusik)
– Der mit dem Wolf tanzt (1991/Beste Filmmusik)
– Chaplin (1993/Nominierung für die beste Filmmusik)
Falls es noch immer nicht geklingelt hat, dürften das folgende Bild und die nächste Liste das Aha-Erlebnis bringen.
Jeder kennt James Bond, jeder kennt das James Bond Theme und jeder kann das eine mit dem anderen verbinden. Von allen Auszeichnungen und Nominierungen abgesehen, dürfte Barry für die 007-Filmmusik am bekanntesten sein. Bereits am Erstling „James Bond jagt Dr. No“ war er beteiligt und auch wenn Monty Newman Synonym für das James Bond Theme ist, war es John Barry, der den Score zu dem machte, was wir bis heute kennen. Insgesamt hat er an 11 Bondstreifen mitgewirkt:
– James Bond jagt Dr. No
– Liebesgrüße aus Moskau (Golden Globe Nominierung für den besten Song)
– Goldfinger
– Feuerball
– Man lebt nur zweimal
– Im Geheimdienst Ihrer Majestät
– Diamantenfieber
– Der Mann mit dem goldenen Colt
– Moonraker
– Octopussy
– Im Angesicht des Todes (Golden Globe Nominierung für beste Filmmusik & für den besten Song)
– Der Hauch des Todes
John Barry „live“ mit Goldfinger und dem James Bond Theme – Gänsehaut!
Ganz großes Kino! So ganz nebenbei hat John Barry übrigens auch die Titelmelodie der Kultserie „Die Zwei“ mit Tony Curtis und Roger Moore geschrieben.
Mit Tron verbindet mich seit jeher eine gewisse Hassliebe. Ich habe die Geschichte erstmals als Film-Hörspiel gehört und war von den Bildern in meinem Kopf, die noch nicht vom Film beeinflusst waren, vollkommen fasziniert. Als ich dann den Film das erste mal sah, war ich enttäuscht. Egal wie bahnbrechend die Effekte waren, es war eben nicht das, was sich in meinem Kopfkino abgespielt hat. Mit zunehmenden Alter habe ich Tron aber zu schätzen gelernt und konnte dem Film seinen Kultstatus zusprechen, aber all der Kult kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Tron neben der grandiosen Optik ein relativ langweiliger Film ist. Für die Fortsetzung hat es dann auch 29 Jahre gebraucht.
Der Soundtrack von Daft Punkt ist der Hammer!
Gestern haben wir uns also „den 3D Film des Jahres“ angeschaut. Tron Legacy setzt den gefloppten Klassiker „Tron“ von 1982 konsequent fort. Flynn, Kopf des weltweit führenden Computerkonzerns, verschwindet Ende der 80er Jahre spurlos. Sein Sohn erhält 2011 eine mysteriöse Nachricht, die ihn in die digitale Welt von C.L.U., T.R.O.N. und dem Raster lockt. Aber irgendwas scheint in dieser Welt geschehen zu sein, denn die in blau und rot getauchte Welt ist so ganz anders, wie es Flynn senior seinem Filius stets geschildert hat.
Soviel zur Rahmenstory von Tron Legacy. Da ich in den vergangenen Jahren von Kinohypes immer wieder enttäuscht wurde, habe ich diesmal meine Erwartungshaltung massiv zurückgeschraubt und nach dem Abspann lautete mein Fazit dann auch „besser als befürchtet“. Woran hing es also? Tron Legacy macht genau den gleichen Fehler, den sein Vorgänger gemacht hat. Die Geschichte ist dünn(er), die Action ist stylisch, aber undynamisch und die Kulisse ist so elegant wie unspektakulär. Es ist beispielsweise bemerkenswert, dass die Lightbike-Rennen im Original wesentlich zackiger und spannender inszeniert waren. Auch der 3D-Effekt, der mich generell nach wie vor kalt lässt, war nicht wirklich der Rede wert. Echte „Breathtaker“ gab es nicht und der Kniff lediglich die digitale Welt dreidimensional erscheinen zu lassen, war ziemlich überflüssig. Doch dann ist da die allgegenwärtige Musik von Daft Punk! Seit Inception hat mich kein Soundtrack so dermaßen gepackt wie diese Mischung aus digitalen und orchestralen Tönen. Durch Daft Punkt erhält Tron Legacy seine Seele, wird trotz der Schwächen nie wirklich langweilig und erzeugt damit ein echtes Audiovisuelles Erlebnis.
Alles in allem bekommt man mit Tron Legacy eigentlich alles, was die Marke verspricht. Elegante und durchgestylte Optik, konsequente Weiterentwicklung bekannter Elemente, ein paar Zitate und andere Hommagen für die alten Fans und wenig Geschichte. Mein Tipp: Pfeifft auf 3D und sucht euch ein Kino mit einer guten Soundanlage. Der Soundtrack, der so ganz nebenbei stark an den von Mass Effect 2 oder Blade Runner erinnert, wird euch aus den Socken hauen!