Wie jedes Jahr wurde auch 2012 wieder gewichtelt. Ohne große Vorrede: Unboxing Video Nummer 1
Und Paket Nummer 2 ist ebenfalls eingetrudelt. Wegen… technischer Probleme ist das Video leicht editert – kein Kommentar 😉
Für viele Gamer ist das Genre der japanischen Rollenspiele auf dem absteigenden Ast. Sie verurteilen die voranschreitende Anbiederung an westliche Spielkonzepte und vermissen zu oft eine sinnvolle Modernisierung, ohne die Wurzeln zu zerstören. Zu viele JRPGs fühlen sich mittlerweile wie westliche Spiele an, die sich lediglich durch Charakterdesigns und Optik japanisch abheben. Es gibt aber noch Spiele, die förmlich von „Old School“ durchtränkt sind, sich aber trotzdem frisch präsentieren. Legend of Heroes – Trails in the Sky für die PSP ist eines dieser JRPGs, obwohl es auch schon 8 Jahre auf dem Buckel hat. Die ursprüngliche PC-Version wurde bereits 2004 veröffentlicht und auch das erste japanische PSP-Release war bereits im Jahr 2006. Was dort bereits eine abgeschlossene Trilogie ist, wurde in Europa erst 2011 mit diesem ersten Teil auf den Weg gebracht.
Von Zweien, die auszogen
Trails in the Sky erzählt die Geschichte von den Jugendlichen Joshua und Estelle, die in einem verschlafenen Nest im Königreich Liberl leben. Joshua ist Estelles Adoptivbruder und gehört im Besten Sinne zur Familie, doch umgibt ihn ein Geheimnis, das er seit seiner Ankunft weder mit seiner Schwester noch mit anderen teilen will. Lediglich Estelles Vater Cassius Bright kennt die einige Einzelheiten, doch auch dieser schweigt sich aus. Gemeinsam genießen sie nach dem Vorbild des Vaters eine Ausbildung in der Bracergilde, eine Art Dienstleister, deren Aufgaben darin bestehen der Bevölkerung Schutz zu bieten und in den unterschiedlichsten Situationen als Unterstützung einzuspringen. Als frisch gebackene Junior Bracer übernehmen sie erfolgreich die ersten Aufgaben, bis sie die Nachricht erreicht, dass ihr Vater während einer Mission vermisst wird. In der Hoffnung Näheres zu erfahren ziehen die Geschwister los und bereisen das gesamte Königreich, sammeln die ersten Erfahrungen in neuer Umgebung, lernen Land und Leute kennen und ahnen nicht, worauf sie sich mit ihrer unschuldigen Gesellenreise einlassen.
Inhaltlich mache ich jetzt – quasi noch im Prolog – einen Schnitt, da die Geschichte das Herzstück von Trails in the Sky ist. Liebenswürdige Charaktere, die oft über ihre Klischees hinauswachsen und in vielen Dialogen und Situationen so herrlich ehrlich sind, machen den Großteil des Charmes aus, den dieses Werk versprüht und jedes weitere Wort zur Handlung könnte das Spielerlebnis erheblich spoilern. Also: Zipp it und ab zum Gameplay.
Eine runde(nbasierte) Sache
Dem Umstand geschuldet, dass hier sehr viel Wert auf die Geschichte gelegt wurde, ist dieses Spiel in ganz klare Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel hat ein in sich abgeschlossenes Thema in einer eigenen Region und beginnt immer mit dem Betreten des neuen Areals. In diesem Gebiet folgt man dem Pfad in Richtung Hauptstadt und streunt je nach Lust und Laune mal die eine oder andere Abzweigung entlang. Überall lungern die je nach Entfernung und Skill mehr oder weniger früh sichtbaren Monster herum, mit denen man sich anlegen kann oder denen man aus dem Weg geht. Da wir ein JRPG nicht spielen um dem obligatorischen Kämpfen und Leveln zu entgehen, stürzen wir uns also auf den Kampfscreen, sobald wir Monsterkontakt hergestellt haben: Die Arena entspricht der Standardansicht des Spiels und zeigt „isometrisch“ von links oben das Geschehen, das per Schultertaste in 45°-Schritten frei drehbar ist. Sofern man nicht von hinten angegriffen wurde, stehen sich die Parteien gegenüber und in bester Rundentechnik kann der Kampf gestartet werden. Auf der linken Seite ist ein Zeitstrahl sichtbar, der die Reihenfolge der Kämpfer anzeigt. Ähnlich wie bei Final Fantasy X kann diese Reihenfolge durch diverse taktische Mittel wie Geschwindigkeitszauber oder Unterbrechungsangriffe beeinflußt werden. Ist nun ein Charakter am Zug hat man die Möglichkeit zu einer Bewegung mit abschließenden Angriff, einem Zauber, der je nach Art und Reichweite ebenfalls eine Bewegung mit sich bringt oder einer einfachen Bewegung ohne weitere Aktion. Dem Charakter steht ein Bewegungsradius je nach Entwicklungsstand zur Verfügung und kann innerhalb dieses Rasters alle Aktionen innerhalb eines Zuges ausführen. Durch ausgeteilten und erlittenen Schaden füllt sich eine Energieleiste, deren Punkte für individuelle Fähigkeiten eingesetzt werden können. Zu diesen Fähigkeiten gehören Spezialfähigkeitrn, für die mindestens 100 der maximal 200 zur Verfügung stehenden Punkte benötigt werden und die sämtliche überschüssigen Punkte wieder verbraucht. Da diese Fähigkeiten sehr mächtig sind und im Laufe des Spiels noch ausgebaut werden, ist diese Begrenzung absolut sinnvoll.
Soweit, so gewohnt. Ungewöhnlich ist dagegen die Charakterentwicklung. Neben der üblichen Levelstufen, die durch das erreichen von Erfahrungspunkten erreicht werden, gibt es noch eine sehr individuelle Möglichkeit, die einzelnen Charaktere für verschiedene Aufgaben fit zu machen. Besiegte Gegner hinterlassen Juwelen, die in die Orbs der Charaktere investiert werden können. Dabei handelt es sich um eine Art Medallion, auf der mehrere Steine platziert werden können, die jeweils bestimmte Fähigkeiten an den Träger übertragen. Benötigt man anfangs die Juwelen noch, um die Slots zu öffnen, beginnt man später damit weitere Fähigkeiten in den entsprechenden Werkstätten anfertigen zu lassen. Der Clou dabei ist, dass sich die Steine jederzeit austauschen lassen und der Charakter für die aktuelle Situation optimal vorbereitet werden kann. Für einige Charaktere gilt zwar eine leichte Typenbeschränkung für einzelne Slots, doch im Großen und Ganzen kann man seine Figuren so gestalten, wie man es will. Das übrige Aufleveln erfolgt nach gewohnten Standards automatisch, unterliegt aber einer Levelbegrenzung pro Kapitel. Charaktere verdienen pro Gegner weniger Erfahrung, je höher das Chara-Level ist. Das ist zwar schade für Auflevel-Feteschisten, ist aber gegen Ende eines Kapitels ein dankbares Feature, da man Gegner gerne umkurvt, um nicht unnötig Zeit zu verlieren.
Was ein guter Abenteurer ist muss unterwegs in der Lage sein Wunden zu behandeln und zu regenerieren. Wo sonst genretypisch der rote Heiltrank getrunken wird, geht’s hier an die Kochtöpfe. Estelle erlernt auf ihrer Reise verschiedene Rezepte und kann diese nachkochen, sofern alle Zutaten da sind. Einiges kann man in verschiedenen Geschäften kaufen, doch für die schmackhafteren und vor allem effektiveren Gerichte benötigt man das Fleisch von Monstern oder auch mal den einen oder anderen selbstgefangenen Fisch. Dieses Kochfeature lässt Mahlzeiten zu, die sofort gegessen werden oder für später „To Go“ sind, und kombiniert so ganz nebenbei eine Sammelaufgabe (finde soviele Rezpete wie möglich) mit dem Nützlichen.
Gameplay der ersten Minuten
Must Have für Japan-afine PSP-Besitzer
Trails in the Sky macht eigentlich alles richtig und erfreut das Herz eines jeden JRPGlers. Trotz des kindlich anmutenden Coverdesigns ist die Geschichte nicht kindisch oder albern, es gibt viel zu leveln, die Geschichte ist umfangreich und man ist mindestens 60 Stunden beschäftigt. Das freie Speichersystem ist ideal für unterwegs und die Grafik sieht so ganz nebenbei einfach, aber schön aus. Der Schwierigkeitsgrad ist relativ niedrig, doch kann man mit falscher Taktik oder falscher Ausrüstung einige Bosskämpfe schwieriger gestalten, als sie es eigentlich sind. Erhältlich ist das Spiel sowohl über PSN als auch als UMD und ist mit etwas Glück für unter 30 Euro zu bekommen. Man sollte allerdings gerne und sicher englische Texte lesen, da es von wenigen Kampfkommentaren abgesehen keinerlei Sprachausgabe gibt und die Texttafeln nicht auf Deutsch verfügbar sind. Der einzige Wermutstropfen ist das Ende, denn auch wenn der Plot zu Ende erzählt wird, ist die Geschichte von Joshua und Estelle noch lange nicht vorbei und man will eigentlich weiterspielen. Auf dem ersten Blick wirkt das Spiel als Download zwar etwas teuer, aber es ist für Genrefans jeden Cent wert, gehört Trails in the Sky doch zu den besten JRPGs der letzten 5 Jahre.
Wenn es um gute Horrorspiele geht, werden aktuelle Systeme kaum noch bedient. Die wenigen Veroeffentlichungen weisen zwar einen hohen Gore- und Splatteranteil auf, aber echten Grusel, den ehemals Spiele wie Silent Hill oder Project Zero verbreiten konnten, gibt es praktisch nicht mehr. Umso überraschender war für mıch Corpse Party für die PSP, da es zum einen kein Spiel nach aktuellen Standards ist und zum anderen ohne visuelle Blutorgien einen Grusel vermittelt, den andere Vertreter selbst mit der der neuesten Engine nıcht bewerkstelligen koennen.
Back to the roots
Corpse Party ist kein neues Spiel. Die ursprüngliche Version erschien bereits 1996 für PC-9801 und wurde 2008 als Remake neu veroeffentlicht. Die PSP-Version mit dem internationalen Titel ‚Corpse Party: Blood Covered Repeated Fear‘ ist bereits das zweite Remake, doch sind die Wurzeln unverkennbar: In bester RPG-Grafik aus 16-Bit-Zeiten steuert man die Protagonisten durch die Kapitel und folgt den vielen Dialogen. Diese werden sowohl als englische Texttafel, als auch von japanischen Sprechern ausgegeben, die eınen grossen Teil der Atmosphaere vermitteln. Auch wenn dieser Sprachenmischmasch etwas babylonisch wirkt, funktionieren die exrem guten Synchronstimmen mit ihren englischen Untertiteln hervorragend. Zur Sprachausgabe gesellen sich ein stimmungsvoller Soundtrack, der aus einer Mischung von midi-Sounds und moderner Klangkulisse besteht, und eıne Fülle an Soundeffekten, die von schwirrenden Fliegen bis zum ausgiebigsten Augapfel-aus-dem-Schaedel-Puhlen alles bietet, was man von einer Horrorszenerie erwartet. Alles in allem sieht man also besten Retrostil, aufgepeppt mit modernem Sound und ein paar passenden Standbildern im Animestil.
Doch um was geht es eigentlich? In einem langen Intro wird die Gruppe der spielbaren Charaktere vorgestellt. Es handelt sich um ein paar Schüler und eine Lehrerin, die untereinander mehr oder weniger eng befreundet sind. Man hat sich zusammengefunden, um eine Schülerin zu verabschieden, die auf eine andere Schule wechseln muss. Um für immer befreundet zu sein führen die Anwesenden ein scheinbar kindisches Ritual durch, wodurch alle unvermittelt in eine Paralleldimension verfrachtet werden. Dieser Nexus ist eine heruntergekommene Schule, in der sich vor mehr als 30 Jahren Kindesmord und -verstümmelung zugetragen haben. Die Gruppe wird getrennt und in Paaren erleben die Freunde die Schrecken, die dort lauern. Da ist zum einen das Problem, dass die Paare in verschiedenen Versionen der Schule angekommen sind und sich untereinander nıcht finden koennen. Dann kann das Gebaude nıcht verlassen werden, es steht keıne Nahrung zur Verfügung, Geister wollen selten helfen und meistens toeten und überall stoesst man auf Leichen, Skelette oder Fleischhaufen ehemals verschollener Schüler. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt und man macht sich in den einzelnen Kapiteln auf, doch irgendwie dem Schicksal und der verfluchten Schule zu entkommen. Dabei werden die Freundschaften durch drohenden Wahnsinn und besitzergreifenden Geistern auf harte Proben gestellt.
Eınes der vielen ‚Wrong Ends‘
Wrong End
Das Ganze liest sich weitestgehend wie eine 08/15 Geistergeschichte aus japanischen Gefilden, doch spaetestens mit dem Ende des ersten Kapitels wird klar, in welche Richtung die Reise geht. Ohne zu viel zu spoilern – und anders geht es an dieser Stelle leider nıcht – erlebt man das Ende der Hoffnung und den endgültigen Tod. Neben dieser inhaltlichen Entwicklung gibt es aber auch andere Fortschritte, die Corpse Party einen zusaetzlichen Horror verleihen: Man trifft Entscheidungen, die den weiteren Verlauf der Geschichte massgeblich beeinflussen. Manchmal stirbt man ’nur‘ einen schrecklichen Tod, doch manchmal wirkt sich die Entscheidung erst viel spaeter im Kapitel aus, die vielleicht nicht das Ende bedeutet, die Geschichte aber ın düsterere Bahnen lenkt. Eine Entscheidung kann schon das Aufsammeln oder Ignorieren eines Gegenstandes sein oder eine scheinbar simple Dialogwahl. Man weiss nie, ob man sich auf dem Pfad zum besten Ende befindet oder bereits auf der Spur des sicheren Exitus ist. So wird man oft die Einblendung ‚Wrong End‘ zu lesen bekommen, die den Spieler dazu zwingt einen früheren Spıelstand zu laden und irgendetwas anders zu machen. Was der entscheidende Fehler war ist nicht immer klar und so bewegt man sich angespannt und unsicher wie die Spielfıguren durch die Korridore und erlebt immer neue Storywendungen, die selbst für das beste Ende nicht Jedermanns Überleben sichern. So schafft es ‚Corpse Party‘ eine lineare Geschichte zu erzaehlen, aber dennoch viele Twists, Verzweigungen und Überraschungen einzubauen. So aergerlıch eın ‚Wrong End‘ auch ist, traegt es doch stark zur Charakterisierung der Figuren bei. So gesteht ein Protagonıst seine Liebe zu eıner anderen Figur nur, wenn zuvor eine schlechte Entscheidung getroffen wurde. Gerade die Tiefen der Charaktere offenbaren sich erst in den dunkelsten Momenten.
Weniger ist mehr – viel mehr
Eingangs sagte ich, dass Corpse Party eınes der gruseligeren Spiele der jüngsten Zeit ist und dies ohne den Eınsatz von Splattereffekten. Das stimmt so nur zum Teil, da dieses Spiel von Blut, Brutalitaet und ausgefallenen Todesursachen nur so strotzt. Wenn man aber von wenigen Standbildern und eın paar ‚Ingame-Szenen‘ absieht, werden diese Situationen nur beschrieben, waehrend man einen schwarzen Bildschirm anstarrt und zum Zuhhoeren und Weiterlesen verdammt ist. Man wird Ohrenzeuge, wie einem Opfer bei vollem Bewusstsein die Zunge herausgeschnitten wird oder wie jemand am eigenen Blut erstickt. Dıe detaillierten Beschreibungen kombiniert mit der Panik der Sprecher und der Soundkulisse verbreiten viel mehr Grauen, als es eine grafische Darstellung je vermag. Die eigene Fantasie ist eben doch unschlagbar.
Was bleibt mır noch übrıg, als eine uneingeschraenkte Kaufempfehlung auszusprechen, sofern man der englischen Sprache maechtig ist? Corpse Party mag vielleicht kein Spiel im üblichen Sinne sein, doch zieht es den Spieler nach dem etwas zu langem Intro immer mehr in den Bann. Fans von Filmen wie Ju-On oder Rıngu sind hier bestens aufgehoben und jeder, der ein Spiel auch bevorzugt wegen der Geschichte und nicht wegen des Gameplays eınlegt, hat keinen Grund zu zoegern. Das aktuell zumindest bei uns exklusiv im PSN erhaeltliche Spiel ist jeden Cent wert! Mıt den vielen ‚Wrong Ends‘, den alternativen Storyverlaeufen und auch einiger freischaltbarer Miniepisoden ist man mindestens 12-15 Stunden beschaeftigt. Und zum Abschluss noch ein Tipp: Corpse Party will unbedingt im Dunkeln und mit Kopfhoerern gespielt werden. Beim Spielen stellt sich vielleıcht keine Gaensehaut ein, aber mehr als eine Situation laesst euch mit etwas weiter geoeffneten Augen und eventuell einem kurz angwiderten Gesıchtsausdruck zurück.
…und für alle, die neugierig sind, aber nicht spielen wollen: Es gibt auch eine Manga- und eine Anime-Adaption von Corpse Party 😉