In meinen Jahren als Videospieler hat man ja schon viele Hypes erlebt und sich so manche Konsole zugelegt, die nie wirklich ihren Weg in die Wohnzimmer, und erst recht nicht in die Herzen der Gamer geschafft haben. Eine dieser Konsolen ist sicher Segas Mega-CD, international auch als Sega-CD bekannt, die als Laufwerkserweiterung des Mega Drives diente. Auch wenn dieses Laufwerk beim Publikum durchfiel, war es doch lange eines meiner liebsten Geräte, allein schon weil ich meinen befreundeten Nintendojüngern mit Videosequenzen aus Spielen wie Dune ein gesundes Neidgrün ins Gesicht zaubern konnte.
Ein Nebeneffekt der Mega-CD-Spiele, nennen wir es mal Feature, ging aber damals völlig unter: Nahezu jedes Spiel hatte jedes Musikstück und jeden Fetzen Sprachausgabe als Audio-Track auf der Spielscheibe. Dadurch hatte man oft den kompletten Spielsoundtrack auf der Disk und konnte die Musik auf seiner Anlage abspielen, sofern man die Datentracks am Anfang übersprang (das Rauschen war weder für die Ohren noch für die Lautsprecher gesundheitsfördernd.

Die Hülle ist etwas mitgenommen, aber der Soundtrack klingt noch 1A
Und heute ist mir eher zufällig die Disk von Ecco – Tides of Time in die Hände gefallen, die ich umgehend in meinen Player gelegt habe. Ich habe diese Musik seit mindestens 10 Jahren nicht mehr gehört und trotzdem war die Musikfolge und jedes einzelne Stück noch so stark in mein Hirn gebrannt, dass ich jede Melodie mitgesummt habe. Dank Google weiß ich nun auch endlich, wem ich diesen entspannenden und charakteristischen Tiefseesoundtrack zu verdanken habe. Spencer Nilsen heißt der Mann und hat neben diesem Soundtrack auch die Musik von Ecco The Dolphin, Teile von Sonic CD und Batman Returns (Sega-CD Version) in seinem Portfolio. Leider finde ich keine weiteren Werke nach 1996, was mich vermuten lässt, dass der gute Mann ein Freelancer für Sega war, dass er generell nicht mehr als Komponist tätig ist oder dass er nicht mehr unter den Lebenden weilt. Ein echter Verlust für die Spielwelt, denn gerade der Soundtrack zu Ecco ist ein kleines Meisterwerk. Sphärische Klänge mit kurzen Walgesängen, Calypsoklänge oder auch härtere Gitarrenriffs wechseln sich ab, ohne jemals das Gefühl für die Weite des Ozeans zu verlieren. Früher habe ich diese Musik gerne an besonders heissen Tagen gehört, während ich in meiner schlecht isolierten Bude unterm Dach förmlich zerflossen bin. Nilsens Musik hat mir zumindest die Illusion der Abkühlung verschafft.
Wenn ihr also Fans von Game Soundtracks seid, schaut euch mal nach Spielen für Segas Mega-CD um! Da man mit einer CD plötzlich mehrere 100 MB für ein Spiel zur Verfügung hatte – eine schier gigantische Zahl im Vergleich zu den bestenfalls zweistelligen Dateigrößen auf den damals üblichen Cartdridges – konnte man eben viel Schnickschnack unterbringen. Genaugenommen musste man es sogar, da man für 16-Bit Spiele einfach nicht soviel Platz brauchte. Sega war wie so oft seiner Zeit zu weit vorraus. Neben wirklich guten Spielen wie Ecco – The Tides of Time findet man aus heutiger Sicht oft diese verborgenen Soundtrack-Schätzchen, für die man heute ein respektables Sümmchen hinlegen müsste, sofern ein Soundtrack überhaupt in Europa erschienen ist. Und wenn Ihr euch die CDs wirklich kauft, schnappt euch noch schnell ein Mega-CD samt Mega Drive, solange es sie noch gibt, denn Segas erste Konsole für Silberlinge ist maßlos unterschätzt!
Bei meinem täglichen Streifzug durch Blogs, Foren und Newsletter habe ich die bedauernswerte Meldung gefunden, dass der Komponist John Barry am 30.01.2011 verstoben ist. Seine letzte Filmmusik komponierte er im Jahr 2001 für den Film Enigma (mit Kate Winslet). Auch wenn sein Name nicht zu den bekanntesten gehört, hat jeder Filmfan mit hundertprozentiger Sicherheit mindestens einen Film mit seiner Musik gesehen und seine Untermalung sehr gut gefunden. Er wurde fünf mal mit dem Oscar ausgezeichnet und zwei weitere Male nominiert:
– „Born Free“ aus Frei geboren – Die Königin der Wildnis (1967/Bester Song)
– Frei geboren – Die Königin der Wildnis (1967/Beste Filmmusik)
– Der Löwe im Winter (1969/Beste Filmmusik (kein Musical))
– Maria Stuart, Königin von Schottland (1972 Nominierung für die beste Filmmusik)
– Jenseits von Afrika (1986/Beste Filmmusik)
– Der mit dem Wolf tanzt (1991/Beste Filmmusik)
– Chaplin (1993/Nominierung für die beste Filmmusik)
Falls es noch immer nicht geklingelt hat, dürften das folgende Bild und die nächste Liste das Aha-Erlebnis bringen.
Jeder kennt James Bond, jeder kennt das James Bond Theme und jeder kann das eine mit dem anderen verbinden. Von allen Auszeichnungen und Nominierungen abgesehen, dürfte Barry für die 007-Filmmusik am bekanntesten sein. Bereits am Erstling „James Bond jagt Dr. No“ war er beteiligt und auch wenn Monty Newman Synonym für das James Bond Theme ist, war es John Barry, der den Score zu dem machte, was wir bis heute kennen. Insgesamt hat er an 11 Bondstreifen mitgewirkt:
– James Bond jagt Dr. No
– Liebesgrüße aus Moskau (Golden Globe Nominierung für den besten Song)
– Goldfinger
– Feuerball
– Man lebt nur zweimal
– Im Geheimdienst Ihrer Majestät
– Diamantenfieber
– Der Mann mit dem goldenen Colt
– Moonraker
– Octopussy
– Im Angesicht des Todes (Golden Globe Nominierung für beste Filmmusik & für den besten Song)
– Der Hauch des Todes
John Barry „live“ mit Goldfinger und dem James Bond Theme – Gänsehaut!
Ganz großes Kino! So ganz nebenbei hat John Barry übrigens auch die Titelmelodie der Kultserie „Die Zwei“ mit Tony Curtis und Roger Moore geschrieben.
Mit Tron verbindet mich seit jeher eine gewisse Hassliebe. Ich habe die Geschichte erstmals als Film-Hörspiel gehört und war von den Bildern in meinem Kopf, die noch nicht vom Film beeinflusst waren, vollkommen fasziniert. Als ich dann den Film das erste mal sah, war ich enttäuscht. Egal wie bahnbrechend die Effekte waren, es war eben nicht das, was sich in meinem Kopfkino abgespielt hat. Mit zunehmenden Alter habe ich Tron aber zu schätzen gelernt und konnte dem Film seinen Kultstatus zusprechen, aber all der Kult kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Tron neben der grandiosen Optik ein relativ langweiliger Film ist. Für die Fortsetzung hat es dann auch 29 Jahre gebraucht.
Der Soundtrack von Daft Punkt ist der Hammer!
Gestern haben wir uns also „den 3D Film des Jahres“ angeschaut. Tron Legacy setzt den gefloppten Klassiker „Tron“ von 1982 konsequent fort. Flynn, Kopf des weltweit führenden Computerkonzerns, verschwindet Ende der 80er Jahre spurlos. Sein Sohn erhält 2011 eine mysteriöse Nachricht, die ihn in die digitale Welt von C.L.U., T.R.O.N. und dem Raster lockt. Aber irgendwas scheint in dieser Welt geschehen zu sein, denn die in blau und rot getauchte Welt ist so ganz anders, wie es Flynn senior seinem Filius stets geschildert hat.
Soviel zur Rahmenstory von Tron Legacy. Da ich in den vergangenen Jahren von Kinohypes immer wieder enttäuscht wurde, habe ich diesmal meine Erwartungshaltung massiv zurückgeschraubt und nach dem Abspann lautete mein Fazit dann auch „besser als befürchtet“. Woran hing es also? Tron Legacy macht genau den gleichen Fehler, den sein Vorgänger gemacht hat. Die Geschichte ist dünn(er), die Action ist stylisch, aber undynamisch und die Kulisse ist so elegant wie unspektakulär. Es ist beispielsweise bemerkenswert, dass die Lightbike-Rennen im Original wesentlich zackiger und spannender inszeniert waren. Auch der 3D-Effekt, der mich generell nach wie vor kalt lässt, war nicht wirklich der Rede wert. Echte „Breathtaker“ gab es nicht und der Kniff lediglich die digitale Welt dreidimensional erscheinen zu lassen, war ziemlich überflüssig. Doch dann ist da die allgegenwärtige Musik von Daft Punk! Seit Inception hat mich kein Soundtrack so dermaßen gepackt wie diese Mischung aus digitalen und orchestralen Tönen. Durch Daft Punkt erhält Tron Legacy seine Seele, wird trotz der Schwächen nie wirklich langweilig und erzeugt damit ein echtes Audiovisuelles Erlebnis.
Alles in allem bekommt man mit Tron Legacy eigentlich alles, was die Marke verspricht. Elegante und durchgestylte Optik, konsequente Weiterentwicklung bekannter Elemente, ein paar Zitate und andere Hommagen für die alten Fans und wenig Geschichte. Mein Tipp: Pfeifft auf 3D und sucht euch ein Kino mit einer guten Soundanlage. Der Soundtrack, der so ganz nebenbei stark an den von Mass Effect 2 oder Blade Runner erinnert, wird euch aus den Socken hauen!


