Mai 6

Gabriel Knight 3 – Spiele ohne Verfallsdatum


Kommentare sind ausdrücklich erwünscht!

Als Sony mit der Playstation den Markt überrollte und ich ziellos von Abitur über Wehrdienst bis ins Studium stolperte, waren mir Spielkonsolen ziemlich schnuppe. Sega hat mich mit dem 32X-Aufsatz maßlos enttäuscht und erstickte jegliches Interesse an Investitionen in weitere Konsolensysteme im Keim. Folglich war ich bis zum Ende des Milleniums ausschließlich mit dem PC unterwegs und habe in dieser Zeit vor allem das Genre des Point & Click Adventures lieben gelernt. Neben den Klassikern von Lucas Arts hatten es mir vor allem die Geschichten, die von Sierra Entertainment vertrieben wurden, besonders angetan. Eines der großen Highlights ist dabei bis heute Gabriel Knight 3 – Blood Of The Sacred, Blood Of The Damned, das sich nicht nur mit liebenswürdigen Charakteren und weitestgehend logischen Rätseln, sondern auch mit einer sehr gut recherchierten, glaubwürdigen Verschwörungstheorie und einem gesunden Schuss Mystik in meinen ewigen Top 10 der besten Spiele verewigt hat.

Mehr als The Da Vinci Code

War das eine blöde Situation, als 2003/2004 der Hype um Dan Browns Sakrileg (The Da Vinci Code) begann. Immer mehr Leute unterhielten sich über die Theorien, die in diesem Roman vertreten werden und was es doch für eine Sensation wäre, so etwas überhaupt zu veröffentlichen. Ich konnte den Rummel nicht ganz nachvollziehen, weil ich die gesamte Theorie um Maria Magdalena bereits 1999 kennenlernte, denn nichts Geringeres als die Geschichte um die Suche nach dem „Saint Greal“ – dem heiligen Gral – ist nämlich der Kern von Gabriel Knight 3. Anders als Dan Brown schlägt Jane Jensen, Autorin der Gabriel Knight Serie, einen mystischen Weg ein und räumt bereits im Vorspann die Existenz von Vampiren ein. Natürlich dürfen Templer und Freimaurer ebenso wenig fehlen, wie die Geschichte rund um schwangere Maria Magdalena, die nach der Kreuzigung Jesu auf der Flucht im heutigen Südfrankreich in der Gegend von Rennes-le-Château ihre letzte Ruhe gefunden haben soll. Alles in allem gibt es also mehr als genug Zutaten für eine packende Geschichte.

Mehr als ein Mystik-Adventure

Tragendes Element ist natürlich der Protagonist Gabriel Knight, der einer langer Ahnenreihe von „Schattenjägern“ entstammt. Als Horrorautor erfuhr er im ersten Teil der Serie von seiner Bestimmung, die ihm durch seinen Vater in die Wiege gelegt wurde, und setzte sich dann im zweiten Teil mit dessen Bedeutung auseinander. Der Kontakt mit Voodoo und Werwölfen hat seine Weltanschauung entschieden geprägt, so dass er in diesem dritten Abenteuer bereits ein erfahrener Kämpfer des Lichts ist. Ihm zur Seite steht die Japano-Amerikanerin Grace Nakimura, die hauptsächlich für Recherche und Hintergrundforschung zuständig ist. Sie und Gabriel fühlen sich zwar zueinander hingezogen, bewahren aber in der Regel eine eng freundschaftliche, jedoch professionelle Distanz. Sie geraten regelmäßig aneinander, wenn es um die Auslegung der Pflichterfüllung eines Schattenjägers geht. Während Gabriel eher locker mit seiner Verantwortung umgeht, versucht Grace stets ihm den nötigen Ernst einzutrichtern. Im Verlauf des Spiels übernimmt man über beide die Kontrolle und löst diverse Rätsel je nach Fähigkeit der Figuren.


Ein „Let’s play“ Abschnitt

Der Plot ist an der Oberfläche denkbar einfach. Gabriel erhält den Auftrag den Sohn eines britischen Lords vor den „nächtlichen Besuchern“ zu schützen. Diese schaffen es aber den Jungen zu entführen und Gabriel nimmt die Verfolgung auf. Die Spur verliert sich im verschlafenem Nest Rennes-le-Château, wo er für die weitere Spurensuche sein Lager aufschlägt. Nahezu zeitgleich trifft eine kleine Reisegruppe unterschiedlichster Gestalten ein, die scheinbar alle auf Gral-Sightseeing-Tour sind. Es wird jedoch schnell klar, dass jeder Reisende mehr im Sinn hat, als nur ein paar Bilder zu schießen und topografische Besonderheiten zu bestaunen. Gabriel hat den Verdacht, dass mindestens einer der Reisenden in die Entführung involviert ist und beginnt mit seiner detektivischen Arbeit. Neben diversen Gesprächen erkundet man die wenigen Gebäude des Orts und die nähere Umgebung, sobald man einen fahrenden Untersatz gefunden hat. Während sich Gabriel auf die Informationsbeschaffung beschränkt, konzentriert sich seine inzwischen eingetroffene Assistentin Grace Nakimura auf die Recherche und Denkarbeit. Gemeinsam kommen Sie nach und nach den Geheimnissen von Rennes-le-Château, den Hotelgästen und den nächtlichen Besuchern auf die Spur.

Mehr als Point&Click

Wie bei einem klassischen PC-Adventure üblich erkundet man die Umgebung ausschließlich mit der Maus. Interessante Orte, Personen und Gegenstände lösen auf Klick eine Aktion oder Reaktion aus. Man sammelt Items, die man kombinieren oder einsetzen kann und versucht über diverse Gesprächsthemen neue Erkenntnisse zu gewinnen. So weit, so Standard. Anders als bei den meisten anderen Adventuren ist hier aber auch etwas Hirnschmalz gefragt, das man für handfeste Rätsel einsetzen muss. Man analysiert Gemälde, historische Dokumente, Landkarten und die „Schattenjäger-Datenbank“, um mit gefundenen Querverweisen und weiteren Puzzleteilen das große Ganze zu erkennen. Insbesondere die Datenbank birgt eine der größeren Herausforderungen des Spiels, da man in vielen Fällen selber auf die richtigen Suchbegriffe kommen muss (und händisch eingibt), um nur im Ansatz an die richtigen Infos zu gelangen. Wer hier mit einem Walkthrough auf dem Schoß durchmarschiert, bringt sich nicht nur um den Rätselspaß. Er zerstört auch die Atmosphäre, die durch diese Abschnitte erzeugt wird.

Glücklicherweise kann man bei Gabriel Knight 3 keine Fehler machen (außer beim großen Showdown), was viel Platz für Ausprobieren lässt. Darüber hinaus ist das Spiel in chronologisch Tages- und Nachtabschnitte unterteilt, in denen man bestimmte Aufgaben lösen muss, um in den nächsten Abschnitt zu kommen. So behält man stets ein Gefühl für den eigenen Spielfortschritt und läuft nicht in die dramturgische Falle irgendwelche Details zu verpassen. Man kann zwar an die eine oder andere Fruststelle geraten, aber dank der vielen Kommentare der Protagonisten und NPCs findet man früher oder später immer die Lösung für das aktuelle Problem. Apropos Kommentare: Gabriel Knight 3 gehört zu den wenigen Spielen der 90er Jahre, das eine exzellente deutsche Synchronisation erhalten hat. Wortwitz, zur Nationalität passende Akzente und Charaktereigenschaften werden auf einem Niveau vermittelt, von dem sich so manches Spiel von heute noch eine große Scheibe abschneiden könnte. Am Rande sei noch erwähnt, dass das hochgelobte Dialogsystem von Mass Effect in etwas anderer Form bereits bei Gabriel Knight 3 eingesetzt wurde: Man wählt lediglich Themen aus, während man die genaue Formulierung erst mit dem entstehenden Dialog erfährt. Lediglich das Wertesystem existiert hier nicht.


Das stimmungsvolle Intro zu Gabriel Knight 3

Mehr als ein Geheimtipp

Grafisch bewegt sich das Spiel für damalige Verhältnisse und für das Genre auf recht hohem Niveau. Im Gegensatz zu den vielen Adventures im Comic- und Bitmapstil, greift Gabriel Knight 3 auf die Sheep-Engine zurück und bietet 3D Grafik, die jederzeit 360° Blickwinkel erlauben und generell ohne vorgerenderten oder vorgezeichneten Grafiken auskommt. Aus heutiger Sicht sind die Texturen bestenfalls verwaschen und die Figurenmodelle ziemlich kantig, doch lässt man sich auf den Stil und die altersbedingte Detailsarmut ein, wird man in diese Welt förmlich hineingezogen. Nicht umsonst wartet eine treue Fanbasis bis heute auf ein viertes Abenteuer, denn auch wenn „Blut der Heiligen, Blut der Verdammten“ ein Ende ohne nennenswerten Cliffhanger hat, bleiben ein paar Fragen offen, die man gerne beantwortet bekommen würde. Als Serie ist Gabriel Knight ohnehin ein Phänomen für sich, denn kaum einer anderen Serie ist es mit drei Teilen gelungen, eine konsequente Weiterentwicklung der Technik und der Charaktere zu schaffen und mit dem bislang letzten Teil einen entsprechenden Höhepunkt zu schaffen. Man kann Teil 3 problemlos ohne Vorkenntnisse spielen, doch zünden ein paar Insidergags erst, wenn man alle Episoden gespielt hat. Wer also noch nie ein Gabriel Knight auf dem Schirm hatte und Lust auf eine spannende Geschichte mit Verschwörungstheorien, gruseligen Momenten und Humor hat, sollte das bald nachholen. Es lohnt sich!


Apr. 11

Braucht man die Mass Effect 3 Collectors Edition?


Kommentare sind ausdrücklich erwünscht!

Über Mass Effect 3 wurde in den letzten Wochen weit über den Sättigungsgrad hinaus berichtet und mir ist klar, dass niemand jetzt noch irgendein Review lesen will. Das ist eben das Schicksal eines Tripple A Mainstream Spiels auf einer B Hobbyseite 😉 Ich werde stattdessen ein paar Worte zur Collectors Edition verlieren, die zwar durchaus ein oder zwei Highlights hat, aber gerade im digitalen Bereich ziemlich viel Stuss beinhaltet. Nachdem ich Mass Effect 3 nun ca. 60 Stunden offline und weitere 10 online gespielt habe, kommt jetzt meine Einschätzung der Cashcow Collectors Edition.

Digitale Extras

Die digitalen, beziehungsweise nicht physisch greifbaren Boni lesen sich sehr umfangreich, entpuppen sich aber nach dem Einlösen der Codes als weitestgehend inhaltliches Vakuum ohne echten Mehrwert. An erster Stelle wären da die Outfit- und Rüstungspacks zu nennen, die bestenfalls für ein kurzes Amusement sorgen, wenn man sie erstmalig anlegt. Der Kapuzenpulli (N7-Hoodie) für Shepards friedliche Einsätze entspricht vielleicht am ehesten der Definition eines „Casual Outfits“, macht aber bei weitem nicht soviel her, wie die Gala-Uniform oder Femsheps Abendkleid. Die Rüstungen haben ebenfalls nur einen kurzen optischen Reiz, während sie den meisten im Spiel erhältlichen Kampfanzügen unterlegen sind. Gleiches gilt auch für die Bonuswaffen: Die Masse der erhältlichen Waffen macht diesen Zusatz schlicht überflüssig. Der größte Quatsch bleibt allerdings der gut klingende Normandy “Robotic Dog”-Begleiter. Als ich das las dachte ich zuerst an den tollen Hund aus Fable 2, der nicht nur überall mitmischt, sondern dem Spieler als wahrer treuer Begleiter schnell ans Herz wächst. Bei Mass Effect 3 entpuppt sich dieser Vierbeiner als dämlicher Roboter, der im Shuttle-Bay auf und ab läuft und sonst gar keine Funktion hat. Das grenzt in meinen Augen schon an Kundenveraschung.

Aber es ist nicht alles Schrott im Reich der digitalen Boni. Da wäre beispielsweise der Content „Aus der Asche“, der auch als berüchtigter Day One DLC erhältlich ist. Die Mission ist nicht weiter der Rede wert, auch wenn es den Fan der ersten Stunde an den Ort der ersten Mission zurückbringt. Der mit diesem Inhalt vorgestellte Bonuscharakter und die damit verbundenen Dialoge und Sequenzen sind dagegen Pflicht für jeden Fan der Serie, weisen sie doch eine völlig neue Perspektive auf den Krieg zwischen Protheaner und Reapern auf. Mein persönliches Highlight der Collectors Edition ist aber der Soundtrack, der allerdings von allen Boni auch am besten versteckt war. Hätte ich diese Auflage nicht hauptsächlich wegen des Soundtracks gekauft, hätte ich die Karte mit den Informationen wahrscheinlich versehentlich entsorgt. Irgendwo dort findet man ohne weitere Markierung den Hinweis, wie man an die Musik herankommt: Auf der Seite von EA registrieren/einloggen, die registrierten Spiele im eigenen Profil raussuchen und unter ME3 den Bonusinhalt „Soundtrack“ auswählen. Umständlich und mit einer Zwangsnutzung der Online-Präsenz verbunden, als ob die Zwangsregistrierung durch das Cerberus-Netzwerk nicht schon genug wäre. Der Soundtrack an sich ist dafür aber makellos. Der Download umfasst 25 Wave-Dateien (!) in hervorragender Klangqualität und das Coverbild und ist im Paket fast ein Gigabyte groß. Es ist sicher nicht das ideale Format für mobile Geräte, aber die Umwandlung in das kleinere MP3-Format ist ja kein wirkliches Problem mehr.

Die Avatar- und Social Media Boni will ich nicht weiter kommentieren, da es genug Leute gibt, die auf solche Items total abfahren. Es ist ein Goodie für Fans, die ME3 und N7 auf der virtuellen Brust tragen wollen, was meines Erachtens durchaus in Ordnung geht.

Greifbare Extras der Collectors Edition

Greifbare Extras der Collectors Edition

Extras zum Anfassen

Es ist schwierig diese physischen Boni zu bewerten. Qualitativ gibt es hier eigentlich nichts zu meckern. Das Art-Book hat ein hochwertiges Hardcover und ist auf entsprechend gutem Papier gedruckt. Lediglich das kleine Format, welches an die Spielhülle angepasst ist, stört etwas. Das beiliegende Comic reiht sich in die üblichen Dark Horse Spielecomics ein und ist für Nicht-Sammler sowohl künstlerisch, als auch inhaltlich nicht weiter interessant, wobei auch hier das Kleinformat wie gewollt und nicht gekonnt wirkt. Der Aufnäher entpuppt sich als Patch mit „Klettverschluss“, dessen Motiv aufgestickt ist und generell gut verarbeitet ist. Ob man sich mit diesem N7-Emblem aber wirklich in der Öffentlichkeit zeigen will, wage ich auch bei den Hardcorefans zu bezweifeln. Die exklusive Lithographie ist nichts weiter als eine dickere Postkarte mit der Normandy als Motiv. Dazu kommt dann noch das Steelbook, eine Papphülle für die Extras und der alles umhüllende Pappschuber, der das Paket zum Anfassen komplettiert.

Viel Geld für niedrigen Mehrwert

Es ist immer schwer einen Wert auf einen vermeintlichen Sammelgegenstand zu benennen. Fans, die sich auch Bücher, Figuren und ähnliches Merchandise gönnen, werden mit dieser Collectors Edition ihre wahre Freude haben. Ich bin jedoch nicht der Meinung, dass diese Edition für reine Sammler wirklich interessant ist. Keines der Inhalte weist eine Nummerierung auf, was auf eine riesige Auflage hinweist, wodurch eine Wertsteigerung kaum möglich sein wird und auch einmalige oder zumindest spektakuläre Inhalte sucht man vergeblich. Die Codes enttäuschen ebenfalls das Sammlerherz, da man viel zu wenig zum anfassen oder zum ausstellen hat. Ich selber habe diese Auflage eigentlich nur wegen der Bonusmission und wegen des Soundtracks gekauft. Wäre letzterer nicht enthalten gewesen hätte ich mich wirklich verarscht gefühlt, denn die Mission gibt es bekanntermaßen seit Tag 1 für einen niedrigeren Aufpreis zum Download. Hätte ich vorher gewusst, wie bedeutungslos die anderen digitalen Inhalte sind, hätte ich die Codes nicht eingelöst und bei ebay als CE ohne Spiel mit allen anderen Sachen wieder verkauft.

Apropos: Ist hier jemand an den greifbaren Boni interessiert? Ich gebe die gesamten physikalischen Beilagen ab und würde es bei Interesse hier verlosen, anstatt es auf ebay zu verhökern – nur das Steelbook behalte ich 😉

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Apr. 2

Update: 5 Jahre PS3 – abgeraucht!


Kommentare sind ausdrücklich erwünscht!

Ich mächtiger IT-Fachmann, können PS3 reparieren! Jetzt weiß ich, wie sich Tom Hanks Figur in Cast Away – Verschollen gefühlt hat, als er Feuer gemacht hat. Meine abgerauchte PS3 läuft wieder, nach dem ich Sie einmal komplett auseinandergenommen, vom Staub der letzten Jahre befreit, an den geeigneten Stellen mit dem Fön bearbeitet und anschließend wieder zusammengebaut habe. Siehe da, die Konsole schnurrt für’s Erste wieder und läuft brav vor sich hin. Leider hat die Festplatte meine vorherigen Rettungsversuche nicht überlebt, wodurch meine Savegames endgültig verloren sind. Das ist zwar bei einigen Spielen ärgerlich, aber letztlich halb so wild. Jetzt habe ich beispielsweise wieder eine Motivation die Story von Yakuza 4 durchzuzocken. Dabei wird mir gerade bewusst, dass meine Save-Files von FF-XIII ebenfalls hinüber sind. So geht der Plan dahin den Planeten zu durchstreifen, um irgendwann mal alle Quests zu beenden und die Charas maximal aufzuleveln.


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