100% XBox 360 kompatibel
In Kürze erscheint das neueste Spiel von Quantic Dreams mit dem Namen Beyond: Two Souls. Grund genug noch einmal auf den Klassiker einer vergangenen Generation aus gleichem Hause zurückzublicken. Warum? Weil es sich noch immer lohnt!
Die vergangenen Jahre zeigen, dass die Welt gerne mit Verbrechensaufklärung und Mystery unterhalten werden will. Nicht umsonst waren und sind Serien wie Akte X, Lost oder diverse CSI-Ableger dermaßen erfolgreich. Die logische Konsequenz ein Videospiel auf den Markt zu werfen, welches in diese Kerbe schlägt war nicht nur unvermeidlich sondern seiner Zeit auch längst überfällig. Das Ergebnis ist ein Spagat zwischen aktiver und passiver Unterhaltung.
Adventure trifft Mysterythriller
Eigentlich wollte Lucas Kane nur in Ruhe seinen Kaffee trinken und die Winterkälte der Großstadt für ein paar Stunden vergessen. Doch wie so oft kann das eigene Leben innerhalb weniger Momente eine Wendung erfahren, mit der man noch am selben Morgen niemals gerechnet hätte. Lucas wäre sicher nicht auf die Idee gekommen an diesem Abend über der blutverschmierten Leiche eines wildfremden Mannes zu stehen, ohne zu wissen wie es zu der Bluttat gekommen ist. Und wieso sind die eigenen Hände blutverschmiert und wo kommt eigentlich das Messer her?
Der Mord ist begangen, die Polizei ist bereits im Haus. Was ist zu tun?
Hier fängt die Geschichte an. Lucas, wie aus Trance erwacht, realisiert seinen Mord und will den Tatort schnellstmöglich verlassen. Während er schon die Klinke in Richtung Speiseraum in der Hand hält bemerkt er, dass man von seiner Anwesendheit weiß, man seine Fingerabdrücke finden wird, und dass die Zukunft eines überführten Mörders sicher nicht erstrebenswert ist. Er sollte nun zumindest versuchen seine Spuren zu verwischen, womit der Spieler die Kontrolle übernimmt. Es gibt viel zu tun: es sind Blutspuren zu sehen, die Leiche liegt mitten auf der Keramik, die Tatwaffe sollte verschwinden und natürlich muss man selber so unauffällig wie möglich den Tatort verlassen. Da man sich an einem öffentlichen „Örtchen“ befindet darf man nicht zu viel Zeit verlieren, da jeden Moment einer der anderen Gäste eintreten könnte. Dieser Zeitdruck wird dem Spieler auch schnell visualisiert, da in guter Filmtradition das Bild plötzlich geteilt wird und ein Stammkunde, seines Zeichens Polizist, von der Theke aufsteht und Richtung Toilette schlendert. Natürlich entkommt der gewiefte Spieler dieser brenzligen Situation, doch wie gut man diese Aufgabe gelöst hat merkt man erst, wenn das Ermittlerteam den Tatort untersucht. Die Aufklärung liegt allerdings in der eigenen Hand, denn hier kommt einer der ungewöhnlichen Elemente von „Fahrenheit“ zum tragen. Der Spieler übernimmt ebenfalls die Steuerung der Ermittler Carla und Tyler. Anders als erwartet ist die Bestandsaufnahme nicht ganz so einfach gestrickt, denn mit geschickt eingesetzten Stilmitteln weiß man nicht wie die ein oder andere Spur verfälscht wurde, obwohl man als Spieler kurz zuvor die Fäden noch in der Hand hielt. Der Mord auf der Herrentoilette eines New Yorker Schnellrestaurants und die darauf folgenden polizeilichen Ermittlungen setzen eine Kette von Ereignissen in Gang, die den Spieler auf eine spannende und zunehmend geheimnisvolle und fantastische Reise nehmen, auch wenn die anfänglichen Geschehnisse eher weltlich verankert sind.
Im Labor zieht Carla ihre ersten Schlüsse über den Tathergang.
Ab auf die Couch
Fahrenheit präsentiert sich nicht als klassisches Videospiel. Die Intention der Entwickler war eindeutig den Spieler in einen Film zu versetzen, in dem er selber sämtliche Hauptrollen spielt. Kameraperspektiven dienen oft mehr der Dramaturgie als der Übersicht, Splittscreens erzeugen Spannung und Zeitdruck, persönliche Dilemmas der Protagonisten erzeugen Emotionen. Wäre man nicht per Controller ins Geschehen integriert wäre man versucht sich auf der Couch zusammenzurollen, um einen spannenden Film zu schauen. Spielerisch liefert „Fahrenheit“ eine Mischung aus bekannten Adventureelementen, Quick Time Events (QTEs) und Geschicklichkeitseinlagen. Grundsätzlich gilt es bestimmte Gegenstände einzusammeln und Hinweise durch Gespräche zu finden, um entsprechende Rätsel lösen zu können. Für die Steuerung wurde nahezu komplett auf die Tasten des Controllers verzichtet. Man steuert die Figuren und auch die QTEs nur mit den beiden Sticks. Manche Szenen erfordern zusätzlich den Einsatz der Trigger, was das Gameplay entsprechend auflockert. Die Art der Rätsel hängt dabei anfangs von der Fähigkeit des Spielers die entsprechenden Puzzelstücke zu finden ab. Der Schwierigkeitsgrad dieser Segmente wurde dabei für Genreverhältnisse und zu Gunsten einer komplexen Geschichte sowie dreidimensionaler Charaktere stark runtergeschraubt. Wenn ihr beispielsweise der Augenzeugin die richtigen Fragen stellt kann eine vernünftige Phantomzeichnung angefertigt werden. Ist dieses Beweisstück zu weit von den Tatsachen entfernt fehlt dem Spieler dieses Element für die weitere Ermittlung. Habt ihr als Täter vom Tatort kein Telefonat geführt bietet die Liste der ausgehenden Anrufe ebenfalls keine Anhaltspunkte. Dieses Muster von Aktion und Reaktion nimmt mit zunehmender Spieldauer ab, da die Story in ein immer engeres Korsett geschnürt wird. Nichts desto trotz können zu Beginn viele Weichen gestellt werden, die sich unterschiedlich auf den weiteren Verlauf auswirken. Die jeweiligen auszuführenden Aktionen fügen sich nahtlos in das Spielerlebnis ein. Für jede Bewegung erscheint ein animierter Ministick auf dem Bildschirm. Diese Bewegung muss so genau wie möglich nachgeahmt werden, um die Aktion letztlich auch auszulösen. Zieht ihr eine Schublade auf imitiert der Stick die Bewegung der Hand Richtung Griff um anschließend die Lade zu öffnen. Ein solcher „Kunstgriff“ wiederholt sich in nahezu jeder Szene und bezieht den Spieler über die Norm in die Handlung ein. Leider muss man die Figur des Öfteren im Raum neu positionieren, um auch endlich die gewünschte Aktion ausführen zu können, was zu hakeligen Fummeleien ausarten kann. Hat man sich aber mal an dieses Manko gewöhnt geht die Steuerung gut von der Hand. Soweit zum handwerklichen, denn eine gute Geschichte lebt von seinen Charakteren. Je interessanter und tiefgründiger eine Figur ist, desto lebendiger wirkt sie auch. Alle Protagonisten haben ihre eigenen Macken, ein Privatleben und einen Gemützustand. Letzteren gilt es ständig im Blick zu behalten, denn sinkt dieser Wert auf Null ist der Charakter entweder reif für die Heilanstalt, quittiert seinen Job oder begeht kurzerhand Selbstmord, was natürlich gleichbedeutend mit dem „Game Over“ Screen ist. Sorgt also dafür nicht zu viele Fehler zu produzieren und gönnt Lucas, Carla und Tyler ihre Streicheleinheiten und Erfolgserlebnisse – sie haben es wirklich nötig.
Schnee und Minusgrade sind allgegenwärtig.
Frostige Stimmung
Wie der Titel schon sagt spielt die Temperatur eine allgegenwärtige Rolle. Fahrenheit spielt während eines harten Winters und den Entwicklern ist es gelungen die Minusgrade auf die DVD zu bannen. Atemwolken, Schneetreiben und viele verschiedene eingeschneite Schauplätze sorgen für die richtige Atmosphäre. Trotz schwammiger Texturen und eher steif animierter Charaktere wird die Gesamtstimmung zweckmäßig vermittelt. Leider steht sich die gesamte Präsentation hin und wieder selbst im Weg. Die Zielsetzung einen „Spiel-Film“ zu kreieren wurde zwar erreicht, aber die teils eckige Grafik hebelt den Filmcharakter immer wieder aus. Die Personen verfügen über eine ausgereifte Mimik und gute Lippensynchronität, lassen dagegen animierte Details wie bewegliche Finger vermissen. Die Soundkulisse ist dagegen wieder im cineastischen Bereich anzusiedeln: ein Hollywood reifer Soundtrack vermittelt Dramatik und Gefühle und die Geräusche treffen den Punkt ohne bombastisch zu sein. Die Musik ist stellenweise ein wenig zu laut geraten und kann das gesprochene Wort schon mal übertonen. Dafür sind dem Spieler allerdings Texttafeln komplett erspart geblieben. Die Synchronisation geht an dieser Stelle in Ordnung, auch wenn sie für den deutschsprachigen Raum nicht annähernd so gut gelungen ist wie die englische Originalversion. Die Sprecher wirken im direkten Vergleich ein wenig lustlos. Glücklicherweise handelt es sich bei Fahrenheit um eine Multi-Language-Disk: stellt man seine Konsole auf „English“ um, kommt man in den Genuss einer tadellosen Sprecherleistung. Das Gesprochene wird auf Wunsch auch in der gleichen Sprache untertitelt. Man läuft also nie Gefahr ein wichtiges Detail zu überhören.
Carla und Tyler sind während der Untersuchung gleichermaßen steuerbar.
Fazit
Trotz der offensichtlichen Kritikpunkte wie durchschnittliche Grafik und ungeschickte Perspektiven kann man Fahrenheit zumindest mal als „Hämmerchen“ bezeichnen. Es belebt ein fast schon tot geglaubtes Genre und impft ihm direkt neue Ideen ein. Durch die verschiedenen Entscheidungsmöglichkeiten können Nuancen der Geschichte variiert werden, was in 3 verschiedenen Enden gipfelt. Hardcoreabenteurer, die gerne Stunden damit zubringen Gegenstand A und B zu finden um Problem R zu lösen, obwohl man noch bei C feststeckt sind hier fehl am Platz. Die Geschichte ist das wichtigste und die Atmosphäre kann nur durch stetiges Vorankommen gewahrt werden. Die Spielzeit von ungefähr 15 Stunden wirkt zwar ein wenig knapp, aber da man kaum in Sackgassen gerät bekommt man viel für sein Geld. Einsteiger werden über die Fingerübungen stolpern, doch erfahrene Spieler sollten auch hier kaum ins Stocken geraten. Als Bonbon kann man diverse Boni wie Making of, Bonusanimationen oder Songs freischalten. Wer also ein großes Stück Unterhaltung mit inhaltlichem Anspruch, aber ohne hohen Schwierigkeitsgrad sucht muss zugreifen. Actionfans und Freunde der kommunikationsarmen Unterhaltung sollten den Titel dagegen voll und ganz ignorieren.
Beyond: Two Souls – Vorab-Demo zu gewinnen | Spontanbesorger sagt:
2. Oktober 2013
[…] Dafoe in den Hauptrollen. Es stammt von David Cage, der bereits mit dem außergeöhnlichen Titel Fahrenheit auf sich aufmerksam machte und spätestens mit Heavy Rain zumindest jedem PS3-Besitzer ein Begriff […]
Beyond: Two Souls vs. Heavy Rain - Ein Vergleich | Spontanbesorger sagt:
15. Oktober 2013
[…] haben, dass eine emotionale Geschichte nur mit einer entsprechenden Musik funktioniert. Bereits in Fahrenheit brachte die Musik einen Hauch von Hollywood auf die […]
Genesis sagt:
21. November 2013
Fahrenheit war ein tolles Spiel. ich habe eserst letztes Jahr gespielt, nachdem ich erneut Heavy Rain durch hatte. Leider merkt man dem Spiel einfach an, dass es etwas seinr Zeit voraus war. Die Dinge die quantic dream machen wollte, und das was auf der PS2 möglich war, standen in keiner Relation zueinander. Deshalb würde ich mir ein remake auf aktueller Hardwarebasis wünschen. Insgesamt aber ein wirklich außergewöhnlicher Titel mit sehr viel Unterhaltungswert.