Man kann sich dieser Tage ja kaum gegen die kickenden Damen mit ihrer Weltmeisterschaft wehren. Wohin man auch sieht und hört, die deutschen Medien quellen geradezu über vor Berichterstattungen, Interviews und Werbemaßnahmen. Es ist ja auch verständlich, denn schließlich ist Fußball des Deutschen liebste Freizeitbeschäftigung. Naja, eigentlich ist das hier ja kein Fußball, es ist Frauenfußball und bevor ich jetzt hier vom Lynchmob hinweggefegt werde, will ich das mal relativieren: Frauen können Fußball spielen, aber kein Schwein guckt sich das vor Ort an, weil bei der breiten Masse der Fans einfach kein Interesse da ist.
Diese absolut nicht bewiesene These beruht auf diversen Beobachtungen und vollkommen subjektiven Vergleichen 😉 Da ist erstmal die Medienpräsenz. ARD und ZDF scheinen einen unglaublichen Etat erhalten zu haben, um für eine erfolgreiche WM im eigenen Land zu sorgen. In regelmäßigen Abständen laufen Sendungen, welche Spielorte, Spielerinnen, potentiell starke Gegner und Ähnliches vorstellen. Den Kickerinnen in Aktion kann man sich ebenfalls kaum entziehen da vor jedem größeren Ereignis der Herren auf deutschem Boden – egal ob national oder international – quasi als Vorprogramm ein Spiel für die Damen angesetzt wurde. Damit sich das auch medial lohnt wurde jedes Spiel selbstverständlich live übertragen. Nimmt man noch sämtliche Wiederholungen jedes noch so uninteressanten Spiels auf Sport1 dazu, kommt man bereits auf einige Stunden, in denen die Damen versuchen uns zu beglücken.
Auch die deutsche Werbelandschaft hat die Fußballdamen für sich entdeckt. Mir sind zwar die Produkte entfallen und ich bin mir nicht mal sicher, ob es sich wirklich um deutsche Nationalspielerinnen handelt, aber solange das FIFA-Logo und der WM-Termin zu sehen sind wird das schon passen. Letztlich ist mir am Kiosk noch die aktuelle Ausgabe des deutschen Playboys ins Auge gefallen: Selina Wagner, Julia Simic, Annika Doppler, Kristina Gessat und Ivana Rudelic, die vermeintlich fünf attraktivsten Spielerinnen der deutschen Nationalmannschaft und echt knackige Mädels (wer kennt sie nicht?), zieren das Cover und präsentieren sich mehr oder weniger freizügig auf 13 Seiten des Herrenmagazins. Man macht eben alles, um eine positive Meinung zu den Fußballdamen zu erhärten 😉
Das ist allerdings alles kein Vergleich zur letztjährigen 24-Stunden-Berichterstattung, als ein gewisser Herr Balack wegen einer akuten Verletzung nicht am großen Turnier teilnehmen konnte. Es ist auch zumindest bemerkenswert, dass die Fußballsektion von sportschau.de weniger als 2 Wochen vor der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen lieber das Konterfei von Felix Magath und fünf weitere Kompaktmeldungen zum Herren-Fußball zeigt, bevor die Nachrichten zu den Damen präsentiert werden. Auch Google scheint nicht besonders von der WM 2011 angetan zu sein. Sucht man schlicht nach „Fußball WM“ findet man zuerst drei Einträge zu den Herren, von denen einer sogar noch zur vergangenen WM in Südafrika gehört. Erst die News auf Platz 4 berichten über Aktuelles und irgendwo auf Platz 6 erscheint dann der passende Wikipediaeintrag.
Einschalten für den Trikottausch?
Und worauf will ich hinaus? 2010 hatten wir eine Eishockey-WM im eigenen Land. Sämtliche Hallen waren für nahezu jedes Spiel ausverkauft und schon das Eröffnungsspiel in der Arena „Auf Schalke“ vor fast 80 000 Menschen wäre eigentlich mehr als eine Fußnote in den Sportnachrichten wert gewesen (Deutschland schlägt den Mitfavoriten USA). Deutschland ist 2010 erst im Halbfinale gescheitert, was schon sensationell war. Ich bin fest davon überzeugt, dass es in Deutschland mehr Eishockey- als Frauenfußball-Fans gibt, vor allem auch nach dem tollen Turnier der Deutschen Eishockeycracks in diesem Jahr. Diese Mannschaft, Eishockey im Allgemeinen und die Fans im Besonderen hätten einen größere Medienpräsenz verdient. Warum also wird der Medienrummel um die Fußballerinnen derartig aufgeblasen? Zweites Sommermärchen – ich lach‘ mich kaputt. Ich bin ja wirklich kein Fußballfan, aber das eine oder andere Spiel schaue ich mir zumindest mal für eine Halbzeit an. Wenn ich aber die leeren Ränge beim höchstklassigen Frauenfußball anschaue, glaube ich nicht, dass diese WM den erhofften Hype auslösen wird. Und sind wir mal ehrlich: Durch den Einsatz von Männermagazinen wirbt man doch hauptsächlich die Männer, die ohnehin nur auf den Trikottausch warten.
Spiele ohne Verfallsdatum – Dead Or Alive Xtreme Beachvolleyball (XBox) – Knackige Mädels, yeah!
Kommentare sind ausdrücklich erwünscht!
Da ich mein schönes Notebook meinem ehemaligen Arbeitgeber hinterlassen musste, bin ich gerade dabei die olle Kiste von „damals“ wieder herzurichten. Da die Festplatten doch etwas betagter und entsprechend klein sind, versuche ich gerade Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und dabei auf alte Rezensionen gestoßen, die ich mal für eine bessere Hobbygamerseite geschrieben habe. Die Seite existiert zwar noch, aber seit 5 Jahren ist da nichts mehr aktualisiert worden, deswegen habe ich auch keine Hemmungen meine alten Texte quasi unverfälscht hier wieder einzustellen. Damit meine Kategorie „Knackige Mädels“ wieder etwas Futter bekommt fange ich mit dem ersten DOAX an.
Spätestens seit den olympischen Sommerspielen in Sydney ist Beachvolleyball in den erlauchten Kreis der ernst genommenen Sportarten aufgestiegen. Neben den schnellen Ballwechseln haben die athletischen Körper und natürlich die Partystimmung im Publikum dafür gesorgt, dass die Fangemeinde stetig größer wird. Tecmo ist auf diese Welle aufgesprungen und erfüllt damit den Wunsch vieler Dead or Alive Fans die Kämpferinnen neu und vor allem freizügiger zu präsentieren.
Urlaub All Inclusive
Nach einem witzig gemachten Intro geht es direkt auf die Insel. Dort wählt man ein Mädel als Spielfigur aus und stürzt sich in den wohl verdienten Strandurlaub. Am hoteleigenen Pool trifft man Lisa – die einzige neue Figur im DOA-Universum – die neben den anderen 6 Damen irgendwie in diese Nobelabsteige gelockt wurde. Nach einem kurzen, nicht interaktiven Gespräch hat man die Wahl sich die Insel zeigen zu lassen oder auf eigene Faust auf Erkundung zu gehen. So findet man schnell die Läden für Geschenke und Accessoires, sowie den Bademodenshop. Auch in virtuellen Welten wird Merchandise und Markenbewusstsein eben groß geschrieben. Je nach Spielverhalten kann man an diesem ersten Nachmittag das erste Match bestreiten, sofern man eine Spielpartnerin gefunden hat. Beachvolleyball ist nun mal ein Mannschaftssport, aber Vorsicht: die Damen sind launisch und können ein geformtes Team von einen Tag auf den anderen wieder verlassen. Aber selbst ohne Partnerin gibt es noch genügend auf der Insel zu tun. Tagsüber kann man das Minispiel „Pool-Hüpfen“ absolvieren, während abends das Spielcasino zum Geld verlieren einlädt. Auf diese Art und Weise verstreichen 14 virtuelle Tage bis der Urlaub endet und das Abschlussvideo über den Bildschirm läuft. Hier kann dann sofort die nächste Reise zur sportlichen Ertüchtigung beginnen. Man wähle eine Dame aus und schon beginnt der Urlaub von neuem, nur mit dem Unterschied, dass sämtliche erworbenen Items und Sympathien den jeweiligen Charakteren erhalten bleiben.
Baggern, zocken, einkaufen
Der Spielverlauf ist einfach gestrickt: verdiene Geld, um den Mädels Geschenke zu machen, halte sie mit weiteren Aufmerksamkeiten bei Laune und spiele mit deiner Partnerin so gut wie möglich Volleyball, um noch mehr Präsente überreichen zu können. Grundsätzlich ist DOAX also in drei Segmente aufzuteilen: Dating Simulation, Minispiele und Volleyball.
Betrachten wir uns den ersten Teil. Da ein Beach Volleyball Team stets aus 2 Personen besteht, muss zu allererst eine Spielpartnerin gefunden werden. Wie Frauen aber so sind denken sie gar nicht daran so ohne weiteres mit euch mitzukommen. Geschenke müssen her und die bekommt man in den besagten Shops. Dabei stellt sich schnell heraus, dass jede der Damen eigene Vorlieben und Abneigungen hat. Die jeweilige Gunst kann demnach nicht mit der Masse der Geschenke erkauft werden. Überreicht man statt einer funky Sonnenbrille einen knappen Bikini kann das Präsent schnell im Müll landen und die Beschenkte will nichts mehr von euch wissen, selbst wenn ihr später genau den Geschmack trefft. Hat man diese Hürde aber einmal überwunden und die Sympathien sind auf des Spielers Seite, steht dem ersten Match nichts mehr im Wege. Doch auch hier ist mit Vorsicht zu agieren. Werden Matches verloren oder schnappt ihr der Co-Spielerin während einer Partie zu oft den Ball weg ist die Verstimmung groß. Das resultiert dann oft darin, dass man bald wieder alleine auf weiter Flur ist und die Suche von Neuem beginnt. All das Shoppen befriedigt allerdings die Jäger und Sammler. Jedem Charakter steht eine Vielzahl von Bikinis, Badeanzügen und Zubehör zur Verfügung, die auch nach Spielende in der persönlichen Sammlung bleiben und beim nächsten Urlaub ausgewählt werden können. Vor allem die Strandbekleidung ist dabei interessant, da man den eigenen Charakter mit jedem erworbenen Teil ausstaffieren kann. Weil auch die Geschenke, die nicht im Müll landen in der Sammlung bleiben hat man langfristig eine Menge zu tun, bis jedes Item für jede Dame vorhanden ist. Und wenn man ehrlich ist: ein solches Spiel kauft man sich nicht, um die ausgefeilte Technik zu bewundern – je knapper die Bikinis, desto hübscher der Anblick.
So ganz nebenbei kann man natürlich auch Volleyball spielen. Die Partie geht über einen Spielsatz, bei dem man 7 Punkte erreichen muss. Ab einem Spielstand von 6:6 muss eine Punktedifferenz von 2 Punkten erzielt werden. Einem „ewigen Match“ wird allerdings auch entgegengewirkt, indem das Spiel spätestens dann gewonnen ist, wenn man den zehnten Punkt erlangt. Während eines Matches übernimmt man die Kontrolle der ausgewählten Spielerin. Neben dem Gegner ist somit auch der Teampartner CPU gesteuert. Für Annahme und Angriff ist jeweils eine Taste belegt, welche durch unterschiedlich starken Druck, der individuell konfiguriert werden kann, verschiedene Aktionen auslösen kann. Nimmt man beispielsweise einen Angriff mit starkem Druck an, veranlasst man die Partnerin sofort einen Angriff durchzuführen. Verfährt man genauso, wenn die Partnerin den Ball annimmt bekommt man selber den Ball zugespielt und muss entsprechend einen Angriff durchführen. Man muss sich quasi ständig mit der KI der Partnerin und der eigenen Spielvorstellung auseinandersetzen. Ohne das richtige Timing und ohne die exakte Kontrolle seines Teams ist es beinahe unmöglich ein siegreiches Spiel zu absolvieren. Anfangs fällt die Steuerung noch schwer, aber nach knapp einem Dutzend Matches hat man den Bogen raus. Störend ist allerdings die Kameraperspektive. Man hat eine sich ständig bewegende Seitenansicht, die das Abschätzen der Flugbahn des Balles erschweren kann. Es passiert des Öfteren, dass ein Ball nicht angenommen wird, weil man davon ausgeht er flöge direkt auf die Arme der Partnerin.
Die Minispiele bilden dagegen nur einen kleinen Teil von DOAX. Tagsüber kann man ein Hüpfspiel am Pool absolvieren, mit dem man ein paar Scheine verdient, aber mal abgesehen von der Freude hin und wieder mal ungeschickt ins Wasser zu fallen und ein Gefühl für den Tastendruck zu bekommen ist diese Veranstaltung schnell ausgelutscht. Abends kann man das sauer Verdiente im Kasino verballern. Zur Auswahl stehen Roulette, Black Jack, Poker und Slot-Automaten. Während Poker und Automat weitestgehend langweilig sind, kann Roulette ganz amüsant sein. Wie in der Realität ist dies allerdings auch nur eine passive Angelegenheit: Geld setzen, Kugel beobachten, Geld weg. Black Jack ist dagegen das einzige Spiel, bei dem man gerne ein paar Minuten verweilt. Dummerweise ist man auf diese Spiele angewiesen, da man ohne Partnerin nicht an Geld rankommt und ohne Geld gibt es keine neuen Bikinis oder andere Gimmicks und dem entsprechend keine neue Partnerin.
Wie es sich für ein solches Spiel gehört gibt es auch einen Multiplayer Modus. Hier geht es direkt auf das Spielfeld. Der zweite Spieler hat die Wahl gegen oder gemeinsam mit dem Freund anzutreten. Der Spielverlauf ist dabei identisch zu einem Match im Singleplayer Mode, inklusive der Möglichkeit das Outfit der Spielerinnen zu verändern. Es werden allerdings keine virtuellen Dollars erspielt, was eine anschließende Einkaufsrunde ausschließt.
Alloha
Wie zu erwarten bietet Tecmo Eyecandy vom Feinsten. Auch wenn man die Insel nicht Shenmue-like frei erkunden kann ist das tropische Ambiente gut getroffen. Die 4 Spielfelder bieten 3 unterschiedliche Strände und eine Dschungellichtung. Die Umgebung ist komplett animiert und verzichtet auf statische Bitmaps. Wem DOA3 grafisch gefallen hat wird hier sicher nicht enttäuscht werden. Besonders positiv fallen Details wie Tageszeit abhängige Lichtverhältnisse, Feuerschein auf einer tanzenden Figur, und schöne Lichtspiegelungen unter Wasser auf. Man hat sogar bedacht, dass der ständige Aufenthalt in sonniger Umgebung die Haut bräunt. Wer das besonders bzw. gar nicht mag kann seine Spielfigur mit Selbstbräuner oder Sunblocker eincremen lassen. Die 8 Damen können sich ebenfalls sehen lassen. Die Charaktermodelle sind nahezu ohne Ecken und Kanten und wirken vor allem bei ihren Freizeitaktivitäten, die uns als Zwischensequenzen präsentiert werden, sehr lebendig. Die Animationen während eines Matches wirken dagegen etwas hakelig, da man neben den normalen Spielbewegungen auch Animation wie Sand wegkicken oder Arm strecken eingebaut hat. Das trägt zwar zum Realismus bei, verliert aber während des Übergangs von Passivität auf Aktion an Wirkung.
Was wäre ein Tag am Strand ohne Meeresrauschen, Möwengekreisch und karibische Klänge? Die Soundkulisse versetzt den Spieler sofort in relaxte Urlaubsstimmung. Beim Soundtrack wurde ebenfalls auf dieses Ambiente geachtet: Songs von Christina Aguillera, den Spice Girls, Bob Marley und Reel Big Fish bis hin zu namenlosen Calypso- und Reggaesongs halten einige Ohrwürmer parat. Zudem wird die Funktion der XBox unterstützt eigene gespeicherte Soundtracks ins Spiel zu integrieren. So kann man sich jeden einzelnen DOAX Track anhören, aktivieren oder deaktivieren und entsprechend mit jedem einzelnen Song von der Harddisk verfahren. Bleibt zu erwähnen, dass man lediglich im Kasino mit Fahrstuhlmusik gequält wird, die nicht ausgeschaltet werden kann.
Fazit
Man könnte glauben Dead or Alive: Xtreme Beach Volleyball ist ein nettes Spiel für zwischendurch, aber es ist fesselnder, als es auf den ersten Blick wirkt. Das Spiel macht einfach Spaß, ohne große Ansprüche zu stellen. Die Hauptkaufgründe sind sicherlich die Grafik und die spärlich bekleideten Mädels. Während der jeweiligen Unterhaltung an unterschiedlichen Plätzen kann man die Schönheiten beim Baden, sich in der Sonne räkeln oder sonstigen Urlaubsaktivitäten beobachten. Man ist begierig, soviel Geld wie möglich zu verdienen, um seinen eigenen Charakter oder die anderen Mitspielerinnen mit neuen Accessoires und Bademoden ausstatten zu können. Der Volleyball-Teil macht ebenfalls Laune, wenn man die Steuerung einmal halbwegs raus hat. Hardcore Sportspieler vermissen die technischen und taktischen Finessen, die man in einer Volleyball-Simulation erwarten könnte, aber japanophile Spieler mit Sammelleidenschaft und Freude an Polygonschönheiten können bedenkenlos zugreifen. Je besser man spielt, desto knappere Bikinis können erworben werden, was den Wiederspielwert in die Höhe schraubt. Auch wenn eine Urlaubsrunde nach 2-3 Stunden abgeschlossen ist kann man durchaus 80-100 Stunden auf Zacks Insel verweilen und hat dennoch noch nicht alles (sprich: Badeanzüge) gesehen.
Mein letzter Eintrag zu einem Videogame ist schon ein paar Wochen her. Der Grund dafür war Yakuza 4, welches ich geschlagene 98 Stunden gespielt habe, ohne irgendwelche heruntergeladenen oder freigeschalteten Boni zu nutzen. Das nenne ich mal ein vorbildliches Preis-/Leistungsverhältnis.
Vier Charaktere, eine Geschichte
Anfangs war ich ja sehr skeptisch, wie ein Spiel mit vier Protagonisten funktionieren soll, vor allem wenn man die drei Vorgänger immer mit der selben Figur bestritten hat. Eine vermeintliche Zerstückelung in Episoden hat anderen Spielen zwar die Möglichkeit gegeben nach und nach neue DLCs zu verkaufen, aber selten hat es dem Spielfluß gut getan. Yakuza 4 ist da anders. Auch wenn die ersten vier Kapitel jeweils einem Charakter gewidmet sind wird dem Spieler schnell bewußt, dass hier ein Netz von Handlungssträngen geflochten wird, welches in einem großen Finale aufgelöst werden muss.
Man spielt also den skurrilen Geldverleiher Shun Akiyama, den zum Tode verurteilten Yakuza Taiga Saejima, den glücksspielsüchtigen Zivilpolizisten Masayoshi Tanimura und den aus den Vorgängern bekannten Ex-Yakuza Kazuma Kiryu. Neben den eigenen Motivationen und Verstrickungen in die Gesamtgeschichte, hat jeder Charakter eigene Eigenschaften und Verbindungen zur Welt von Kamorucho, was jeweils einen anderen Blickwinkel auf diesen Stadtteil erlaubt. Der eine besitzt einen eigenen Cabaretclub und scoutet zwischendurch neue Hostessen, die er auch nebenbei ausbildet, der andere pfeift auf Hostessen und hilft stattdessen einem heruntergekommenen Dojo Champions zu trainieren und der nächste hilft internationalen Ermittlern einen kniffligen Fall zu lösen. Dazu stehen jedem Charakter Bereiche offen, die den anderen vorerst verwehrt bleiben. Als verurteilter Mörder muss Saejima beispielsweise unerkannt bleiben und bewegt sich hauptsächlich in der Kanalisation, während Tanimura wegen seiner Sprachkenntnisse als einziger das Einwanderer-Viertel betreten kann.
So, das war jetzt ein dicker Abschnitt zum groben Rahmenprogramm. Leider kann man zur Story nicht viel sagen, ohne irgendetwas zu spoilern. Wie aber in jedem bisherigen Yakuza werden Kleinigkeiten sehr wichtig, Offensichtliches stellt sich als falsch heraus und irgendjemand entpuppt sich als Verräter oder großer Drahtzieher einer viel größeren Geschichte. Es geht um Liebe, Ehre, Verrat und Rache und aus all diesen Klischees wurde wieder etwas zusammengekocht, was einem Yakuza-Spiel würdig ist und so ganz nebenbei zumindest Teil 3 locker in die Tasche steckt.
Knackige Mädels, Baseball und viel Whiskey
Mit diesen Zutaten sollte zumindest der nächste Herrenabend gesichert sein, doch auch Yakuza 4 geizt nicht mit Nebenmissionen und Minispielen. SEGA hat nach dem Release von Yakuza 3 eine Menge Prügel der Fans einstecken müssen, da viele Elemente für den europäischen Markt einfach entfernt wurden. Offiziell sollte den Europäern kein falsches Bild von Japan vermittelt werden, da diese mit Hostessclubs, Shogi und Mayong ohnehin nichts anfangen könnten. Da aber gerade diese typischen japanischen Elemente das Herz der Yakuzaspiele waren und Sega wohl den Fehler eingestand, bekommt man mit Yakuza 4 wieder die volle Breitseite „Japan“ verpasst. Alleine mit den 10 Hostessen, die man jetzt besuchen und „verführen“ kann, ist man seine 10-20 Stunden beschäftigt, wenn man dies denn will. Darunter befinden sich auch drei Hostessen, die man nach dem Paperdollprinzip schminken, kleiden und ausstaffieren kann und so für andere Charaktere erst verfügbar macht.
Auch sportlich gibt es eine nette, kleine Auswahl an Zeitverschwendungen: Man kann im Baseballkäfig ein paar Bälle schlagen und Belohnungen kassieren, man kann ein paar Partien Golf spielen, die eine oder andere Runde Darts werfen, bowlen oder Tischtennisbälle über die Platte jagen. Damit das nicht zu langweilig wird, kann man zu fast allem ein Date – also eine der Hostessen – einladen. On Top gibt eine Karaokebar mit einem kleinen Rhythmusspiel, einen Massagesalon zum „entspannen“, ein Badehaus, Casinos mit West- und Ostglücksspielen, eine Kampfarena, einen Billardtisch und so weiter. Zwischendurch einen Happen in der Sushibar oder einem anderen der vielen Restaurants und ein Glas besten Whiskeys in einer der Bars, und der Männertag ist perfekt.
Substories und Schlägereien
Wie in jedem Yakuza stehen auch im vierten Teil viele Schlägereien und Bosskämpfe auf dem Tagesprogramm. Neben den üblichen Straßenkämpfen, in die man von Halbstarken, Yakuzas und Gangs verwickelt wird, zielt nahezu jede der optionalen Nebenquests auf eine physische Auseinandersetzung ab. Es gibt zwar auch lustige und auch traurige Laufmissionen, aber ohne Schlägerei geht’s selten ab. Da man durch diese Missionen und Kämpfe Erfahrungspunkte sammelt, die man wiederum gegen Kampffähigkeiten tauschen kann, ist es essentiell zumindest ein paar dieser Abschnitte zu spielen. Wer es nicht tut kommt zwar schnell mit der Geschichte weiter, verpasst aber Vieles was den Figuren eine gewisse Tiefe verleiht. Da jeder Charakter einen eigenen Kampfstil hat und alle vier eine Levelgrenze besitzen, ist es sinnvoll sich mit jedem Einzelnen auseinanderzusetzen und sie zu stärken. Man verrät sicher nicht zu viel, wenn man sagt, dass im Finale jeder einzelne noch einen großen Kampf zu bestreiten hat.
Die Kämpfe an sich sind meist eher einfach gestrickt und erfordern nur bei den Bossen eine gewisse Taktik. Mit einem konsequenten Buttonmashing und einem gelegentlichen Block kommt man eigentlich immer ans Ziel. Nichts desto trotz sind manche Zusatztechniken hilfreich, wenn beispielsweise ganze Gegnerhorden auf euch zustürmen.
Bester Ausflug nach Japan seit Shenmue
Yakuza 4 ist sicher kein Ersatz für ein Shenmue 3, aber es deutet an, in welche Richtung unser aller liebste nicht erschienene Fortsetzung gehen könnte. Technisch legt der vierte Teil eine kleine Schippe zum dritten Teil drauf, schraubt aber dafür den Umfang etwas zurück. Gab es in Teil 2 noch den Ausflug nach Osaka und in Teil 3 den zusätzlichen Stadtteil in Okinawa, spielt Teil 4 ausschließlich in Kamorucho. Hier werden zwar Kanalisation, Dächer und diverse Gebäudepassagen begehbar, aber da sich an diesen Orten kaum etwas abspielt, verbringt man dort auch nur wenig Zeit. Auch die Substories wurden von ehemals über 100 auf 62 heruntergeschraubt. Die Geschichten haben zwar im allgemeinen ein etwas höheres Niveau, lassen aber zu oft den typischen japanischen Humor vermissen, der leider nur gelegentlich kurz aufblitzt. Alles in allem ist aber allein der Umfang der 10 Hostessen-Missionen in Teil 4 so groß, dass die relativ wenigen anderen Missionen mehr als nur kompensiert werden. Nimmt man sich also Zeit kann man mit Yakuza 4 gut und gerne 100 Stunden und mehr verbringen, ohne das es Langweilig wird. Wer von den Kämpfen nicht genug bekommt, kann beispielsweise nach dem Abspann noch diverse Turniere und Challenges bestreiten, die wiederum einige Stunden verschlingen dürften. Neue, in das Spiel integrierte Hilfeoptionen, machen das Finden von Substories ebenfalls wesentlich leichter als noch bei den Vorgängern und so steht einem Besuch bei der tokioter Mafia nichts im Wege.


