Jan 17

Ist Abwärtskompatibilität wirklich wichtig?


Kommentare sind ausdrücklich erwünscht!

Neulich habe ich mich mal wieder etwas über meine werten Mitgamer gewundert. Laut einer Umfrage von Gamespot stellt die Abwärtskompatibilität der kommenden Konsolengeneration für 83% der befragten Gamer das wichtigste Feature überhaupt dar. Wenn ich solche Zahlen lese werde ich schon irgendwie stutzig. Warum ist die Abwärtskompatibilität quasi unverzichtbar?

Blick zurück

Früher war ja alles besser und sowieso alles aus Holz. Sieht man aber mal vom ehrwürdigen Atari 7800 ab, gab es erst im Jahr 2000 mit der Playstation 2 die erste Mainstream-Konsole, die eine nahezu vollständige Abwärtskompatibilität zu einer Vorgägngerkonsole bot. Bis dahin gab es bestenfalls hier und da mal Adapter, mit denen man beispielsweise ein Gameboy-Spiel auf dem SNES spielen konnte, aber echte Multispielbarkeit war kein Thema. Zugegeben, die Konsolen der 8-Bit und 16-Bit Generationen existierten friedlich nebeneinander, aber es schien auch aus der Sicht des Marketings sinnvoller zu sein, die Systeme voneinander zu trennen. Aber Sony hat mit dem Scheiss angefangen, um den Lawinenerfolg der Playstation mitnehmen zu können. Sowas könnte man auch Angst vor der eigenen Courage nennen, denn wären die Spiele uninteressant geblieben, hätte man zumindest noch einen DVD-Player mit Playstationunterstützung bewerben können. Es ist aber Fakt, dass die Spiele gut wurden und die ollen Kamellen für die Playstation kaum noch zur Kaufentscheidung beitrugen. Für die anderen Hersteller blieb die Abwärtskompatibilität aus verschiedenen Gründen uninteressant. Segas Schritt vom Steckmodul zur CD schloss mit dem Saturn diese Option schon durch das Speichermedium aus und Nintendo beschritt mit dem Gamecube aus gleichem Grund den selben Weg. Die Xbox konnte als Microsofts Erstling ohnehin machen was sie wollte und die „Randgruppenkonsolen“ blieben ohnehin nur einer kleinen Spielergruppe vorbehalten.

Wahre Abwärtskompatibilität - Meine Retro-Ecke

Wahre Abwärtskompatibilität - Meine Retro-Ecke

Wer am lautesten jammert

War das eine Jammerei, als XBox 360 und PS3 an den Start gingen. Die Konsolen emulieren nur die alte Hardware, alte Spiele brauchen eigene Patches, damit sie überhaupt laufen und – oh Graus – die Mehrheit der Spiele funktioniert gar nicht. Es wurden Listen veröffentlicht, in denen die Spiele nach Kompatibilität bewertet wurden und fast jeder konnte sich darüber beschweren, dass ausgerechnet das eine Lieblingsspiel nicht aufgeführt wurde. Was haben die großen zwei gemacht? Microsoft hat einfach den Support eingestellt und den Stand der Liste eingefroren, wodurch beispielsweise Silent Hill 2 bis heute nur Ton, aber kein Bild liefert. Sony war radikaler und hat mit der nächsten Baureihe der PS3 einfach alle PS2-Spiele verbannt. Riesiges Gezeter und Geschrei, aber an der eingeschränkten bzw. eingestellten Abwärtskompatibilität hat es nichts mehr geändert. Nintendo hält sich währenddessen vornehm aus diesem Hickhack raus und gönnt der Wii die Gamecube-Unterstützung, wahrscheinlich in der Hoffnung ein paar der alten Spiele doch noch irgendwie an den Mann bringen zu können.

Heute, mehr als 5 Jahre später, juckt das eigentlich niemanden mehr. Retrofans haben ohnehin ihre Originalkonsolen samt Games zu Hause und alle anderen bekommen bestenfalls einmal pro Jahr nostalgische Gefühle und wollen noch mal etwas aus der guten alten Zeit spielen. Diese können zu diesem Zweck für wenig Geld das Download-Angebot plündern und ärgern sich hinterher, dass sie das Spiel ganz anders in Erinnerung hatten, lassen Nostalgie Nostalgie sein und legen wieder ein aktuelles Game ein. Mir kann niemand ernsthaft erzählen, dass er die Unterstützung der alten Spiele vermisst. Und Nintendo? Joa, die haben die Zeichen der Zeit erkannt und der aktuellen Baureihe der Wii die Cube-Unterstützung wieder entzogen. Aufgefallen ist das fast niemanden, denn wer jetzt noch eine Wii kauft weiß wahrscheinlich nicht, dass es mal einen violetten Würfel mit TV-Anschluss gab.

Was wäre wenn?

Wäre die Dreamcast erfolgreicher gewesen, wenn Saturnspiele oder Mega-CDs lauffähig gewesen wären? Hätte sich die PS3 besser verkauft, wenn Sony die PS2 konsequent integriert hätte? Hätte die XBox 360 die Marktherrschaft, wenn alle Spiele der Xbox noch laufen würden? Nein! Die Hersteller haben allesamt erkannt, dass Abwärtskompatibilität kein dauerhaftes Kaufkriterium ist. Die Kunden scheuen sich möglicherweise im Releasejahr neue Hardware zu kaufen, also wirft man bestenfalls ein Häppchen hin, damit man die alte Konsole noch zu Geld machen kann, ohne auf eventuell unverzichtbare Games verzichten zu müssen. Entscheidend ist es sicher nicht, denn eine neue Konsole kauft man sich, um neue Spiele genießen zu können. Anfangs mag es ärgerlich sein, mehrere Konsolen angeschlossen zu lassen, da man in der Regel einen fließenden Generationenübergang hat, aber je länger die neue Konsole läuft, desto uninteressanter wird der Vorgänger. Und ich bitte das nicht falsch zu verstehen: Ich selber habe viele meiner früheren Konsolen permanent angeschlossen, aber wenn ich mal von wenigen Stunden im Jahr absehe, spiele ich einfach nur auf der aktuellen Generation und das wird sich mit der nächsten Generation nicht ändern.

Wenn DU auch zu den anfangs genannten 83% gehörst, kannst du mir gerne deine 2 Cent in den Kommentaren hinterlassen. Ich bin mal gespannt, ob die Umfrage wirklich so repräsentativ ist. Ich glaube es eigentlich nicht.


8 Kommentare zu “Ist Abwärtskompatibilität wirklich wichtig?”


  1. Genesis
    sagt:

    Also ich war früher auch ein Verfechter der Abwärtskompatibilität. Aber spätestens nach deinem Artikel zweifle ich an der Sinnhaftigkeit. Denn wie ich schon bei mir bemerkt habe: Wirklich viele alte Spiele zocke ich nicht und wenn, dann eigentlich auf der Originalkonsole, oder als Download-Titel. Ich besitze eine PS2, eine Wii und eine PS3 und bin eigentlich zufrieden damit. Früher hatte ich mal eine PS2, aber die habe ich verkauft. Ältere Konsolen hatte ich nicht.

    Was ich hingegen bei der derzeitigen Wii sehr bemängeln muss ist die fehlende Gamecube-Controller-Unterstützung. Klar. Man braucht nicht wirklich eine Gamecube-Spiele Unterstützung – obwohls schon wegen Paper Mario 2 lohnenswert wäre – doch der fehlende Anschluss für die GC-Controller wäre für mich ein Grund sich die Konsole nicht zu kaufen. Warum? Ich zocke sehr viel Super Smash Bros Brawl und da möchte ich auf den besten Controller aller Zeiten einfach nicht verzichten! Selbst wenn sich meine SSBB-Spielzeit in letzter Zeit drastisch verringert hat könnte ich ohne das Teil einfach nicht spielen.

    Übrigens: Eine sehr schicke Retro-Ecke 😉


  2. spontanadmin
    sagt:

    …ich bitte den Kabelsalat zu entschuldigen. Ich muss mir da dringend etwas einfallen lassen 🙂


  3. Genesis
    sagt:

    macht nix xD
    Was is denn das für eine schwarze Konsole da rechts oben?


  4. Kathrin
    sagt:

    Mir war das schon immer unwichtig – aber ich bin auch niemand, der Spiele immer und immer wieder zockt. Games spiele ich auf der Originalkonsole und ich hab noch nie eine „ausrangierte vermisst.
    Wiederspiel-Games, sind eher sowas wie Tetris & Co – das kann ich auf dem PC in allen erdenklichen Varianten haben…

    Aber was anderes, du als Eishockey-Fan: Meine Freundin Ursula (Ursu La bei FB) hat 2 Tickets für die Eishockey-WM in Stockholm (Russland-Dtl. Vorrundenspiel) abzugeben. Da dachte ich spontan an dich… Kannst auf dem Weg dahin, gern mal in Kiel vorbeischneien (von wo fahren eigentlich Fähren nach Stockholm – von Kiel geht’s nach Oslo. *hm* ?)


  5. spontanadmin
    sagt:

    Das ist SEGA Mega Drive II mit Mega CD und 32X. Das Mega Drive war das „Heart of the System“ und das CD-Laufwerk, sowie die 32-Bit-Erweiterung bildeten jeweils ein neues System. Es gab sogar 32X-CDs, die aber noch seltener (und mieser) als die normalen 32X-Spiele waren. 32X war Segas erster großer Griff ins Klo…

    @Kathrin
    Danke, dass du da an mich denkst 🙂 Ich muss allerdings erstmal schauen, ob ich da frei bekomme. Stockholm ist sicher mal ne Reise wert.


  6. Chris
    sagt:

    So ein Misst… hab Deinen Beitrag gelesen und musste besonders bei diesem Abschnitt schmunzeln:

    „Diese können zu diesem Zweck für wenig Geld das Download-Angebot plündern und ärgern sich hinterher, dass sie das Spiel ganz anders in Erinnerung hatten, lassen Nostalgie Nostalgie sein und legen wieder ein aktuelles Game ein.“

    Kurz drauf finde Ich bei Heise.de dass hier: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Nach-Indizierungs-Ende-Doom-erscheint-fuer-Xbox-360-1416701.html

    und bin mir jetzt schon sicher, dass Ich heute Abend vor der XBOX sitze, ziemlich genau 8min DOOM zocke, dann merke, dass Ich das Spiel ganz anders in Errinnerung hatte und ein aktuelles Game einlege *LOL*

    Aber Ich machs trotzdem!! 🙂


  7. Spiritogre
    sagt:

    Gerade alte Spiele fühlen sich am besten auf ihren eigentlichen Konsolen an. Klar, es hat seine Vorteile ein PS1 Spiel auf einer PS3 zu zocken, etwa die Kantenglättung.

    Aber generell spielt man solche alten Titel doch eher wegen dem Retrofeeling. Gibt schließlich genug neue und objektiv bessere Spiele als die „ollen Kamellen“.

    Und wenn, dann kann man die meisten Sachen bis hin zu PS2 und Gamecube auch via Emulator auf dem PC spielen (sofern der schnell gneug ist). Da sahen dann etwa PS2 Games mit einmal aus wie PS3 Spiele, wenn man die Auflösung erhöht. Immerhin sind HD Collections ja groß in Mode.


  8. Chen
    sagt:

    Fehlende Abwärtskompatibilität ist der Grund, aus dem ich mir nie eine PS3 geholt habe und fehlende Abwärtskompatibilität zum Game Cube ist der Grund, aus dem ich davor scheue mir eine Wii U zu kaufen.

    Aus der PS3 ist nichts geworden, weil ich weder PS noch PS2 besitze und da eigentlich Spiele nachholen wollte,… aber so nicht.

    Und aus der Wii U wird nix werden, weil ich recht gut darauf verzichten kann neue Spiele zu kaufen, nicht aber darauf verzichten will meine alten Spiele noch spielen zu können (SSBM FTW!) und zig Konsolen will ich auch nicht rumstehen haben.

Hinterlasse eine Nachricht

Lokalisiert von Hashi. Ein Mitglied der Mediengeneration.