Happy Birthday, Sonic! Im vergangenen Jahr wurde Segas Hausmaskottchen 20 Jahre alt und nach vielen Enttäuschung in der dritten Dimension geht Sega auf Schmusekurs mit den Fans und realisiert mit Sonic Generations eine Hommage an vergangene Episoden. Die besten Level aus verschiedenen Sonic-Spielen wurden komplett überarbeitet und dürfen nun in 2D und 3D bestritten werden.
The Best Of Both Worlds
Der Titel der wohl besten Star Trek Episode trifft zu 100% auf Sonic Generations zu. In der Konsolenversion setzt es sich aus den Mega Drive Games Sonic The Hedgehog, Sonic 2 und Sonic & Knuckles, den Dreamcast Games Sonic Adventures 1 und 2, dem Dreamcast Game und Multiplattformer der letzten Generation Sonic Heroes, und der Current Gen Games Sonic – The Hedgehog, Sonic Unleashed und Sonic Colours zusammen. Serienkenner finden sofort bekannte Elemente und teilweise 1 zu 1 übernommene Passagen der jeweiligen Level wieder, entdecken aber auch viele neue Streckenabschnitte. Um aber den Beigeschmack des Aufgewärmten abzumildern, kann bzw. muss jedes Level sowohl in alter Sidescroller Manier, als auch in actionreicher Wechselperspektive gemeistert werden. Es ist schon erstaunlich wie gut man den Charakter eines jeden Levels in die jeweils neue Dimension übertragen hat. Die Green Hill Zone fühlt sich mit dem sportlichen Sonic genauso gut an wie die Roof Top Zone in zwei Dimensionen. Wer sagt da noch, dass klassische Plattformer tot sind?
Zum Spiel muss man eigentlich nicht viel sagen. Mit einer kleiner Rahmengeschichte wird eine Dimensionsverschiebung erklärt, wodurch plötzlich 2 Sonics und verschiedene Orte aus deren Vergangenheit existieren. Um die Geschichte aufzulösen müssen die einzelnen Level besucht und jeweils in 2D und in 3D durchlaufen werden. Aufgeteilt in die Abschnitte „Klassisch“, „Dreamcast“ und „Gegenwart“ absolviert man jeweils drei Level in zwei Akten und schaltet so die trennenden Bosskämpfe frei, die widerum zur jeweiligen Ära gehört. So bekommt beispielsweise auch Sonic CD seine verdiente Würdigung.
Neun Level mit zwei Akten machen natürlich noch kein Spiel und es wäre kein Jubiläumsspiel, wenn es nicht jede Menge zum Freischalten gäbe. Da wären zum einen die 90 Herausforderungen, die sich auf die 10 Level verteilen. Von knackigen Rennen gegen einen Doppelgänger über reine Sammelaufgaben bis hin zu abgedrehten Minispielen ist hier alles vertreten. Zur Belohnung gibt es Konzeptzeichnungen und Hintergrundmusik der letzten 20 Jahre, die sich in jedem Level abspielen lassen. Zum anderen gibt es unzählige Online Herausforderungen mit Ranglisten, die das Herz eines jeden Highscorejägers höher schlagen lassen.
Sonic gehörte seit dem Abschied von der 16-Bit-Zeit nicht mehr zu meinen Favoriten. Der Charme und die Geschwindigkeit blieben zwar nicht auf der Strecke, aber seit Sonic Adventures fehlte dem Igel irgendetwas. Seit Sonic Generations weiß ich, dass etwas zu viel war. Ohne die dritte Dimension macht Sonic wieder richtig Spaß. Die 3D-Abschnitte sind zwar flott, ruckelfrei und sehr unterhaltsam, aber am klassischen Sonic führt einfach kein Weg vorbei. Wenn man von den teils stressigen Verfolgungsrennen der Herausforderungen absieht, geht das Spiel locker von der Hand und macht einfach nur Spaß. Gerade Fans der ersten Teile kommen voll auf ihre Kosten und schwelgen mit jedem Originalsong in Nostalgie.
Neulich habe ich mich mal wieder etwas über meine werten Mitgamer gewundert. Laut einer Umfrage von Gamespot stellt die Abwärtskompatibilität der kommenden Konsolengeneration für 83% der befragten Gamer das wichtigste Feature überhaupt dar. Wenn ich solche Zahlen lese werde ich schon irgendwie stutzig. Warum ist die Abwärtskompatibilität quasi unverzichtbar?
Blick zurück
Früher war ja alles besser und sowieso alles aus Holz. Sieht man aber mal vom ehrwürdigen Atari 7800 ab, gab es erst im Jahr 2000 mit der Playstation 2 die erste Mainstream-Konsole, die eine nahezu vollständige Abwärtskompatibilität zu einer Vorgägngerkonsole bot. Bis dahin gab es bestenfalls hier und da mal Adapter, mit denen man beispielsweise ein Gameboy-Spiel auf dem SNES spielen konnte, aber echte Multispielbarkeit war kein Thema. Zugegeben, die Konsolen der 8-Bit und 16-Bit Generationen existierten friedlich nebeneinander, aber es schien auch aus der Sicht des Marketings sinnvoller zu sein, die Systeme voneinander zu trennen. Aber Sony hat mit dem Scheiss angefangen, um den Lawinenerfolg der Playstation mitnehmen zu können. Sowas könnte man auch Angst vor der eigenen Courage nennen, denn wären die Spiele uninteressant geblieben, hätte man zumindest noch einen DVD-Player mit Playstationunterstützung bewerben können. Es ist aber Fakt, dass die Spiele gut wurden und die ollen Kamellen für die Playstation kaum noch zur Kaufentscheidung beitrugen. Für die anderen Hersteller blieb die Abwärtskompatibilität aus verschiedenen Gründen uninteressant. Segas Schritt vom Steckmodul zur CD schloss mit dem Saturn diese Option schon durch das Speichermedium aus und Nintendo beschritt mit dem Gamecube aus gleichem Grund den selben Weg. Die Xbox konnte als Microsofts Erstling ohnehin machen was sie wollte und die „Randgruppenkonsolen“ blieben ohnehin nur einer kleinen Spielergruppe vorbehalten.

Wahre Abwärtskompatibilität - Meine Retro-Ecke
Wer am lautesten jammert
War das eine Jammerei, als XBox 360 und PS3 an den Start gingen. Die Konsolen emulieren nur die alte Hardware, alte Spiele brauchen eigene Patches, damit sie überhaupt laufen und – oh Graus – die Mehrheit der Spiele funktioniert gar nicht. Es wurden Listen veröffentlicht, in denen die Spiele nach Kompatibilität bewertet wurden und fast jeder konnte sich darüber beschweren, dass ausgerechnet das eine Lieblingsspiel nicht aufgeführt wurde. Was haben die großen zwei gemacht? Microsoft hat einfach den Support eingestellt und den Stand der Liste eingefroren, wodurch beispielsweise Silent Hill 2 bis heute nur Ton, aber kein Bild liefert. Sony war radikaler und hat mit der nächsten Baureihe der PS3 einfach alle PS2-Spiele verbannt. Riesiges Gezeter und Geschrei, aber an der eingeschränkten bzw. eingestellten Abwärtskompatibilität hat es nichts mehr geändert. Nintendo hält sich währenddessen vornehm aus diesem Hickhack raus und gönnt der Wii die Gamecube-Unterstützung, wahrscheinlich in der Hoffnung ein paar der alten Spiele doch noch irgendwie an den Mann bringen zu können.
Heute, mehr als 5 Jahre später, juckt das eigentlich niemanden mehr. Retrofans haben ohnehin ihre Originalkonsolen samt Games zu Hause und alle anderen bekommen bestenfalls einmal pro Jahr nostalgische Gefühle und wollen noch mal etwas aus der guten alten Zeit spielen. Diese können zu diesem Zweck für wenig Geld das Download-Angebot plündern und ärgern sich hinterher, dass sie das Spiel ganz anders in Erinnerung hatten, lassen Nostalgie Nostalgie sein und legen wieder ein aktuelles Game ein. Mir kann niemand ernsthaft erzählen, dass er die Unterstützung der alten Spiele vermisst. Und Nintendo? Joa, die haben die Zeichen der Zeit erkannt und der aktuellen Baureihe der Wii die Cube-Unterstützung wieder entzogen. Aufgefallen ist das fast niemanden, denn wer jetzt noch eine Wii kauft weiß wahrscheinlich nicht, dass es mal einen violetten Würfel mit TV-Anschluss gab.
Was wäre wenn?
Wäre die Dreamcast erfolgreicher gewesen, wenn Saturnspiele oder Mega-CDs lauffähig gewesen wären? Hätte sich die PS3 besser verkauft, wenn Sony die PS2 konsequent integriert hätte? Hätte die XBox 360 die Marktherrschaft, wenn alle Spiele der Xbox noch laufen würden? Nein! Die Hersteller haben allesamt erkannt, dass Abwärtskompatibilität kein dauerhaftes Kaufkriterium ist. Die Kunden scheuen sich möglicherweise im Releasejahr neue Hardware zu kaufen, also wirft man bestenfalls ein Häppchen hin, damit man die alte Konsole noch zu Geld machen kann, ohne auf eventuell unverzichtbare Games verzichten zu müssen. Entscheidend ist es sicher nicht, denn eine neue Konsole kauft man sich, um neue Spiele genießen zu können. Anfangs mag es ärgerlich sein, mehrere Konsolen angeschlossen zu lassen, da man in der Regel einen fließenden Generationenübergang hat, aber je länger die neue Konsole läuft, desto uninteressanter wird der Vorgänger. Und ich bitte das nicht falsch zu verstehen: Ich selber habe viele meiner früheren Konsolen permanent angeschlossen, aber wenn ich mal von wenigen Stunden im Jahr absehe, spiele ich einfach nur auf der aktuellen Generation und das wird sich mit der nächsten Generation nicht ändern.
Wenn DU auch zu den anfangs genannten 83% gehörst, kannst du mir gerne deine 2 Cent in den Kommentaren hinterlassen. Ich bin mal gespannt, ob die Umfrage wirklich so repräsentativ ist. Ich glaube es eigentlich nicht.
Wenn man die Filme Shutter Island und Mächte des Wahnsinns mit der Idee von Alone In The Dark zu einem neuen Spiel kombiniert, ist relativ klar in welche Richtung das Ergebnis gehen wird. Man erhält ein Survival-Horror-Game mit eine ordentlichen Portion Mystery durch das Verschieben der Realitätsebenen. Garniert man alles noch mit dezenten Hinweisen auf die entsprechende Popkultur aus Film, TV und Literatur, erhält man ein Spiel, dass sich schlicht Alan Wake nennt.
Der kann mir viel erzählen
Der Schriftsteller Alan Wake hat eine Schreibblockade. Um wieder einen freien Kopf zu bekommen schleppt ihn seine Frau Alice auf einen Erholungsurlaub in ein verschlafenes Nest mitten in den Wäldern, das ein wenig an Twin Peaks erinnert. In der romantischen Hütte am See angekommen eröffnet sei ihm, dass Alan hier eine Therapie machen soll, die auf Künstler spezialisiert ist. Der anschließende Streit ist kurz und heftig, ist aber nach wenigen Augenblicken vergessen, als das ganze Haus in Dunkelheit versinkt und Alice panisch aufschreit. Alan erlebt, wie seine Frau in den See stürzt und nicht wieder auftaucht. Im nächsten Augenblick wacht er am Steuer eines verunglückten Autos auf und er stellt fest, dass bereits eine Woche vergangen ist. Der Schriftsteller begibt sich auf die Suche nach seiner Frau und nach der Erinnerung der vergangenen Woche, doch unerklärlicherweise erinnert sich niemand an die Ankunft des Paars.
Licht und Schatten
Alan Wake bewegt sich auf mehreren Ebenen. Zum einen sind da die Abschnitte am Tag, während denen man die Leute löchert und an denen die Geschichte vorangetrieben wird. Neben dieser Gegenwart erinnert sich Alan gelegentlich auch an die gemeinsame Zeit mit Alice, in denen weitere Puzzlesteine gelegt werden. Zum anderen sind da die Abschnitte bei Nacht, in denen Alan sein Leben verteidigen muss. In der Nachtzeit sind geisterhafte „Personen“ mit jeder Art von Hieb- und Stichwaffe unterwegs, um dem Protagonisten das Leben schwer zu machen. Sie erscheinen unvermittelt aus dem Nichts der Dunkelheit und nehmen unerbittlich die Verfolgung auf. Glücklicherweise ist man gut gerüstet, um sich zu verteidigen: Neben drei Schusswaffen und zweierlei Wurfobjekten, die maximal getragen werden können, ist die Taschenlampe der wichtigste Teil der Ausrüstung. Sämtliche Schattenwesen sind gegen Projektilwaffen imun, bis Sie durch den Schein der Lampe ausreichend geschwächt wurden. So muss man sich vor Angriffen ducken, die Gegner mit Licht in Schach halten und mit gezielten Schüssen entgültig eliminieren.
Hin und wieder begegnet man auch einem Bossgegner, der allerdings ausschließlich mit Beharrlichkeit und wenig Taktik besiegt wird. Alles in allem beschränkt sich das Gameplay auf das Laufen durch die Nacht, während man sich gegen unterschiedlich große Gegnerhorden kämpfen muss. Die Gegnerklassen wiederholen sich leider schon sehr schnell und verlieren auch schnell an Gruselfaktor, da man sich einfach nicht mehr erschreckt, wenn die Dunkelheit Gestalt annimmt. Es ist ebenfalls schade, dass man fast die gesamte erste Spielhälfte im ewig gleichen dunklen Wald herumtappt. Die Atmosphäre ist natürlich einmalig und jeder, der schon einmal im Dunkeln durch einen Wald gelaufen ist, kennt dieses Gefühl, dass man sich irgendwie beobachtet fühlt, aber nach einer Zeit gewöhnt man sich dran und läuft einfach weiter. Dieses Gefühl der Gleichgültigkeit stellt sich dann auch mit Alan Wake ein. Im späteren Verlauf werden die Gebiete zwar abwechslungsreicher, indem man durch eine Ortschaft, ein großes Gebäude oder über eine Farm läuft, aber die Atmosphäre wird nie wieder so intensiv, wie in der ersten Spielstunde.
Großes Kino
Im Großen und Ganzen ist Alan Wake also ein Survival Game, das mit seiner allgemeinen, düsteren Atmosphäre und einer schönen Landschaftsgrafik punktet, ohne dabei wirklich gruselig zu werden. Genrefans kommen auf ihre Kosten, haben aber immer das Gefühl alles schon mal gesehen zu haben. Gerade die Reihe Alone in the Dark hat schon vor vielen Jahren gezeigt, wie es beim Kampf gegen lichtscheue Wesen zugeht, wobei dort der Rätselanteil wesentlich höher war. Bei Alan Wake bewegt man sich von Checkpoint zu Checkpoint, aktiviert ein paar Schalter und erspielt sich die nächste großartige Zwischensequenz. Denn das ist es, was Alan Wake trotz aller Kritik zu einem tollen Erlebnis macht. Die Geschichte bietet genug Stoff für einen Kino-Blockbuster und die Inszenierung sämtlicher Cutscenes erinnert mehr an einen Film als an ein Videospiel. Dieses Gefühl wird durch die Kapitelaufgliederung verstärkt, die den Spieler immer wieder in eine Art TV-Serie versetzt: Man bekommt einen Cliffhanger vorgesetzt, das Logo fliegt herein und man hört Abspannmusik. Das nächste Kapitel beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung der Ereignisse und schon ist man wieder mitten in der Handlung. Zugegeben, es ist ein recht billiger Trick um Spannung zu erzeugen, aber er funktioniert 😉 Überraschenderweise ist auch die deutsche Synchronisation richtig gut geworden. Ich habe mich zwar anfangs geärgert, dass ich bei meiner deutschen Version keine englische Sprache einstellen konnte, war dann aber freudig überrascht, mit wieviel Elan die durchweg professionellen Sprecher gearbeitet haben. Das noch immer weit verbreitete „Overacting“ bei diversen Lokalisierungen kam hier gar nicht vor. Mein persönliches Highlight waren die vielen kleinen Hommagen an Genreklassiker. Die berühmte Shining-Szene „Heeeeere’s Johnny“, die Log-Lady aus Twin Peaks und sogar Officer Mosley aus Gabriel Knight wurden an geeigneter Stelle gewürdigt.
Alles in allem ist Alan Wake ein Spiel für Leute, die sich lieber einer spannenden Geschichte hingeben, als action- und abwechslungsreiches Gameplay zu erleben. Die reichlich vorhanden Survivalabschnitte lassen sich zwar flüssig spielen und Frust kommt eigentlich nie auf, was auch an den reichlichen Rücksetzpunkten liegt, aber etwas mehr Abwechslung hätte man durchaus einbringen können. Da aber die Story durchaus Neues bietet, sofern man die anfangs genannten Filme nicht zu genau kennt, ist dieser Titel ein Muss für alle Mystery-Fans. Ich verstehe nur nicht, warum man ein solches Spiel mit einer uninspirierten Sammelaufgabe beladen muss. Die in der gesamten Spielwelt verteilten Thermoskannen tragen so gar nichts zur Geschichte bei und es wird nicht einmal erwähnt, warum Alan so wild auf diese blauen Dinger ist, aber sobald eine zu sehen ist, wird sie eingesammelt. Sowas fällt dann wieder unter die „Wir müssen noch ein paar Trophäen einbauen“ Einfallslosigkeit der Entwickler. Achievement-Jäger dürften darauf abfahren, aber ich persönlich kann auf solche Pseudo-Aufgaben gut verzichten.


