Apr 28

Yakuza 4 – Mein Videospieljahr 2011


Kommentare sind ausdrücklich erwünscht!

Mein letzter Eintrag zu einem Videogame ist schon ein paar Wochen her. Der Grund dafür war Yakuza 4, welches ich geschlagene 98 Stunden gespielt habe, ohne irgendwelche heruntergeladenen oder freigeschalteten Boni zu nutzen. Das nenne ich mal ein vorbildliches Preis-/Leistungsverhältnis.

Vier Charaktere, eine Geschichte

Anfangs war ich ja sehr skeptisch, wie ein Spiel mit vier Protagonisten funktionieren soll, vor allem wenn man die drei Vorgänger immer mit der selben Figur bestritten hat. Eine vermeintliche Zerstückelung in Episoden hat anderen Spielen zwar die Möglichkeit gegeben nach und nach neue DLCs zu verkaufen, aber selten hat es dem Spielfluß gut getan. Yakuza 4 ist da anders. Auch wenn die ersten vier Kapitel jeweils einem Charakter gewidmet sind wird dem Spieler schnell bewußt, dass hier ein Netz von Handlungssträngen geflochten wird, welches in einem großen Finale aufgelöst werden muss.

Man spielt also den skurrilen Geldverleiher Shun Akiyama, den zum Tode verurteilten Yakuza Taiga Saejima, den glücksspielsüchtigen Zivilpolizisten Masayoshi Tanimura und den aus den Vorgängern bekannten Ex-Yakuza Kazuma Kiryu. Neben den eigenen Motivationen und Verstrickungen in die Gesamtgeschichte, hat jeder Charakter eigene Eigenschaften und Verbindungen zur Welt von Kamorucho, was jeweils einen anderen Blickwinkel auf diesen Stadtteil erlaubt. Der eine besitzt einen eigenen Cabaretclub und scoutet zwischendurch neue Hostessen, die er auch nebenbei ausbildet, der andere pfeift auf Hostessen und hilft stattdessen einem heruntergekommenen Dojo Champions zu trainieren und der nächste hilft internationalen Ermittlern einen kniffligen Fall zu lösen. Dazu stehen jedem Charakter Bereiche offen, die den anderen vorerst verwehrt bleiben. Als verurteilter Mörder muss Saejima beispielsweise unerkannt bleiben und bewegt sich hauptsächlich in der Kanalisation, während Tanimura wegen seiner Sprachkenntnisse als einziger das Einwanderer-Viertel betreten kann.

So, das war jetzt ein dicker Abschnitt zum groben Rahmenprogramm. Leider kann man zur Story nicht viel sagen, ohne irgendetwas zu spoilern. Wie aber in jedem bisherigen Yakuza werden Kleinigkeiten sehr wichtig, Offensichtliches stellt sich als falsch heraus und irgendjemand entpuppt sich als Verräter oder großer Drahtzieher einer viel größeren Geschichte. Es geht um Liebe, Ehre, Verrat und Rache und aus all diesen Klischees wurde wieder etwas zusammengekocht, was einem Yakuza-Spiel würdig ist und so ganz nebenbei zumindest Teil 3 locker in die Tasche steckt.

Knackige Mädels, Baseball und viel Whiskey

Mit diesen Zutaten sollte zumindest der nächste Herrenabend gesichert sein, doch auch Yakuza 4 geizt nicht mit Nebenmissionen und Minispielen. SEGA hat nach dem Release von Yakuza 3 eine Menge Prügel der Fans einstecken müssen, da viele Elemente für den europäischen Markt einfach entfernt wurden. Offiziell sollte den Europäern kein falsches Bild von Japan vermittelt werden, da diese mit Hostessclubs, Shogi und Mayong ohnehin nichts anfangen könnten. Da aber gerade diese typischen japanischen Elemente das Herz der Yakuzaspiele waren und Sega wohl den Fehler eingestand, bekommt man mit Yakuza 4 wieder die volle Breitseite „Japan“ verpasst. Alleine mit den 10 Hostessen, die man jetzt besuchen und „verführen“ kann, ist man seine 10-20 Stunden beschäftigt, wenn man dies denn will. Darunter befinden sich auch drei Hostessen, die man nach dem Paperdollprinzip schminken, kleiden und ausstaffieren kann und so für andere Charaktere erst verfügbar macht.

Auch sportlich gibt es eine nette, kleine Auswahl an Zeitverschwendungen: Man kann im Baseballkäfig ein paar Bälle schlagen und Belohnungen kassieren, man kann ein paar Partien Golf spielen, die eine oder andere Runde Darts werfen, bowlen oder Tischtennisbälle über die Platte jagen. Damit das nicht zu langweilig wird, kann man zu fast allem ein Date – also eine der Hostessen – einladen. On Top gibt eine Karaokebar mit einem kleinen Rhythmusspiel, einen Massagesalon zum „entspannen“, ein Badehaus, Casinos mit West- und Ostglücksspielen, eine Kampfarena, einen Billardtisch und so weiter. Zwischendurch einen Happen in der Sushibar oder einem anderen der vielen Restaurants und ein Glas besten Whiskeys in einer der Bars, und der Männertag ist perfekt.

Substories und Schlägereien

Wie in jedem Yakuza stehen auch im vierten Teil viele Schlägereien und Bosskämpfe auf dem Tagesprogramm. Neben den üblichen Straßenkämpfen, in die man von Halbstarken, Yakuzas und Gangs verwickelt wird, zielt nahezu jede der optionalen Nebenquests auf eine physische Auseinandersetzung ab. Es gibt zwar auch lustige und auch traurige Laufmissionen, aber ohne Schlägerei geht’s selten ab. Da man durch diese Missionen und Kämpfe Erfahrungspunkte sammelt, die man wiederum gegen Kampffähigkeiten tauschen kann, ist es essentiell zumindest ein paar dieser Abschnitte zu spielen. Wer es nicht tut kommt zwar schnell mit der Geschichte weiter, verpasst aber Vieles was den Figuren eine gewisse Tiefe verleiht. Da jeder Charakter einen eigenen Kampfstil hat und alle vier eine Levelgrenze besitzen, ist es sinnvoll sich mit jedem Einzelnen auseinanderzusetzen und sie zu stärken. Man verrät sicher nicht zu viel, wenn man sagt, dass im Finale jeder einzelne noch einen großen Kampf zu bestreiten hat.

Die Kämpfe an sich sind meist eher einfach gestrickt und erfordern nur bei den Bossen eine gewisse Taktik. Mit einem konsequenten Buttonmashing und einem gelegentlichen Block kommt man eigentlich immer ans Ziel. Nichts desto trotz sind manche Zusatztechniken hilfreich, wenn beispielsweise ganze Gegnerhorden auf euch zustürmen.

Bester Ausflug nach Japan seit Shenmue

Yakuza 4 ist sicher kein Ersatz für ein Shenmue 3, aber es deutet an, in welche Richtung unser aller liebste nicht erschienene Fortsetzung gehen könnte. Technisch legt der vierte Teil eine kleine Schippe zum dritten Teil drauf, schraubt aber dafür den Umfang etwas zurück. Gab es in Teil 2 noch den Ausflug nach Osaka und in Teil 3 den zusätzlichen Stadtteil in Okinawa, spielt Teil 4 ausschließlich in Kamorucho. Hier werden zwar Kanalisation, Dächer und diverse Gebäudepassagen begehbar, aber da sich an diesen Orten kaum etwas abspielt, verbringt man dort auch nur wenig Zeit. Auch die Substories wurden von ehemals über 100 auf 62 heruntergeschraubt. Die Geschichten haben zwar im allgemeinen ein etwas höheres Niveau, lassen aber zu oft den typischen japanischen Humor vermissen, der leider nur gelegentlich kurz aufblitzt. Alles in allem ist aber allein der Umfang der 10 Hostessen-Missionen in Teil 4 so groß, dass die relativ wenigen anderen Missionen mehr als nur kompensiert werden. Nimmt man sich also Zeit kann man mit Yakuza 4 gut und gerne 100 Stunden und mehr verbringen, ohne das es Langweilig wird. Wer von den Kämpfen nicht genug bekommt, kann beispielsweise nach dem Abspann noch diverse Turniere und Challenges bestreiten, die wiederum einige Stunden verschlingen dürften. Neue, in das Spiel integrierte Hilfeoptionen, machen das Finden von Substories ebenfalls wesentlich leichter als noch bei den Vorgängern und so steht einem Besuch bei der tokioter Mafia nichts im Wege.


4 Kommentare zu “Yakuza 4 – Mein Videospieljahr 2011”


  1. Jeroen
    sagt:

    „Knackige Mädels, Baseball und viel Whiskey – Mit diesen Zutaten sollte zumindest der nächste Herrenabend gesichert sein“ Soso.. ich freue mich!


  2. spontanadmin
    sagt:

    knackige Mädels gibt’s auf DVD, Sport gibt’s auf der Wii und Whiskey ist im Schrank 😀


  3. Yakuza - Aus "Off The End" wird "Dead Souls" | Spontanbesorger
    sagt:

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  4. Yakuza: Dead Souls - Mein Videospieljahr 2012 | Spontanbesorger
    sagt:

    […] die richtige Stelle leicht zu knacken. Alles in allem wirkt Dead Souls doch mehr wie ein Add-on zu Yakuza 4, vergleichbar mit Red Dead Redemption Undead Nightmare, nur mit dem Unterschied, dass es sich hier […]

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