Follower der Top-Tweets haben es sicher schon gesehen, aber um sicher zu gehen, dass es noch mehr Leute finden, lesen und sich darüber amüsieren, verlinke ich ganz uneigennützig auf den Artikel Sind Leer-Cassetten der Tod der Schallplatte? auf Cliphead, der einen Bravo-Artikel aus dem Jahre 1977 abbildet. Die Lektüre lohnt sich allein schon wegen der Argumentation der Musikindustrie, die bereits vor 35 Jahren über eine Milliarde Verlust wegen eines Kopiermediums propagiert hat. Im Großen und Ganzen kann man die Vokabeln Schallplatte, Leer-Cassette und Radio mit CD, Downloads und Internet ersetzen, zusätzlich die Künstlernamen aktualisieren und schon hätte man ein wunderbares Gerüst für einen Artikel, der die aktuelle Diskussion rund um Copyrights, Downloads und ACTA aufgreift. Die Musikindustrie und die Gesetzgebung hat es nachweislich nicht geschafft innerhalb von 35 Jahren das Urheberrecht auf ein moderneres Level zu heben. Ca. 150 Kommentare, die sich innerhalb von 2 Jahren angesammelt haben, sprechen für sich…
Im Sommer 2011 war der Altmeister der japanischen Spielmusik Nobuo Uematsu höchstpersönlich in Köln, um am Konzert zu seinen Ehren teilzunehmen. Die Symphonic Odysseys, gespielt vom WDR Rundfunkorchester, umfassen Musik von Final Fantasy 1-10, Blue Dragon, Lost Odyssey und noch einigen anderen Spielen. Bisher konnte man sich hierzulande nur mit den Youtube-Mitschnitten trösten, die dieses grandiose Konzert dokumentieren, da man es nicht für nötig hielt diesen Abend auf CD zu bannen. Lediglich in Japan kam ein entsprechender Silberling auf den Markt.
Nun hat aber der WDR eingesehen, dass man Symphonic Odysseys zumindest im eigenen Shop anbieten kann. Der vergleichsweise hohe Preis von 30,99 € resultiert wohl aus dem Umstand, dass diese CD importiert werden muss, da sie nach wie vor nicht außerhalb Japans produziert wird. Auch auf Amazon findet man das Werk lediglich bei einzelnen Importhändlern zu wesentlich höheren Preisen. Wer also die Nase voll hat immer wieder Youtube aufzurufen oder sich umständlich die Musik auf die Festplatte zu rippen (böse, böse, illegal!), kann jetzt mit gutem Gewissen beim WDR bestellen… und für diese Empfehlung bekomme ich keinen Cent 😉
Ich bin ein Musikjunkie. Ich weiß es schon, seit ich als Knirps meine erste Musik mit meinem Mono-Kassettenrekorder von TV-Sendungen wie Ronnies Popshow aufgenommen habe und die meisten Leute, die mich kennenlernen, merken es in der Regel spätestens nach 24 Stunden. Ich bin ein Nerd, der vor 20 Jahren angefangen hat jede Langspielplatte auf Tape zu sichern, um die Originale zu schonen, der vor 15 Jahren began Vinyl und Tapes auf CD zu bannen, der später jede neugekaufte CD als mp3 gesichert hat und heute einer der größten Kunden des mp3-Shops von Amazon ist, aber auf Flohmärkten immer wieder vereinzelte Schallplatten kauft.
Musikmäßig hab ich also ziemlich einen an der Klatsche und da liegt es nahe, dass ich auch bei Games besonders auf den Soundtrack achte. Meiner Meinung nach steht und fällt ein Spiel mit seiner Musik. Eine gute Untermalung wertet jedes Spiel enorm auf, da es mehr als nur ein unterschwelliger Soundteppich sein kann. Musik vermittelt Emotionen, Aktionen oder ganze Landschaften und ist damit der größte Faktor, wenn es um die Atmosphäre geht. Was wäre wohl ein Final Fantasy X ohne den besten Soundtrack, den es jemals in einem Videospiel gab? „To Zanarkand“ wird nicht umsonst auf fast jedem Uematsu-Konzert gespielt und es ist nicht von ungefähr auf unzähligen Handys als Klingelton gespeichert. Nicht jede Spielmusik kommt ohne die Bilder und die Spielerfahrung aus, aber gerade die Stücke von Uematsu schaffen den Spagat zwischen perfekter Untermalung und eigenständiges Meisterwerk. Da man die meisten Soundtracks nur für sehr viel Geld importieren kann, muss ich mich mit meiner Bewertung in erster Linie auf die InGame-Erfahrung stützen. Es sei mir also verziehen, wenn einzelne Games mit toller Musik hier nicht aufgeführt sind und Musik-Compilations wie GTA IV oder diverse Tanz- und Singspiele vollständig ignoriert werden.
Atmosphäre pur – Die besten Gamingsoundtracks
Platz 10: OkamiOkami ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Es ist eines der letzten Schätzchen, das auf der PS2 erschien, es ist so gut von Zelda TP inspiriert, dass es um Längen besser war und es hat einen Stil, der zum Träumen einlädt. Die Musik fügt sich nahtlos ins Bild. Personen werden mit ihr charakterisiert, Landschaften buchstäblich gemalt und Gefühle transportiert. Zudem ist es eine perfekte Mischung aus traditioneller japanischer Musik und moderner orchestraler Inszenierung. Unaufdringlich mit Ohrwurmqualität. |
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Platz 9: Heavy RainDie Geschichte um den Origami Killer und Ethan, der seinen Sohn retten will, nimmt den Spieler mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt. Der Soundtrack macht genau das selbe und wechselt sich mit getragenen Charakterstücken und den Hörer gnadenlos vor sich herpeitschenden dramatischen Stücken ab. Dies ist einer der wenigen Fälle, in dem ein Spiel auch musikalisch einer Hollywood-Produktion in nichts nachsteht. Dieser Soundtrack lag der ersten Auflage per Download-Code bei und ist nur als DLC erhältlich. |
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Platz 8: Dragon Age: OriginsBombast trifft auf Gänsehaut. Die Macher des Soundtracks von Dragon Age Origins können nicht leugnen, dass sie stark von der Musik der Herr der Ringe Trilogie inspiriert wurden. Warum auch nicht? Schließlich sind die Filme und die Musik das, woran sich jedes neue Fantasywerk messen lassen muss. Herausragend sind die ruhigen, gesungenen Stücke, die bereits in das Hauptthema auf dem Titelscreen einfließen. |
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Platz 7: Lost OdysseyErschienen im Jahr 2008 ist Lost Odyssey nach wie vor eines der besten RPGs, das es in dieser Generation auf Konsole geschafft hat. Warum es kein „Final Fantasy“ im Titel hat, liegt wohl nur daran, dass das gesamte Team nicht mehr für Square Enix arbeitet, denn inklusive der Musik ist es mehr FF, als alles was seit dem zehnten Teil erschien. Kein geringerer als Nobuo Uematsu zeichnet für diesen Soundtrack verantwortlich und er schafft es wieder einmal vortrefflich einen „großen Score“ zu schaffen, der problemlos in den Konzerthallen dieser Welt gespielt werden kann. Abwechslungsreich, aufwühlend, stimmig – ein Juwel! |
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Platz 6: Shadow Hearts CovinantDer Soundtrack hebt sich mitunter sehr von typischen japanischen Produktionen ab. Sind die meisten JRPGs doch geprägt durch leichtere orchestrale Kompositionen und vereinzelte Imagesongs, geht es bei Shadow Hearts 2 in eine extravagantere Richtung. Düstere Melodien und rotzige Synthiesounds vermischen sich mit arabisch angehauchten Klängen und klaren Gitarrenklängen. Natürlich kommen auch die JRPG-typischen Elemente auf ihre Kosten, aber grundsätzlich lebt die Musik von dezenter Instrumentierung und das eher untypische Klangbild. |
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Platz 5: ShenmueAuch wenn es mein Lieblingsspiel ist, schafft es Shenmue in dieser Liste „nur“ auf Platz 5. Das liegt an Kleinigkeiten, wie wirklich nervige Stücke, die an manchen Orten insbesondere aus Jukeboxen zu hören sind. Ansonsten schafft es der Soundtrack wunderbar die jeweiligen Gebiete wie Yokosuka oder Kowloon zu untermalen und Gänsehautmomente zu schaffen. Unvergessen bleiben die Dramatik der ersten Minuten oder Shenhuas Gesang in den Bergen Guilins. Ebenfalls unvergessen bleibt die Autogrammstunde, in der ich den Komponisten persönlich treffen durfte 😉 |
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Platz 4: Ecco The Dolphin – Tides of Time CDDiese Musik kann man getrost „Soundtrack der Meere“ nennen. Der Soundtrack der Mega-CD Version von Ecco 2 liegt irgendwo zwischen entspannend und beeindruckend. Walgesänge, Sphärenklang und tragende Melodien sind die Hauptmerkmale und kaum eine andere Musik bringt die Weite des Ozeans derartig klar in das Bewusstsein des Hörers. Der Soundtrack ist unter dem Namen „Songs of Time“ erschienen, aber die Besitzer des Mega-CD-Spiels können die Musik direkt von der Disk genießen. |
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Platz 3: Valkyria ChroniclesDas patriotische Kriegsthema von Valkyria Chronikles spiegelt sich konsequent in der Musik wieder. Jeder Spielabschnitt hat seine eigene Melodie, die sich mit der Dramatik der Szene entwickelt. Wut, Pathos, Trauer, Freude, Leichtigkeit und Zerrissenheit sind nur ein Teil der Emotionen, die hier transportiert werden. Der Einsatz eines großen Orchesters produziert ein Klangbild, das an große Klassiker der Weltkriegsfilme erinnert. Dabei behält es immer wieder typische JRPG-Elemente, die sich aber nie in den Vordergrund spielen. Schön sind auch Kleinigkeiten wie das Spiel der Pikoloflöte, wie man sie aus Sousa-Märschen kennt, die dabei aber eher friedlich, als patriotisch anfeuernd wirkt. Der Beste Soundtrack für ein Kriegsszenario. |
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Platz 2: Silent Hill 2Akira Yamaoka – noch Fragen? Alle, die nicht meine Meinung zu Platz 1 teilen, dürften die Musik von Silent Hill 2 dort sehen. Ein zutiefst verstörender Soundtrack, der perfekt zu Silent Hill 2 passt. Jeder, der es seiner Zeit gespielt hat, wird die unnatürlichen und verzerrten Klänge, die sich zu schönen Harmonien verbinden, immer im Kopf haben und sie auch nach Jahren sofort wiedererkennen. Im krassen Gegensatz dazu stehen die hämmernden Abschnitte, in denen scheinbar Luftschutzsirenen und Metallsägen auf Trommeln und Synthesizer treffen. Es fällt schwer diese Musik objektiv zu beurteilen, denn ohne das Spiel ist die Musik nur die Hälfte wert, wobei ich überzeugt bin, dass Silent Hill ohne seine Musik niemals seine Wirkung erzielt hätte. |
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Platz 1: Final Fantasy XDer Soundtrack von Final Fantasy X ist das Maß aller Dinge. Es gibt keine andere Spielmusik, die die jeweilige Stimmung so auf den Punkt bringt. Nobuo Uematsu hat mit dieser Musik seine stimmigste Arbeit abgeliefert und selbst wenn es einmal ein Werk gibt, welches besser ist, würde ich es niemals zugeben. Selbst Fans der anderen Teile werden zugeben, dass kein anderes Final Fantasy die musikalische Klasse des zehnten Ablegers erreicht, auch wenn alle ihre besonderen Momente haben. |