Dez 2

Review: Legend of Heroes – Trails in the Sky (PSP/Vita)


Kommentare sind ausdrücklich erwünscht!

Für viele Gamer ist das Genre der japanischen Rollenspiele auf dem absteigenden Ast. Sie verurteilen die voranschreitende Anbiederung an westliche Spielkonzepte und vermissen zu oft eine sinnvolle Modernisierung, ohne die Wurzeln zu zerstören. Zu viele JRPGs fühlen sich mittlerweile wie westliche Spiele an, die sich lediglich durch Charakterdesigns und Optik japanisch abheben. Es gibt aber noch Spiele, die förmlich von „Old School“ durchtränkt sind, sich aber trotzdem frisch präsentieren. Legend of Heroes – Trails in the Sky für die PSP ist eines dieser JRPGs, obwohl es auch schon 8 Jahre auf dem Buckel hat. Die ursprüngliche PC-Version wurde bereits 2004 veröffentlicht und auch das erste japanische PSP-Release war bereits im Jahr 2006. Was dort bereits eine abgeschlossene Trilogie ist, wurde in Europa erst 2011 mit diesem ersten Teil auf den Weg gebracht.

Von Zweien, die auszogen

Trails in the Sky erzählt die Geschichte von den Jugendlichen Joshua und Estelle, die in einem verschlafenen Nest im Königreich Liberl leben. Joshua ist Estelles Adoptivbruder und gehört im Besten Sinne zur Familie, doch umgibt ihn ein Geheimnis, das er seit seiner Ankunft weder mit seiner Schwester noch mit anderen teilen will. Lediglich Estelles Vater Cassius Bright kennt die einige Einzelheiten, doch auch dieser schweigt sich aus. Gemeinsam genießen sie nach dem Vorbild des Vaters eine Ausbildung in der Bracergilde, eine Art Dienstleister, deren Aufgaben darin bestehen der Bevölkerung Schutz zu bieten und in den unterschiedlichsten Situationen als Unterstützung einzuspringen. Als frisch gebackene Junior Bracer übernehmen sie erfolgreich die ersten Aufgaben, bis sie die Nachricht erreicht, dass ihr Vater während einer Mission vermisst wird. In der Hoffnung Näheres zu erfahren ziehen die Geschwister los und bereisen das gesamte Königreich, sammeln die ersten Erfahrungen in neuer Umgebung, lernen Land und Leute kennen und ahnen nicht, worauf sie sich mit ihrer unschuldigen Gesellenreise einlassen.

Inhaltlich mache ich jetzt – quasi noch im Prolog – einen Schnitt, da die Geschichte das Herzstück von Trails in the Sky ist. Liebenswürdige Charaktere, die oft über ihre Klischees hinauswachsen und in vielen Dialogen und Situationen so herrlich ehrlich sind, machen den Großteil des Charmes aus, den dieses Werk versprüht und jedes weitere Wort zur Handlung könnte das Spielerlebnis erheblich spoilern. Also: Zipp it und ab zum Gameplay.


Eine runde(nbasierte) Sache

Dem Umstand geschuldet, dass hier sehr viel Wert auf die Geschichte gelegt wurde, ist dieses Spiel in ganz klare Kapitel unterteilt. Jedes Kapitel hat ein in sich abgeschlossenes Thema in einer eigenen Region und beginnt immer mit dem Betreten des neuen Areals. In diesem Gebiet folgt man dem Pfad in Richtung Hauptstadt und streunt je nach Lust und Laune mal die eine oder andere Abzweigung entlang. Überall lungern die je nach Entfernung und Skill mehr oder weniger früh sichtbaren Monster herum, mit denen man sich anlegen kann oder denen man aus dem Weg geht. Da wir ein JRPG nicht spielen um dem obligatorischen Kämpfen und Leveln zu entgehen, stürzen wir uns also auf den Kampfscreen, sobald wir Monsterkontakt hergestellt haben: Die Arena entspricht der Standardansicht des Spiels und zeigt „isometrisch“ von links oben das Geschehen, das per Schultertaste in 45°-Schritten frei drehbar ist. Sofern man nicht von hinten angegriffen wurde, stehen sich die Parteien gegenüber und in bester Rundentechnik kann der Kampf gestartet werden. Auf der linken Seite ist ein Zeitstrahl sichtbar, der die Reihenfolge der Kämpfer anzeigt. Ähnlich wie bei Final Fantasy X kann diese Reihenfolge durch diverse taktische Mittel wie Geschwindigkeitszauber oder Unterbrechungsangriffe beeinflußt werden. Ist nun ein Charakter am Zug hat man die Möglichkeit zu einer Bewegung mit abschließenden Angriff, einem Zauber, der je nach Art und Reichweite ebenfalls eine Bewegung mit sich bringt oder einer einfachen Bewegung ohne weitere Aktion. Dem Charakter steht ein Bewegungsradius je nach Entwicklungsstand zur Verfügung und kann innerhalb dieses Rasters alle Aktionen innerhalb eines Zuges ausführen. Durch ausgeteilten und erlittenen Schaden füllt sich eine Energieleiste, deren Punkte für individuelle Fähigkeiten eingesetzt werden können. Zu diesen Fähigkeiten gehören Spezialfähigkeitrn, für die mindestens 100 der maximal 200 zur Verfügung stehenden Punkte benötigt werden und die sämtliche überschüssigen Punkte wieder verbraucht. Da diese Fähigkeiten sehr mächtig sind und im Laufe des Spiels noch ausgebaut werden, ist diese Begrenzung absolut sinnvoll.

Soweit, so gewohnt. Ungewöhnlich ist dagegen die Charakterentwicklung. Neben der üblichen Levelstufen, die durch das erreichen von Erfahrungspunkten erreicht werden, gibt es noch eine sehr individuelle Möglichkeit, die einzelnen Charaktere für verschiedene Aufgaben fit zu machen. Besiegte Gegner hinterlassen Juwelen, die in die Orbs der Charaktere investiert werden können. Dabei handelt es sich um eine Art Medallion, auf der mehrere Steine platziert werden können, die jeweils bestimmte Fähigkeiten an den Träger übertragen. Benötigt man anfangs die Juwelen noch, um die Slots zu öffnen, beginnt man später damit weitere Fähigkeiten in den entsprechenden Werkstätten anfertigen zu lassen. Der Clou dabei ist, dass sich die Steine jederzeit austauschen lassen und der Charakter für die aktuelle Situation optimal vorbereitet werden kann. Für einige Charaktere gilt zwar eine leichte Typenbeschränkung für einzelne Slots, doch im Großen und Ganzen kann man seine Figuren so gestalten, wie man es will. Das übrige Aufleveln erfolgt nach gewohnten Standards automatisch, unterliegt aber einer Levelbegrenzung pro Kapitel. Charaktere verdienen pro Gegner weniger Erfahrung, je höher das Chara-Level ist. Das ist zwar schade für Auflevel-Feteschisten, ist aber gegen Ende eines Kapitels ein dankbares Feature, da man Gegner gerne umkurvt, um nicht unnötig Zeit zu verlieren.

Was ein guter Abenteurer ist muss unterwegs in der Lage sein Wunden zu behandeln und zu regenerieren. Wo sonst genretypisch der rote Heiltrank getrunken wird, geht’s hier an die Kochtöpfe. Estelle erlernt auf ihrer Reise verschiedene Rezepte und kann diese nachkochen, sofern alle Zutaten da sind. Einiges kann man in verschiedenen Geschäften kaufen, doch für die schmackhafteren und vor allem effektiveren Gerichte benötigt man das Fleisch von Monstern oder auch mal den einen oder anderen selbstgefangenen Fisch. Dieses Kochfeature lässt Mahlzeiten zu, die sofort gegessen werden oder für später „To Go“ sind, und kombiniert so ganz nebenbei eine Sammelaufgabe (finde soviele Rezpete wie möglich) mit dem Nützlichen.


Gameplay der ersten Minuten

Must Have für Japan-afine PSP-Besitzer

Trails in the Sky macht eigentlich alles richtig und erfreut das Herz eines jeden JRPGlers. Trotz des kindlich anmutenden Coverdesigns ist die Geschichte nicht kindisch oder albern, es gibt viel zu leveln, die Geschichte ist umfangreich und man ist mindestens 60 Stunden beschäftigt. Das freie Speichersystem ist ideal für unterwegs und die Grafik sieht so ganz nebenbei einfach, aber schön aus. Der Schwierigkeitsgrad ist relativ niedrig, doch kann man mit falscher Taktik oder falscher Ausrüstung einige Bosskämpfe schwieriger gestalten, als sie es eigentlich sind. Erhältlich ist das Spiel sowohl über PSN als auch als UMD und ist mit etwas Glück für unter 30 Euro zu bekommen. Man sollte allerdings gerne und sicher englische Texte lesen, da es von wenigen Kampfkommentaren abgesehen keinerlei Sprachausgabe gibt und die Texttafeln nicht auf Deutsch verfügbar sind. Der einzige Wermutstropfen ist das Ende, denn auch wenn der Plot zu Ende erzählt wird, ist die Geschichte von Joshua und Estelle noch lange nicht vorbei und man will eigentlich weiterspielen. Auf dem ersten Blick wirkt das Spiel als Download zwar etwas teuer, aber es ist für Genrefans jeden Cent wert, gehört Trails in the Sky doch zu den besten JRPGs der letzten 5 Jahre.


1 Kommentar zu “Review: Legend of Heroes – Trails in the Sky (PSP/Vita)”


  1. Genesis
    sagt:

    Hey Kollege!
    Lange nichts von dir gehört.

    Ich bin ja auch ein großer Fan von JRPGs, aber leider fehlt mir die ZEit für Trails in the Sky. Auf meiner Liste sind derzeit nämlich schon das neue Paper Mario und natürlich Ni No Kuni. Ist für dich doch sicher auch interessant oder?

    Btw: Hast du das Mädchen das durch die Zèit sprang jetzt schon gesehen?

    Liebe Grüße,
    Genesis

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